In der dieswöchentlichen Sidra spielt sich das tragische Drama von Korach ab, dessen Empörung sich gegen die Ernennung Aarons zum Hohen Priester richtete. Nachdem Korach und seine Anhänger von G-tt gestraft worden waren, wies der Ewige Moses an, auf welche Weise er ein – für allemal dartun konnte, dass Aarons Ernennung zum Hohen Priester von G-ttes Geheiß erfolgt war.
Der erste Fürst jedes Stammes wurde beauftragt, seinen Namen auf einen Stab zu schreiben und den Stab sodann im Stiftszelt niederzulegen. Aaron selbst musste seinen Namen auf den Stab seines eigenen Stammes – Levi – schreiben. G-tt kündete an, dass ein Wunder geschehen und der Stab des auserwählten Fürsten sprossen werde. Am nächsten Morgen "... siehe, der Stab Aarons für das Haus Levi hatte gesprosst, hatte Blüten geschlagen und trug gereifte Mandeln" (Num. 17, 23).
Mandeln gehören zu den Früchten, die am schnellsten reifen; verhältnismäßig brauchen sie nur eine sehr kurze Zeit, um vom Blütenstand bis zur vollen Frucht auszureifen; und es war aus diesem Grunde, dass sie als Symbol für die Kehuna (Priesteramt) gewählt wurden (Midrasch Rabba, Ende von Korach).
Denn die Weisen des Talmud legen dar (Schabbat 20a), dass die Kohanim sich nicht damit zufrieden gaben, ihre Aufgaben einfach zu versehen, sondern sie waren bemüht, ihren Pflichten unverzüglich und eifrig nachzukommen – ähnlich der schnellen Reife der Mandel.
Eine weitere Erklärung für die "Analogie der Mandel" ist die folgende: Eine der wichtigen Pflichten der Kohanim – die sie auch heute noch ausüben, obgleich der Tempel zerstört wurde – ist es, über anderen Juden zu bestimmten, festgesetzten Zeiten den "priesterlichen" Segen auszusprechen. Die Kohanim selbst waren von G-tt gesegnet worden, so dass der Segen, den sie über dem Volke aussprechen, nicht nur in Erfüllung geht sondern auch unfehlbar und in der kurzmöglichsten Zeit erfüllt wird (Likkute Tora, Ende von Korach).
Am Berge Sinai, bei der Verkündung der Tora, wurde das ganze jüdische Volk zu "einem Reich von Kohanim und einer heiligen Nation" bestimmt (Exodus 19, 6). In gewissem Sinne sind wir daher alle Kohanim, und wir sollten alle eine Lehre ziehen aus der Art und Weise, in der die Kohanim ihren Aufgaben nachkamen.
Wenn sich uns eine Mizwa zu tun bietet, sollten wir sie nicht "auf später verschieben" oder sie unüberlegt oder schematisch erfüllen. Nein, wir sollten, den Kohanim gleich, die Mizwa mit "Serisut" erfüllen – d.h. mit Eifer und Bereitwilligkeit – und dadurch G-ttes Segen verdienen, welcher gleichfalls schnell und ungehindert in Erfüllung gehen wird.
Abrahams Beispiel
"Und Abraham stand früh am Morgen auf..." (Genesis 22, 3). Raschi erläutert: "Er stand früh auf in seinem Eifer, G-ttes Befehl auszuführen (nämlich Isaak zu opfern)". Rabbi Schneur Salman von Liadi, der Begründer des Chabad Chassidismus, diskutiert diesen Vers und die Erläuterung in seinem Werke "Tanja":
"... Dass in der schnellen und eifrigen Befolgung der Mizwot eine große Tugend liegt, ist bekannt und wird auch wiederholt in den Aussprüchen unserer Weisen betont. Zum Beispiel: 'Der Mensch soll sich stets bemühen, der erste zu sein, eine Mizwa auszuüben' (Nasir 23b) usw. Damit würde er es unserem Vater Abraham gleichtun, dessen Pflichtbewusstsein uns und unseren Kindern auf ewig beisteht. Die bloße Tatsache, dass er Isaak auf den Altar band: sie allein würde in Abrahams Falle als nicht so bemerkenswert gelten, wenn man Abrahams Menschengröße im Auge behält und die 'persönliche' Anweisung, die er von G-tt erhalten hatte: 'Nimm deinen Sohn...' Haben doch ungezählte Martyrer ihr eigenes Leben für Kiddusch Haschem (Heiligung des G-ttlichen Namens) hergegeben, obwohl G-tt zu ihnen gar nicht direkt .gesprochen hatte! Der Unterschied bei Abraham war, dass er es mit einem außergewöhnlichen Masse von Serisut getan hat – mit Eifer, Schnelligkeit und Bereitwilligkeit und bemüht, seinem freudigen Wunsche Ausdruck zu verleihen, seines Herrn Willen zu tun und seinem Schöpfer Anlass zu Genugtuung und Gefälligkeit zu geben".
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