Jüdische Feiertage dienen in der Regel dem Gedenken an historische jüdische Ereignisse. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wenn wir einen Feiertag wirklich feiern wollen, wenn wir seine Seele erfassen und seine Fähigkeit, unser Leben zu verbessern, erkennen wollen, müssen wir ihn persönlich gestalten.

Mit anderen Worten: Ich muss mir eine alte Erzählung ansehen und ... mich selbst darin wiederfinden.

Wie würde das mit dem Purim-Fest funktionieren?

An Purim feiern wir die wundersame Rettung der Juden vor ihrer Vernichtung vor mehr als 2000 Jahren im alten Persien. Haman, der böse Berater von König Achaschwerosch, verachtete die Idee der jüdischen Identität. Also überzeugte er den König, jeden zu töten, der sie bewahrte.

Wenn eine Beziehung wichtig ist, finden wir einen Weg, sie zu ehren und zu schützen Die Juden gaben nicht nach. Sie waren besorgt, sie beteten, sie fasteten und sie waren gestresst. Aber ihr Engagement war stark und sie wurden letztendlich gerettet.

Eine schöne Erzählung. Aber inwiefern ist das meine Geschichte?

Ich bin, G-tt sei Dank, nie mit Vernichtung bedroht worden. Ich hatte und habe immer noch meinen Anteil an Stress, Problemen und brenzligen Situationen, aber nichts, was in den Bereich der Lebensgefahr fällt. Daher kann ich mich ehrlich gesagt nicht in die Lage dieser Juden versetzen.

Es sei denn.

Es sei denn, ich sehe alle moralischen Herausforderungen als seelenverwandt an, auch wenn sie sich in Bezug auf die physischen Folgen stark unterscheiden.

Die Juden wurden aufgefordert, ihre Beziehung zum G-ttlichen zu verleugnen, und sie beschlossen, diese Beziehung zu ehren, selbst auf Kosten ihres eigenen Lebens.

Wir alle haben eine Beziehung zu unserem Schöpfer und die Fähigkeit – und hoffentlich auch die Verpflichtung –, diese Beziehung durch unser Handeln zu ehren.

Aber dieses Engagement ist oft gefährdet.

Wenn man sich beispielsweise zu einem „respektvollen Diskurs“ verpflichtet hat, bricht dieses innere Versprechen dann angesichts eines beleidigenden Kommentars eines Kollegen zusammen?

Und wenn man sich verpflichtet hat, am Freitag vor Sonnenuntergang die Kerzen für den Schabbat anzuzünden, was passiert dann, wenn das Leben einem scheinbar im Weg steht, vor allem, wenn es „nur dieses eine Mal“ ist.

Wenn eine Beziehung wichtig ist, finden wir einen Weg, sie zu ehren und zu schützen, auch wenn es schwierig wird.

An Purim freuen wir uns. Wir nutzen die Gelegenheit, uns in der Schönheit unserer Beziehung zum G-ttlichen zu sonnen, und wir entdecken unsere eigene tiefe Verpflichtung, den Kurs zu halten, auch wenn es schwierig wird.

LeChaim.