Manche Menschen sind Planierraupen. Sie versetzen Berge, erobern Länder und erreichen das scheinbar Unmögliche. Aber wenn keine Berge mehr zu besteigen sind, lassen diese Menschen nach. Routine, Bewahren und Erhalten sind nicht ihre Stärken. Sie brauchen Aufregung und Herausforderung, nicht die tägliche langweilige Tretmühle.

Der Name unseres neuen Wochenabschnitts, Zaw, bedeutet „Befiehl“. Er schildert, wie Mosche von G-tt angewiesen wird, die Kohanim (Priester) darüber zu unterrichten, wie die Brandopfer im Heiligtum dargebracht werden mussten. Raschi weist darauf hin, dass das Wort Zaw im Gegensatz zum milderen „sprich“ oder „sage“, meist dann benutzt wird, wenn ein Gebot eine gewisse Einsatzbereitschaft voraussetzt – wenn es sich um Pflichten handelt, die „sofort und zudem für die Nachwelt“ zu erledigen sind.

Zweifelte G-tt etwa an der Hingabe Aharons und seiner Söhne? Gab es Anlass zur Befürchtung, sie würden bei ihrem heiligen Dienst etwas anderes tun als das, was ihnen befohlen wurde? Immerhin waren sie die frömmsten und hingebungsvollsten Männer. Warum also ist das Wort „Befiehl“ notwendig?

Raschi erklärt: Es geht nicht nur um die Dringlichkeit, sondern auch darum, dass künftige Generationen den G-ttesdienst in der gleichen Weise ausüben sollten. Wenn eine Mizwa neu ist, fällt es uns leichter, engagiert und eifrig zu sein – aber was wird in der Zukunft geschehen? Werden die Nachkommen noch genau so eifrig sein, oder wird ihre Begeisterung erlahmen?

In Sportstadien gibt es Athleten und Mannschaften, die an Anfang stark sind, aber vor dem Ziel müde werden. Andere halten zwar durch, brechen aber im Ziel zusammen. Wenn unsere Energie so stark schwankt, können wir nichts Großes erreichen. Wir brauchen Konzentration und Energie bis zum Schluss.

So ist es auch im Leben. Die Leute in Hollywoodfilmen heiraten schnell – aber wie viele bleiben verheiratet? Und wie steht es mit dem Judentum? Viele Juden sind an Jom Kippur sehr eifrig. Aber was tun sie das ganze Jahr über? Viele haben Momente der Inspiration, aber sie lassen sie verstreichen.

Ein Mann kam in die Synagoge, um zum Gedenken an seinen Vater Kaddisch zu sprechen. Doch leider brachte die Gemeinde keinen Minjan zusammen (für das Gebet sind 10 Männer notwendig). Der Mann ärgerte sich, aber einer der Anwesenden ermahnte ihn: „Wo warst du gestern, als andere den Kaddisch sprechen wollten und kein Minjan zustande kam?“ Viele Menschen nehmen am Jahrtag eines verstorbenen Angehörigen am G-ttesdienst teil, bleiben aber an „normalen“ Tagen zu Hause.

König David fragt in Psalm 24: „Wer kann den Berg G-ttes besteigen, und wer kann an Seinem heiligen Platz stehen?“ Es ist leichter, auf den Berg zu klettern, als auf dem Gipfel zu bleiben. Es gibt hervorragende Wegbereiter, die Mühe haben, das Programm am Leben zu erhalten, das sie selbst initiiert haben. In einer idealen Welt wären Pioniere für den Start zuständig, und die anderen würden sich dann um die Routine kümmern. Aber das gelingt nicht immer. Manchmal können wir uns nicht den Luxus leisten, uns nur auf jene Bereiche des Lebens zu konzentrieren, die uns Spaß machen. Meist ist das Leben eine Mühsal. Abenteuer sind selten, und neue Wege gehören nicht zum Alltag. Wir müssen an unseren Errungenschaften beharrlich weiterarbeiten, damit sie die Zeit überdauern.

Der Befehl an die Priester gilt heute noch für jeden von uns. Tun Sie sofort, was wichtig ist. Und hören Sie nie auf zu tun, was heilig ist.