Eine der albernsten Fragen, die Eltern ihren Kindern stellen, lautet: „Warum hast du das getan?“ Was nützt es, wenn sie wissen, warum der kleine Bernd seine Schwester geschlagen hat? Außerdem haben sie dem Kind ja immer eingeschärft, dass es keinen Klatsch erzählen soll – und jetzt fordern sie es dazu auf. Ja, es ist nicht leicht, ein Kind oder Eltern zu sein.

Aber dürfen wir einen Erwachsenen fragen, warum er zum Fußballspiel gegangen ist, eine gute Jacke weggeworfen hat, zu viel gegessen hat, diesen Brotlaib und nicht den anderen gekauft hat oder den Bestseller Nummer eins nicht gelesen hat?

Sollen wir etwa für alles Rechenschaft ablegen, was wir tun, selbst wenn es noch so banal ist? Müssen wir womöglich den Weg zur Arbeit nach moralischen Maßstäben festlegen? Genügt es nicht, dass wir unser Bestes tun, um die Mizwot zu befolgen, dass wir in die Synagoge gehen und Mitglied in Ausschüssen sind?

Ja und nein.


Im Wochenabschnitt Schoftim geht es um Richter und um das Richten. Es geht um den Charakter der Richter und um die Verbrechen, mit denen sie es zu tun haben: mit Mord, mit falschem Zeugnis und mit „Du sollst den Grenzstein deines Nächsten nicht entfernen“. Was hat der Grenzstein hier zu suchen? Und wenn wir schon dabei sind: Was haben die vielen anderen Kleinigkeiten in der Tora, im Talmud und in den anderen Kommentaren zu suchen? Wenn Sie glauben, es sei eine Last, für jede alltägliche Entscheidung verantwortlich zu sein, sollten Sie einmal lesen, wie Rabbiner über Kommas und Zwischenräume debattieren!

Nicht alles, was Sie tun, hat eine moralische Komponente. Aber jeder Tag hat seine Moral. Jeder Tag ist ein Geschenk (und das ist seltsamerweise das Thema vieler Bestseller). Unsere Zeit hier auf Erden ist ein Geschenk. Alles, was Sie besitzen, ist ein Geschenk. Und darum ist es eine Frage der Moral, wie Sie diese Geschenke nutzen.

Ein Fußballspiel macht Spaß. Aber wie viele Spiele müssen Sie sehen? Wie oft brauchen Sie Unterhaltung, anstatt einen Menschen zu erleuchten oder ihm zu helfen? Es kommt nicht auf eine einzige Entscheidung an, sondern auf die Summe aller Entscheidungen in Ihrem Leben. Das gilt immer, einerlei ob Sie selbst über Ihr Leben urteilen oder ob G–tt urteilt.

Alle Eltern wissen, wie ein schlaues Kind sich wehrt, wenn sich ihm verbieten, zu lange vor dem Fernseher zu sitzen: „Darf ich denn nie Spaß haben?“ Die Antwort lautet natürlich: „Doch, du darfst! Aber der Spaß muss im richtigen Verhältnis zu allem anderen stehen.“

Das gilt auch für Sie. Zählen Sie die Zeit zusammen, die Sie sinnvoll nutzen, etwa um anderen zu helfen oder eine Mizwa zu erfüllen. Und dann zählen Sie die Zeit zusammen, die dem Vergnügen dient. Welche Summe ist größer?

Selbstverständlich ist Spaß erlaubt - die Tora schreibt ihn sogar vor. Aber Spaß und Pflicht müssen ausgewogen sein.