Das Judentum sichert jedem einen Job! (Dabei ist die Bezahlung sogar so hoch, dass sie oft nicht einmal in materiellen Gütern gemessen werden kann.) Doch vor allem handelt es sich dabei um eine lebenserfüllende Tätigkeit, die präzise auf den Menschen abgestimmt ist ...

In unserem Wochenabschnitt heißt es, dass das Heilige Land durch das Los unter den Stämmen Israels aufgeteilt werden soll. Nicht das zufällige Ziehen eines Loses war hier der entscheidende Faktor, sondern natürlich unterlag diese ganze Prozedur der g-ttlichen Lenkung1.

Eine himmlische Aufgabe

Die Aufteilung des Landes Israel symbolisiert den spirituellen „Landteil“, den jeder Jude erhält, auf dem er nun seine Aufgabe in der Welt vollbringen soll. So wie jedem Stamm sein Stück Land verliehen wurde um es zu bebauen und zu bearbeiten, hat jede jüdische Seele ein ihr gegebenes spirituelles Territorium, einen höheren Auftrag, dessen Erfüllung ihr ganzes Anliegen ist.

Eigentlich sollte der Mensch dabei so vorgehen, dass er seine Interessensgebiete herausfindet und mittels dieser seine höhere Bestimmung erfüllt − die Harmonie mit G-tt. Doch die Thora lehrt uns, dass die Aufgabe des Juden nicht durch seine Einsicht und Logik bestimmt werden kann, sondern mittels des Loses, einer übersinnlichen, g-ttgelenkten Wahl. Deshalb steht in den heiligen Schriften, dass es für jede Seele gewisse Dinge gibt, zu denen sie besonderen Bezug hat. Und diese liegen nicht in der Wahl des Menschen. Der Talmud erzählt2 uns von zahlreichen rabbinischen Autoritäten, welche mit einem gewissen Gebot besonders achtsam waren. Natürlich erfüllten sie die ganze Thora in ihrer Vollkommenheit. Doch jeder hatte ein spezielles Gebot, mit welchem er noch behutsamer als mit allen anderen Mitzwot umging. Denn dieses eine Gebot hatte besonderen Bezug zu dem Wesen seiner Seele und bildete einen wesentlichen Teil seiner Aufgabe.

Klar ist zwar, dass die Aufgabe des Juden sich im Bereich des Judentums befindet, doch wenn die an ihn gerichtete spezielle Aufgabe nicht seiner Wahl unterliegt und nicht von seinem Verständnis und Gefühl entschieden wird, woher soll er dann wissen, welche Mitzwa, welcher besondere Auftrag seine Bestimmung auf Erden ausmacht?

Die Schwierigkeit beweist es

Die Lehre der Chassidut hilft uns hierbei aus. Sie lehrt3, dass der Jude sein bestimmtes „Gebiet“ orten kann, indem er herausfindet, in welcher Sache (in welchen Sachen) er die größten Schwierigkeiten hat sie durchzuführen. Dort, wo der Widerstand am Stärksten ist und sich die meisten Hürden befinden, liegt sicherlich der Schatz der Seele, jener besondere Teil, mit dem der Jude seine Bestimmung erfüllt! Deshalb ist der Widerstand des Widersachers so gnadenlos. Gerade die enorme Schwierigkeit zu jener Sache durchzudringen, beweist umso mehr ihre große Wichtigkeit für den Betroffenen. Dieser Widerstand kann sich in verschiedenen Formen ausdrücken − er kommt von der Außenwelt, der Gesellschaft, aus dem Freundeskreis, oder tritt sogar in Form eines inneren Konfliktes des Menschen auf.

Arbeiten zahlt sich aus!

Es gibt Juden, die das Erfüllen gewisser Mitzwot oder diverse Bereiche des Thorastudiums meiden, jeder mit seiner für ihn berechtigten Begründung. Allerdings sollte ihnen klar sein, dass womöglich gerade in diesen Dingen ihre persönliche Aufgabe besteht, welche besonderen Bezug zu ihrer Seele hat. Deshalb dürfen diese Bereiche des Judentums nicht beiseite geschoben werden. Man muss sich mit ihnen trotz und gerade wegen der Hindernisse auseinandersetzen.

(Likutej Sichot, Band 2, Seite 346)