Die alljährliche Ferienzeit ist gekommen. Die Kinder – Jungen und Mädchen – haben lange Schulferien, und das schließt auch den Religionsunterricht ein. Es ist zweifellos wichtig, dass man ab und zu Urlaub macht und sich ausruht. Dennoch bedürfen gewisse Aspekte der Ferienzeit genauester Überprüfung. Ist denn die Zeit des Urlaubs eine Zeit, in der die Erziehung aufhört, oder ist sie vielmehr eine Periode des Überganges von einer Betätigung zu der anderen?

Nirgendwo im Leben gibt es so etwas wie ein gänzliches "Aufhören", um dann von völlig neuem "Anfangen" gefolgt zu sein; denn das "Aufhören" des Lebens ist der Tod, nicht aber eine vorübergehende Periode des Ausruhens. Es kann wohl einen Übergang von einer Tätigkeit zur anderen geben, ein glattes Aufhören aber gibt es nicht. Ein Beispiel mag das illustrieren:

Die zwei wichtigsten Organe in unserem Körper sind Herz und Gehirn. Das Herz ist der Mittelpunkt des "physischen" Lebens, das Gehirn die Zentrale des "intellektuellen" Lebens. Weil Herz und Gehirn die wesentlichste Kontrolle über den Körper ausüben, sagt man, sie "beherrschen" den Körper. Jedoch hören diese Organe – solange der Körper lebt – nie auf zu funktionieren; sie unterziehen sich nicht einmal grundsätzlicher Änderungen in ihrer Funktion. Und nachdem die Wirksamkeit aller anderen Organe durch die Tätigkeit von Herz und Gehirn bestimmt ist, folgt daraus, dass die anderen Organe, selbst wenn sie scheinbar im Zustand der Untätigkeit sind (wie zum Beispiel während des Schlafes), in Wirklichkeit nicht zu funktionieren aufhören.

Dieses ist am deutlichsten beim Atmen zu erkennen, denn wir können feststellen, dass während des Schlafes die Atmung zwar langsamer ist aber nie aufhört; der "Atem des Lebens" muss immerfort weitergehen.

Eine Parallele dazu ist der Fall der Jungen und Mädchen, die "schulfrei" haben. Die Ferienzeit bedeutet nicht, dass Tora und Mizwot im jüdischen Leben unterbrochen werden oder aufhören dürfen. Vielmehr bedeutet der Urlaub, dass ihr Lernen auf andere Weise gefördert werden kann. Es ist ein Zeitraum, während dessen sie ihre geistigen Fähigkeiten erneuern und ihre Aufnahmefähigkeit vergrößern, mit dem Ziele, ein intensiveres Studium und eine stärker verpflichtete religiöse Lebensweise anzubahnen.

Die Jugend sollte daher Licht und Heiligung auch in die Zeit der Ferien hineinlassen, dadurch dass sie immer daran denkt, dass dies eine Zeit der Vorbereitung ist, um die Qualität sowohl wie den Umfang ihres Lernens in der darauf folgenden Schulzeit zu verbessern. Und sie sollen dies nicht nur denken und beabsichtigen, sondern sie sollen es tun, stets mit unserer heiligen Tora in ihrer täglichen Lebensweise und Betätigung verbunden. Nicht ein einziger Tag sollte vorbeigehen ohne den "Atem des Lebens", der von der "Tora des Lebens" ausgeht. Jeder Einzelne sollte bestimmte Zeiten für irgendeine Art jüdischen Studiums festsetzen, jeder seinem Stande entsprechend.

So mögen alle, die entschlossen sind, ihre Ferien in produktiver, "lebendiger" Weise zu verbringen, viel Erfolg haben, während des Urlaubs selbst wie auch danach, wenn sie zum normalen Leben zurückkehren.