Als die letzte Straßenbahn des Abends in einer kühlen Winternacht 1955 durch die Kingston Avenue fuhr, begleitete ein gutgelaunter junger Shimshon Stock einen guten Bekannten und dessen Sohn, der bald Bar Mizwa sein würde, auf dem Weg in die Lubawitsch Synagoge, an der 770 Eastern Parkway.
In der „770“, die später als Lubawitscher Welthauptquartier bekannt werden würde, befand sich das Arbeitszimmer und das Büro des Lubawitscher Rebben. Rabbi Menachem Mendel Schneerson hatte ein paar Jahre zuvor die Führung dieser kleinen chassidischen Gemeinschaft akzeptiert hatte, die noch dabei war, sich von den Verwüstungen des Stalinismus und des Holocaust zu erholen. Zu dieser Zeit hatte der Rebbe nur eine Handvoll Abgesandte, die über Israel, Amerika, das europäische und Nördliche Afrika verstreut waren; aber er baute bereits unermüdlich an einem globalen Netzwerk von Gemeinden, die bald für ihre unkonventionelle und zeitgenössische Weise, die jüdische Jugend zu erreichen, weltbekannt wurde.
Shimshon, in der Neuen Welt geboren, war, wie man sagt, ein typisch „amerikanischer Junge“. Doch pflegte er bereits eine enge und ganz besondere Freundschaft mit dem Rebben, noch vor dem Tod des vorigen Lubawitscher Rebben. Er stellte dem Rebben seinen Freund und dessen Sohn vor, der sie mit seinem wohligen und warmem Händedruck begrüßte, und sie bat, sich zu setzen.
Der Rebbe segnete kurz den Jungen, dass er wachsen möge, eine Quelle des Stolzes der Juden und seiner Familie zu werden. Als sie aufstanden, um wieder zu gehen, überraschte der Rebbe die drei Amerikaner mit der Frage, die er an den Jugendlichen richtete: „Bist du ein Baseball-Fan?“
Der Bar Mizwa Junge bejahte die Frage. „Von welcher Mannschaft bist du ein Fan - von den Yankees oder den Dodgers?“
Von den Dodgers, antwortete der Junge.
„Ist auch dein Vater Anhänger dieser Mannschaft?“
Nein.
„Nimmt er dich zu den Spielen mit?“
So, hin und wieder nehme der Vater ihn mit. Vor einem Monat habe man eine Partie gesehen.
„Wie war das Spiel?“
Es war enttäuschend, meinte der 13-Jährige. Im sechsten Inning hätten die Dogers 9:2 bereits hinten gelegen, so dass man entschieden habe, das Stadion zu verlassen.
„Verließen auch die Spieler das Spiel, als ihr gegangen seid?“
Rabbi, die Spieler können nicht mitten in der Partie das Feld verlassen, erwiderte der Junge!
„Warum nicht?“, fragte der Rebbe. „Erkläre mir, wie das funktioniert.“
Es gebe Spieler und Anhänger, erläuterte der Baseball-Fan. Die Anhänger könnten gehen, wann sie wollten - sie seien nicht Teil des Spiels. Das Spiel könne auch ohne sie weitergehen. Aber die Spieler müssten bleiben und versuchen, zu gewinnen, bis die Begegnung zu Ende ist.
„Das ist die Lehre, die ich dir auch in Bezug auf das Judentum erteilen will,“ sagte der Rebbe mit einem Lächeln. „Du kannst entweder ein Anhänger oder ein Spieler sein. Sei ein Spieler!“
Wieder draußen, vor der „770“, als sich Vater und Sohn von Shimshon verabschiedeten, teilten die Drei ihre neue Bewunderung für einen Pionier der jüdischen Bildung.
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