Ein amerikanischer Zahnarzt beobachtete auf einer Reise durch eine arme Gegend in Südamerika viele Menschen mit gespaltenen Lippen und Gaumen. Zunächst wunderte er sich darüber, daß diese Mißbildung dort häufiger vorkam als in den USA, dann erkannte er, daß das gar nicht stimmte – sie wurde nur nicht behandelt. In Amerika werden solche Mißbildungen meist schon bei Kleinkindern beseitigt, aber in der Region, die der Zahnarzt besuchte, sind solche Operationen für die Menschen zu teuer. Die Betroffenen müssen sich nicht nur mit dem körperlichen Fehler herumplagen, sondern werden auch von anderen Leuten gemieden, weil sie angeblich verflucht sind.

Der Zahnarzt kehrte nach einem Jahr mit einem Team von Ärzten zurück und operierte Hunderte von Menschen. Die Operationen waren einfach, gefahrlos und wirksam. Seither hat er Tausende von Armen in vielen Gebieten der Welt behandelt, und er arbeitet mit seinem Team sechzehn Stunden am Tag.


Ähnliches erlebte ein Augenarzt, der auf einer Insel Urlaub machte und dort arme Menschen mit grauem Star traf. Auch er stellte ein Team von Ärzten, Schwestern, Technikern und sogar Studenten zusammen, um diesen Menschen zu helfen. Auch sie arbeiten unermüdlich, und die Patienten reisen viele Meilen zu ihnen - oft zu Fuß – um Hilfe zu bekommen, die sie sich bisher nicht leisten konnten.

Kunst von Sefira Lightstone.

Im Wochenabschnitt Schoftim lesen wir von den Geboten, die G–tt für Richter erlassen hat – sie verbieten Bestechung und Begünstigung aller Art.

Der Text erinnert an die “blinde Justizia”, die nur die Tat beurteilt und sich nicht von äußeren Faktoren beeinflussen läßt. Es ist übrigens interessant, daß Zedek, das Wort für “Gerechtigkeit”, die Wurzel von Zedaka ist, das “Almosen” oder “Gabe der Nächstenliebe” bedeutet – auch das ist also Gerechtigkeit! Schoftim enthält einen berühmten Satz, der mit “Gerechtigkeit, Gerechtigkeit sollt ihr üben” oder “... anstreben” übersetzt wird. Das mindeste, was wir tun müssen ist, rechtschaffen zu leben.

Aber Gerechtigkeit anstreben bedeutet, daß wir die Mizwot im täglichen Leben ernst nehmen. Der Zahnarzt, der Augenarzt und ihre Mitarbeiter hätten zu Hause viel bequemer leben können, und auch dort halfen sie ja anderen. Dennoch gingen sie ins Ausland und arbeiteten hart und unter schwierigen Bedingungen.

Darum müssen wir uns fragen: Sind wir nur im passiven Sinne gerecht, oder streben wir aktiv nach Gerechtigkeit? Der Unterschied kann die Welt verändern!