Die Hausfrau beugt sich über den großen, stabilen Küchentisch. Sie hebt und senkt die Arme kreisförmig, drückt und presst mit den Fingern, zieht an einer klebrigen, zähen Masse. Zu dieser Masse gehören:
Getreide, das ihre Familie mühsam angebaut und geerntet hat;
Wasser, das sie aus dem Brunnen geholt und mit einem Becher abgemessen hat;
Hefe, Salz und Gewürze, die sie in der Küche gemischt oder mit ihrem Geld gekauft hat. Das alles knetet sie zu einem Teig, um für sich und ihre Familie Brot zu backen.
Aber zuerst bricht sie ein Stück ab. Bevor sie das Produkt ihrer Arbeit backt, um es zu essen, wählt sie ein schönes Stück als Challa aus, als Geschenk für G-tt.
Hinter einer Reihe von Glastüren werden die „schönen Sachen“ der Familie aufbewahrt: Kristallvasen, Porzellangeschirr, Nippsachen und Genrebilder in unterschiedlicher Größe und aus unterschiedlichem Material. Aber das allerschönste und teuerste Objekt ist der silberne Kiddusch-Becher, den die Familie am Schabbat benutzt, um die Heiligkeit des Ruhetages zu feiern und ihr Leben dem Willen ihres Schöpfers zu weihen.
Im Jahr 1940 wird ein chassidischer Rebbe aus dem von Nazis besetzten Warschau gerettet und nach Amerika in Sicherheit gebracht. Er macht sich sofort daran, in der Neuen Welt das jüdische Leben wieder aufzubauen, das in der Alten Welt zerstört worden ist. Also schickt er seine Schüler in die Städte überall im Land, um Schulen für jüdische Kinder zu gründen.
In diesen „Tagesschulen“ (so nennt man sie im Unterschied zu den „hebräischen Schulen“, welche die Kinder nach der weltlichen Schule besuchen) lernen die Kinder die Tora und den Talmud, die Gebete und Rituale, die Geschichte und die Philosophie des jüdischen Volkes. Aber es gibt auch den gesamten weltlichen Unterricht: Englisch, Mathematik, Naturwissenschaft usw. - alles, was die Kinder für ein erfolgreiches Leben brauchen.
Eine der Anweisungen des Rebbe für diese Schulen lautet: Die Morgenstunden sind für die jüdische Erziehung bestimmt, die weltlichen Fächer werden nachmittags behandelt. Alle Schulen arbeiten mit wenig Geld und wenig Lehrern. Gestaffelter Unterricht wäre angesichts der begrenzte Mittel viel leichter, billiger und „praktischer“ gewesen; aber der Rebbe besteht auf seinem System. Am Morgen, erklärt er, ist das Kind frischer, lernwilliger und aufgeweckter, und diese besten Stunden sollten den wichtigsten Themen vorbehalten sein: unserer Identität und unserer Aufgabe im Leben.
Ein Tag im Leben eines Menschen ist eine Welt für sich: Kontinente und Inseln der Wachheit trennen Ozeane der Langeweile, Städte der Geselligkeit, Autobahnen der Kommunikation.
Welche Tageszeit ist die wertvollste? Der Moment des Aufwachens. Dann schlagen die Wogen des Unbewussten an die Küste des Bewusstseins und erzeugen Möglichkeiten. Was Sie in diesem Augenblick tun, hat größeren Einfluss auf den Tag und das Leben als jeder andere Moment.
Was also machen Sie aus dem Augenblick des Erwachens?
„Und G-tt sprach zu Mosche und sagte:
Wenn ihr vom Brot des Landes esst, sollt ihr etwas davon G-tt geben.
Den ersten Teil eures Teiges sollt ihr als Challa abtrennen ... in allen euren Generationen.“ (Numeri 15:17-20)
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