Familie Weinstein diskutierte am Schabbat-Tisch Paraschat Emor. Schimi beschrieb einige der Vorschriften, welche die Kohanim zu beachten hatten. "Weißt du Schimi," unterbrach ihn sein jüngerer Bruder Chaim, "das Leben als Kohen muss schon sehr hart gewesen sein. Ein Kohen musste sich jederzeit davor in Acht nehmen, nicht tameh (d. h. spirituell unrein) zu werden."

Vater Weinstein schaute Chaim nachdenklich an. Er wollte Chaim dabei helfen zu verstehen, dass ein Kohen zu sein ein Privileg und keine Belastung ist.

"Denke doch einmal an deinen Onkel Aaron, den Wissenschaftler," sagte Vater Weinstein. Chaim erinnerte sich an Onkel Aarons letzten Besuch. Dieser lag schon eine ganze Weile zurück, da Onkel Aaron ein sehr beschäftigter Mann ist, der die meiste Zeit in seinem Labor an einem wissenschaftlichen Institut am Forschen ist. Bei seinem letzten Besuch erzählte ihm Onkel Aaron etwas über seine Arbeit. Er trägt jeden Tag einen weißen Schutzanzug und muss die meiste Zeit im Labor eine Schutzmaske und Handschuhe tragen. Vor und nach der Arbeit muss er sich seine Hände mit einer speziellen Lotion waschen.

"Onkel Aaron arbeitet sehr hart," sagte Vater Weinstein, "er geht nämlich in seinem Labor einer ganz wichtigen Arbeit nach. Er erforscht Keime, die Menschen krank machen können, und er muss bei seiner Arbeit äußerst vorsichtig und gewissenhaft sein, denn jeder fremde Keim, den er möglicherweise ins Labor einschleppt, kann seine Forschung zunichtemachen. Und sollten umgekehrt Keime aus seinem Labor nach draußen gelangen, könnten sie dort Menschen gefährlich werden oder sogar eine Seuche auslösen.

"Obwohl er sich vielen Regeln unterwerfen muss, ist er bei seiner Arbeit dennoch sehr glücklich, denn er weiß, dass seine Forschungsergebnisse Ärzten dabei helfen, viele Menschen zu heilen."

"In gewisser Hinsicht können wir sein Beispiel mit dem Dienst der Kohanim im Tempel vergleichen. Sie hatten die besondere Aufgabe, das gesamte Jüdische Volk vor G-tt zu repräsentieren."

"Wie wir wissen, konnte ein Kohen im Tempel nicht dienen, wenn er spirituell unrein war. Also musste ein Kohen sich stets vorsehen, nicht unrein zu werden. Die Kohanim empfanden dies jedoch nicht als Bürde, denn sie wussten, dass sie dadurch ihre besondere Aufgabe im Tempel erfüllen konnten."

Die Tora bezeichnet das Jüdische Volk grundsätzlich als ein "Volk von Kohanim." Wir sollten daher alle versuchen, dem gerecht zu werden, indem wir ebenfalls Aufgaben von Kohanim übernehmen. Zum Beispiel brachten die Kohanim Opfer im Tempel dar. Wir haben zwar heute keinen Tempel, dafür nimmt aber das Gebet die Rolle der Opfer ein. Darüber hinaus unterrichteten die Kohanim das Volk in Tora. Auch wir sollten Tora lernen und das Gelernte an andere weitergeben. Und schließlich segnen die Kohanim das Volk in Liebe - sie sagen: "...der uns aufgetragen hat, Sein Volk Israel in Liebe zu segnen." Wenn wir dementsprechend unser Bestes geben, unsere Mitmenschen ebenso zu lieben, dann werden wir es bald erleben, dass die Kohanim G-tt wieder im Tempel zu Jerusalem dienen.

(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Likutei Sichot, Band 9, S. 399; Band 13, S. 137)