Aus dem Vortrag an Schabbat Acharei 5719 (1959)
1. Der Monat Ijar hat einen besonderen Vorzug über die anderen Monate des Jahres, nämlich dass jeder Tag mit einem Gebot verbunden ist – dem Gebot des Omerzählens. Im Monat Nissan ist nur die zweite Hälfte mit der Omerzählung verbunden, und im Monat Siwan nur der Monatsbeginn. Beim Monat Ijar hingegen sind alle Tage mit diesem Zählen verbunden.
Nun stimmt es, dass man im Großteil des Monats Tischrei und im ganzen Monat Nissan kein Flehgebet (Tachanun Anm. d. Übers.) sagt und dass vom Monat Nissan steht geschrieben dass „er euch zum Haupt der Monate sei“, was der Schalo1 so erklärt, dass alle Tage im Nissan von ihrer Bedeutsamkeit her einem Monatsbeginn gleichkommen. Diese Besonderheiten der Tage des Tischrei und des Nissan haben aber keine äußere Ursache, während der Vorzug der Tage im Ijar vom Dienst des Menschen herrührt – vom Gebot des Omerzählens.
Die Verbindung zwischen den Tagen des Omerzählens und dem Gebot des Omerzählens gleicht der Verbindung zwischen anderen Zeiten und jenen Geboten, welche ihnen zugehörig sind. Auch dort leiten sich die Gebote nicht vom Tag selber her, so wie das Gebot des Essens von Mazza zu Pessach, welches nicht durch den Tag erzeugt wird, sondern dessen Ausführung für den sechzehnten Nissan vorgeschrieben wurde. Das Gebot des Omerzählens besteht jedoch darin, den Tag an sich zu zählen, d.h. dass jeder Tag des Monats Ijar an sich mit einem besonderen Gebot verbunden ist.
2. Das Gebot des Omerzählens betrifft jeden Tag. Darüber hinaus, betrifft das Zählen jedes Tages auch die Gesamtheit aller Tage vorher und nachher. Dies geht soweit, dass das Zählen jedes einzelnen Tages die gesamte Vorbereitung auf das Empfangen der Tora beeinflusst2. In dieser Hinsicht sind sich alle Tage des Monats gleich.
3. Als Regel gilt, dass es bei den Monaten des Jahres einen Unterschied zwischen Beginn und Ende gibt. Im Pardess3 steht, dass die zwölf Monate des Jahres den zwölf Kombinationen des Namens J-H-W-H entsprechen, da dieser Name aus vier Buchstaben besteht, haben die Monate jeweils vier Wochen (die überzähligen Tage werden von den Wochen überwogen usw.).
Nun hat jeder Buchstabe im Namen J-H-W-H einen besonderen Vorzug gegenüber dem darauf folgenden, und – wenn die Buchstaben in der eigentlichen Reihenfolge angeordnet sind – die ersten beiden Buchstaben Y-H gegenüber den letzten beiden W-H4. Ebenso hat jeweils der erste Teil der beiden Hälften einen Vorteil vor dem zweiten. Daraus ergibt sich, dass die ersten beiden Wochen höher stehen als die letzten beiden, was sich auch bei der Festlegung von Trauungen in der ersten bzw. zweiten Monatshälfte usw. widerspiegelt5. Im Monat Ijar aber sind alle Tage bezüglich des Dienstes des Menschen gleich.
4. Wie kann man bewirken, dass alle Tage des Monats Ijar gleich sind? Dies wird im Namen des Monats angedeutet: Ijar besteht nämlich aus den Anfangsbuchstaben von Awraham, Jizchak, Jaakow und Rachel, welche die vier Füße des Thronwagens bedeuten, was auch im offenbarten Teil der Tora, der Halacha, angedeutet wird6.
Die Bedeutung des Thronwagens wird im Tanja folgendermaßen erläutert7: „alle ihre Körperteile waren heilig und abgesondert von den Beschäftigungen dieser Welt“. Denn wenn man keine eigenen Beschäftigungen mehr hat, weil auch die materiellen Beschäftigungen dazu dienen, Ihn auf allen Wegen zu begreifen, dann hat man sich ganz der G“ttlichkeit hingegeben, eben so, wie der ganze Zweck eines Wagens darin besteht, den Willen des Fahrenden durchzuführen.
Und deshalb sind sich alle Tage gleich, da ihr ganzer Zweck G“ttlichkeit ist. Durch diese Arbeit im Sinne des Thronwagens im Monat Ijar, wird dieser zum Bindeglied zwischen dem Monat Nissan – „bei Deinem Herausführen des Volkes aus Ägypten… werdet ihr dem Herren dienen auf diesem Berg“8, was sich auf den Dienst eines Knechtes, das Ertragen des Joches, bezieht – und dem dreifachen Monat, Siwan (der dritte Monat nach Nissan - Anm. d. Übers.), in die dreifache Lehre (Tora, Propheten und Schriften - Anm. d. Übers.) dem dreifachen Volk (Kohanim, Lewiim und Israel - Anm. d. Übers.) gegeben wurde9.
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