Dies ist die Geschichte eines Königs, der einen Bauern belohnen wollte, der ihm einen großen Dienst erwiesen hatte. „Soll ich ihm einen Sack voll Gold oder Perlen geben?“, überlegte der König. „Nein, das bedeutet mir nichts. Ich möchte ihm etwas schenken, was ich wirklich vermissen werde und was für mich ein Opfer bedeutet!“

Nun besaß der König eine Nachtigall, welche die schönsten Lieder sang, die ein menschliches Ohr je gehört hatte. Diesen Vogel liebte er über alles und fand ein Leben ohne ihn unerträglich. Also ließ er den Bauern rufen und schenkte ihm das Tier. „Das ist mein Dank für deine große Treue“, erklärte er. „Danke, Majestät“, sagte der Bauer und nahm das königliche Geschenk mit in sein bescheidenes Haus.

Einige Zeit später fuhr der König durch das Dorf, in dem der Bauer lebte, und ließ seinen Kutscher vor dem Haus des Bauern anhalten. „Wie gefällt dir mein Geschenk?“, erkundigte er sich.

„Um die Wahrheit zu sagen, Majestät“, meinte der Bauer, „das Fleisch dieses Vogels war recht zäh, fast ungenießbar. Aber ich habe es mit viel Kartoffeln gekocht, und es hat dem Eintopf einen interessanten Geschmack gegeben.“


Die Tora spricht immer wieder vom materiellen Lohn, den G–tt jenen verspricht, die seine Gebote einhalten. Wichtig ist insofern das einführende Kapitel von Bechukotai (Lev. 26:3-27:34): „Wenn ihr in meinen Statuten wandelt und meine Gebote einhaltet und befolgt, werde ich euch Regen geben, wenn ihr ihn braucht; das Land wird reiche Früchte tragen und ebenso die Bäume auf den Feldern.“ Und so weiter ... Segen für das Haus, Segen für den Acker, fruchtbares Vieh, Gesundheit und Frieden.

Viele Gelehrte und Weise haben darüber nachgedacht, warum die Tora so großen Wert auf materiellen Lohn für das Einhalten der Mizwot legt. Wenn G–tt unsere Frömmigkeit belohnen will, wäre es dann nicht angemessener, uns spirituell zu segnen, also die Seele zu belohnen, sobald sie vom Körper befreit ist?

Doch die chassidischen Meister sagen: Das physische Leben ist das g-ttlichste aller Geschenke. Aber es kommt natürlich darauf an, was wir aus ihm machen.