Heutzutage ist es Mode, auf die Medien zu schimpfen, die anscheinend scharf auf saftige neue Storys sind. Schlagzeilen und Fernsehprogramme stellen Personen heraus, die eines Verbrechens beschuldigt werden oder an Skandalen beteiligt sind – sie haben „Unterhaltungswert“. Dennoch raten uns manche Leute, andere nicht zu verurteilen, einerlei, ob sie in den Medien oder in unserem Leben erscheinen.

Aber wie soll das möglich sein? Wir beurteilen doch alle, denen wir begegnen oder von denen wir hören, anhand unserer Erfahrung. Spricht oder handelt er wie jemand, der uns Unrecht getan hat? Ist sie so gekleidet, wie arme Schlucker oder eitle Typen oder Außenseiter?

Natürlich beurteilen wir. Dazu sind die Augen, die Ohren, der Verstand und die Erfahrung schließlich da. Das ist nützlich und dient sogar unserer Sicherheit. Wie könnten wir mit anderen umgehen, wenn wir keine Ahnung hätten, wer sie sind? Aber was wissen wir wirklich über sie?

Der Wochenabschnitt Schoftim kann uns helfen das Dilemma zu lösen. Zunächst ordnet er an, Richter und Beamte „in all eure Tore“ zu setzen, um „gerecht über die Menschen zu urteilen“. Außerdem enthält dieser Abschnitt die Gebote über Könige, Priester und Propheten, die zwei Hauptmerkmale aufweisen: Erstens empfangen sie ihr Wissen und ihre Autorität selbstverständlich von G-tt, und sie müssen seine Gebote einhalten und achten. Zweitens hat jeder von ihnen seinen Aufgabenbereich.

Könige sind für das gesamte öffentliche Wohl verantwortlich, vor allem für den Umgang mit anderen Völkern. Richter und ihre Berater untersuchen und beurteilen weltliche Ereignisse. Priester sind für bestimmte Aspekte der Religion zuständig. Und Propheten geben uns Ratschläge zu moralischen Fragen und bereiten uns auf die Zukunft vor.

Das alles trifft auch auf Sie zu. Sie müssen viele weltliche Probleme lösen und entscheiden, wie Sie so viel Gutes wie möglich tun können. Sie müssen sich mit den Details der Religion und mit Ihrem spirituellen Leben befassen. Und immer wählen Sie aus und beurteilen. Wann aber dürfen Sie urteilen? Wenn Sie dabei nur ein Ziel haben: G-ttes Botschafter auf Erden zu sein, seine Mizwot einzuhalten und für ihn eine Wohnung einzurichten.

Wenn wir der täglichen Tretmühle des Berufs entfliehen wollen, fahren wir in Urlaub. Wir mieten eine Hütte, die viel kleiner ist als unser Heim und verzichten auf den gewohnten Komfort. Wir leben fast primitiv – aber wir fühlen uns frei.