Die Verwirrung - in der Tat die Verworrenheit - unseres Zeitalters lässt sich weitgehend darauf zurückführen, dass insbesondere denkende Menschen enttäuscht sind - enttäuscht über die vorherrschenden falschen Ideen und Ideologien. Viele suchen ernstlich nach Wahrheit. Jüdische Ärzte, die mit ihrer Religion verwurzelt sind und ihr die Treue halten, können hier ihren Einfluss geltend machen, wenn sie ihren Ansichten authentischen Ausdruck verleihen, vorzüglich zu Themen, die in irreführende Streitfragen ausgeartet sind.

Eine solche unzweideutige Erklärung von Ärzten könnte in erster Linie dazu beitragen, mit der Fehlvorstellung von einem angeblichen Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion aufzuräumen. Eine regelrechte Wissenschaft, deren Ziel die Erforschung der Wahrheit ist, der ungeschminkten Wahrheit, kann zu keinem Ergebnis führen, welches der Tora, dem "Gesetze der Wahrheit", zuwiderläuft. Im Gegenteil: je tiefer man in die Wissenschaft eindring, umso klarer erkennt man die Wahrheit der grundlegenden Prinzipien wie auch der aus ihnen erwachsenden Folgesätze des jüdischen Glaubens.

Ärzte sind vorzüglich dazu befähigt, mit Entschiedenheit die materialistische Philosophie zu widerlegen. Als ein richtungweisendes Beispiel kann hier die Tatsache dienen, dass körperliche Gesundheit sehr oft von spiritueller Gesundheit abhängt. Schon die Antike hatte den Ausspruch "mens sana in corpore sano" ("gesunder Geist in gesundem Körper"). Heutzutage ist man allgemein davon überzeugt, dass schon ein kleiner spiritueller Fehler eine schwere physische Verwundung zur Folge haben kann; auch weiss man dies: Je gesunder der Geist, und je mehr Übergewicht er über den Körper hat, desto besser ist er fähig, physische Mängel zu korrigieren oder zu überwinden; und so stellt sich in vielen Fällen heraus, dass Behandlungen und Arzneimittel ungemein mehr wirksam sind, wenn sie mit einer starken Willenskraft des Patienten und der entschlossenen Mitwirkung seinerseits zusammengehen.

Dieser Grunsatz von "Geist über Körper" - also: von Qualität über Quantität findet noch seine Bestätigung durch die in medizinischen Kreisen immer weiter um sich greifende Einsicht, dass die lebenswichtigen Funktionen des Organismus nicht von Quantität abhängig sind, wie zum Beispiel bei den Drüsen und den von ihnen produzierten Hormonen und Vitaminen, die mengenmässig nur sehr winzig sind.

Nebenbei sei noch dies bemerkt: Nachdem wir Juden, den Grundsätzen unserer Religion gemäss, die Vorherrschaft der Seele im Körper (d.h. im Mikrokosmos) anerkennen, ist der weitere Schritt zur Anerkennung G-ttes, der "Seele" der ganzen Welt (d. h. des Makrokosmos), nur ein kleiner. Wie unsere Weisen es ausdrücken:

"Wie die Seele den Körper belebt und füllt, wie sie sieht, aber nicht gesehen werden kann, so erfüllt und belebt der Heilige G-tt das Weltall, sieht, wird aber nicht gesehen."

Soweit das mehr Allgemeine. Im Einzelnen gibt es zahlreiche Fragen für die ärztliche Praxis, manche von ihnen von direkter persönlicher Auswirkung, zu denen die Stimme der Ärzte gehört werden sollte. Hierzu gehören, um nur einige zu nennen:

Die überragende Wichtigkeit der Einhaltung von Taharat HaMischpacha (der Bestimmungen über die Reinheit des Familienlebens); die Speisevorschriften; die Beschneidung. Was die Geschlechtsteile betrifft, können Ärzte darauf achten, dass, soweit wie möglich, Behandlungen nicht zu Sterilisation führen, wie es insbesondere bei Prostata-Operationen der Fall sein könnte. Sodann könnten viele Arzneimittel sehr wohl den Kaschrutgesetzen entsprechen; dass viele davon sich augenblicklich nicht daren halten, ist allein auf Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit zurückzuführen. Obduktionen: Auch zum Studium der Anatomie könnten häufig künstliche Modelle und Gliedmassen benutzt werden. Um eine Todesursache festzustellen, ist ein Obduktion vielfach unnötig - es sei denn zum unmittelbaren Zweck von Lebensrettung (Pikuach Nefesch). Jedenfalls sollte die Verstümmelung eines Körpers auf das absolut erforderliche Minimum reduziert werden, und die dann unvermeidlicherweise ausgeschnittenen Teile müssen hinterher mit begraben werden.

Es erübrigt sich, zu betonen, dass all das hier Gesagte - dass nämlich gesundheitlicher Nutzen aus der Einhaltung der religiösen Vorschriften erwachsen kann - nicht als ein Versuch verstanden werden darf, unsere Gesetze vom Standpunkt ihrer Nützlichkeit und Vorteilhaftigkeit aus zu erklären. Es ist ein Grundsatz unseres Glaubens, dass die G-ttlichen Gebote einzig als Ausdruck des Willens G-ttes eingehalten werden müssen, denn "der Lohn für eine Mizwa ist die Mizwa selbst", denn "dies ist der ganze Zweck des Menschen" - sich mit seinem Schöpfer zu verbinden und zu vereinigen, indem er Seinen Befehlen gehorcht.

Es gibt jedoch Leute, die mit einer geistigen "Krankheit" behaftet sind; und diese können vielleicht nur dann zur Beobachtung der religiösen Vorschriften gebracht werden, wenn ihnen ein Nützlichkeitswert einleuchtet. Ihnen muss man die Pflicht zur Einhaltung der Mizwot ebenfalls nahelegen, und wenn es nicht anders geht, dann darf man sie für sie rationalisieren, indem man ihre physischen Vorteile unterstreicht.

Zusammenfassende Übersicht:

Religiöse jüdische Ärzte haben grosse Aufgaben und besondere Möglichkeiten, ihrem Glauben gemäss zu wirken und ihre Ansichten auf dem Gebiet ihrer Wissenschaft zu verbreiten. Auch in der Medizin gibt es nichts, was der Tora widerspricht.