Eines ist klar: Die Tora ist nicht gerade zurückhaltend, was die Strafe für alle Arten von Sünden betrifft, einschließlich der Todesstrafe. Darum halten viele sie für ein ungewöhnlich hartes Dokument. Aber wir müssen das ganze Bild sehen, wie Schoftim es diese Woche beschreibt.

Schoftim bedeutet „Richter“ und handelt von der Ernennung der Richter und Beamten, die das Gesetz deuten und durchsetzen sollten. In Schoftim lesen wir von zahlreichen harten Strafen für viele Verbrechen, aber es gibt auch fortschrittliche Passagen über die Gerechtigkeit.

Denken Sie daran, dass die erste Generation der Juden, welche die Tora las, unter Königen und Despoten lebte, die oft keinem Gesetz, sondern ihren Launen folgten. Sie konnten Unschuldige ermorden, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Das ist eine der wichtigsten Änderungen, welche die Tora durchsetzte, nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt.

Obwohl wir klein an Zahl sind, haben wir fast jedes andere Volk auf Erden beeinflusst. Heute sind sich die Völker der Welt darin einig, dass Herrscher, die keinem höheren Gesetz gehorchen und nur ihrem Ego folgen, bestraft oder abgesetzt werden müssen. Das geschieht nicht immer, aber man ist sich wenigstens darüber einig, dass das Gesetz für jeden gilt.

Das allein ist ein gewaltiger Fortschritt, den die Welt der Tora verdankt. Schoftim erklärt uns beispielsweise, wie wichtig Beweise vor einem Urteil sind (17:6): „Auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin soll er des Todes sein. Auf die Aussage eines Zeugen hin soll er nicht des Todes sein.“ Es waren also zwei Zeugen notwendig, und die Richter mussten von deren Zuverlässigkeit überzeugt sein.

Schoftim schreibt auch eine Berufungsinstanz vor, und auch diese Neuerung dient unserem Schutz; denn selbst Richter können sich irren, und darum muss es andere Richter geben, die den Fall überprüfen. Eine weitere Prüfung stand dem König zu – aber nicht einem König, wie die meisten anderen Völker ihn damals hatten.

Dieser König durfte weder Frauen noch Pferde, noch Silber oder Gold für sich „beschlagnahmen“. Er musste vielmehr „eine Abschrift dieses Gesetzes“ besitzen und „an jedem Tag seines Lebens“ darin lesen. Mit anderen Worten: Er war ebenso wie alle anderen an die Tora gebunden und musste sie sehr gut kennen. Aber auch der König war jemandem Rechenschaft schuldig, so wie wir alle: dem höchsten Gericht, das immer Gerechtigkeit übt.