Als die Kundschafter vom Lande Israel zurückkehrten und verkündeten, das Land sei nicht zu bezwingen, begann das Volk zu weinen und Weh zu klagen. Sofort wollten sie nach Ägypten zurückkehren, um ihre Kinder nicht in Israel im Kampf zu verlieren. Trotz der vielen Wunder, welche sie zu jenem Zeitpunkt schon erlebt hatten, war ihr Glaube an G-tt nicht genügend stark, um ihnen Mut zu spenden.

Danach lesen wir, wie G-tt sich an Mosche wandte und das Volk mit harschen Worten kritisierte. Zuerst wollte er das Volk auf Ort und Stelle vernichten, durch das Gebet Mosches wurde die Strafe jedoch gemildert. Sie würden nun vierzig Jahre in der Wüste verbringen und alle Erwachsene über zwanzig würden in der Wüste ihr trauriges Ende finden.

Als Mosche diese Botschaft G-ttes ans Volk brachte, begann sich plötzlich ein Sinneswandel abzuzeichnen: Dieselben Leute die nur kurz vorher gegen Israel Propaganda gemacht hatten und an G-ttes Können gezweifelt hatten, bereuten nun ihr Verhalten und wollten doch nach Israel gehen. Plötzlich hatten sie ihren Glauben wieder gefunden und hofften, dass sie ihren Fehler wieder gut machen könnten. Doch leider blieb ihnen dies verweigert.

Welche Lehre können wir aus dieser Episode ziehen? Der Glaube an G-tt muss entwickelt werden. Selbst das Volk welche so viele unglaubliche Wunder mit eigenen Augen erlebt hatte, konnte in gewissen Umständen an ihm zweifeln. G-tt ist ein abstraktes, für unsere begrenzte Kapazität schwer fassbares Konzept.

Deshalb kann der Mensch noch so viele Wunder erlebt haben, wenn er an seinem Glauben nicht arbeitet und mit seinem Verstand nicht eine Brücke zu seinem Glauben zu bauen bestrebt ist, wird ihm sein Glaube unter Umständen im Stich lassen.

Das hebräische Wort für Glaube ist „Emuna“. „Emuna“ bedeutet jedoch auch Übung und meistern. Ein Meister in seinem Fach wird „Uman“ genannt, sich etwas anzugewöhnen heisst auf Hebräisch – „Leamen“. Obwohl der Glaube tief in unserer Seele verankert ist, müssen wir daran arbeiten, ihn zu entwickeln und zu meistern.

Doch auch wenn es uns erscheint, dass wir (oder ein Mitmensch) seinen Glauben verloren haben, ist dies bloss ein trügerischer Schein. Sobald nämlich das jüdische Volk von G-tt mit starken Worten auf seinen Platz verwiesen wurde und von G-tt zurechtgewiesen wurde, manifestierte sich der Glaube wieder wie von selbst. Nun hatten sie plötzlich keine Zweifel mehr, ob G-tt tatsächlich das Land erobern könne.

Wenn wir manchmal Zweifel an G-tt hegen, ist dies bloss eine äußere Hülle unserer Persönlichkeit, welche solche Zweifel aufwirft, tief drinnen ist der Glaube intakt. Manchmal sind es (leider) gerade die harten Worte und schweren Zeiten, welche den Menschen wieder dieser Tatsache bewusst werden lassen.