Es wird Sie vielleicht nicht überraschen, daß unser Zivil- und Strafrecht zu einem großen Teil in der Tora einen Vorläufer hat. Das gilt beispielsweise für den Unterschied zwischen Mord und Totschlag und anderen Tötungsdelikten. In der Tora finden wir:

Schogeg: eine Tötung ohne jeden Vorsatz und ohne Verschulden durch einen Unglücksfall;

Oness: ein nicht beabsichtigter Unfall, aber mit einer gewissen Schuld, vergleichbar mit fahrlässiger Tötung;

Mesid: eine vorsätzliche, geplante Tötung.

Aber eines haben wir vom Recht der Tora nicht übernommen: die Idee der Zufluchtsstätten, um die es im neuen Wochenabschnitt, Schoftim, geht.

Wenn jemandem eine Axt aus der Hand rutschte und einen anderen tötete, konnte der Schuldige in eine Stadt fliehen, die ihm Zuflucht gewährte. So entkam er der Rache der Familie seines Opfers und konnte bereuen und büßen, während er auf den Spruch des Bejt Din, des hohen Gerichtshofes, wartete.

Welche Zufluchtsstätten haben wir? Leider hat die Resozialisierung keinen großen Stellenwert mehr. Das einzige, was manche Gefängnisse ihren Insassen zu bieten haben, sind juristische Bücher in der Bibliothek, damit sie ihre Berufung planen können. Nur wenige Entlassene dürfen darauf hoffen, ein anständiges Leben zu führen.

Im Gefängnis gibt es auch wenig Gelegenheit zur Reue oder gar Buße. Man kann sich nur schwer auf seine spirituelle Erneuerung konzentrieren, wenn der Zellengenosse seinen Löffel zu einem Dolch feilt.

Die Tora anerkennt den Wunsch aller Menschen - selbst der Straftäter - nützliche Mitglieder der Gemeinschaft zu werden. Damit sollten wir uns gründlicher befassen und die Ratschläge der Tora befolgen.


Es lohnt sich auch, über die allgemeine Bedeutung dieses Monats, Elul, nachzudenken. Elul ist die chronologische Entsprechung einer Stadt der Zuflucht. Während wir auf das Gericht von Rosch Haschana und Jom Kippur warten, haben wir Gelegenheit zu prüfen, wie wir uns verhalten haben. Wir können Buße tun für die “Unfälle”, die vielleicht keine böse Absicht waren, für die wir aber doch eine gewisse Verantwortung tragen. Und wir können uns überlegen, wie wir es künftig besser machen.

Nehmen Sie sich einen Tag lang frei von materiellen und finanziellen Angelegenheiten; streifen Sie die Fesseln des Alltags ab. Suchen Sie Zuflucht bei der Tora - sie garantiert Ihre spirituelle Sicherheit.