In Rivki's Zimmer sah es schon fast aus wie auf dem Rummel, den ihre Klasse zu Chanukka dieses Jahr veranstalten würde. Plakate, Luftschlangen, Ballons, Lose, Preise und Pakete lagen überall in ihrem Zimmer verteilt. Rivki war Klassensprecherin und einige ihre Klassenkameradinnen würden später noch zu ihr kommen, um gemeinsam an der Projektplanung für Chanukka zu arbeiten.

Rivki saß über ihrer Projektskizze gebückt. "Wie machen wir es?", überlegte sie, "wir haben nicht ausreichend Platz für alle Stände." Sie nahm einen neuen Bogen und versuchte, eine verbesserte Raumaufteilung zu Papier zu bringen. Während nun Rivki über ihren Plänen saß, kam inzwischen ihre Schwester Leah in ihr Zimmer. "Rivki, unsere Klasse plant ein Theaterstück zu Chanukka und ich bekam die Rolle eines der sieben Söhne Hanna's, der sich weigerte, sich vor der Götzenstatue zu verbeugen. Ich kann mich jedoch nicht für ein Kostüm entscheiden."

"Ach Leah", platzte es aus Rivki heraus, "ich bin gerade genug mit meinen eigenen Planungen beschäftigt, ich kann mich jetzt wirklich nicht noch mit den deinen befassen!" Rivki vertiefte sich sofort wieder in ihre Projektskizze, so dass sie gar nicht bemerkte, wie ihre Mutter in der Zimmertür stand.

"Rivki, ich freue mich sehr darüber, dass du mit einem so tollen Projekt beschäftigt bist", sagte ihre Mutter lächelnd, "und ich bin mir sicher, dass du sehr viel Arbeit damit hast und dich um viele Details zu kümmern hast. Dennoch solltest du aber vielleicht deine Arbeit für einen Moment außer Acht lassen und jemand anderem helfen. Denke nur an Josef HaZaddik, als er in Ägypten im Kerker saß."

Rivki legte den Stift beiseite und sah ihre Mutter an. Um die Wahrheit zu sagen, war es ihr eigentlich ganz recht, eine kurze Verschnaufpause von dem Projekt zu bekommen.

"Josef HaZaddik", fuhr ihre Mutter fort zu erzählen, "hatte sicherlich genug eigene Probleme, dennoch achtete er auf seine Mitgefangenen. Eines Tages fiel ihm auf, dass sich der Mundschenk sowie der Bäcker des Pharao in besonders gedrückter Stimmung befanden. Josef befand sich wahrscheinlich selber nicht in bester Laune, nachdem er von seiner Familie getrennt und obendrein noch unschuldig ins Gefängnis geworfen wurde. Trotzdem hörte er sich geduldig die Träume seiner Mitgefangenen an und gab ihnen seinen Rat."

"Dies war typisch für Josef. Er war jemand, der sich um die Sorgen und Nöte anderer kümmerte, obgleich er genug eigene Sorgen hatte. Als er geboren wurde, sagte seine Mutter, 'Josef HaSchem Li Ben Acher'. Das hebräische Wort 'Acher' bedeutet soviel wie 'ein anderer', es kann aber auch mit 'Außenseiter' übersetzt werden. Josef kümmerte sich um andere Menschen, egal wie sehr sie sich von ihm unterschieden, ja selbst dann, wenn sie regelrechte Außenseiter waren. Josef streckte sich nach anderen Menschen aus und brachte sie sich näher. Er vermochte somit einen 'Acher' in einen 'Ben', dass heißt in einen Sohn verwandeln."

(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Likutei Sichot, Band 26, S. 91 sowie Sichot Schabbat Paraschat Bo, 5752.)