Unser Wochenabschnitt behandelt die Landverteilung Israels unter den zwölf Stämmen, welche durch das Los vollbracht werden sollte. Tatsächlich war das Los nur eines von drei Wegen, das Land zu teilen.
Zuallererst musste man bei der Landteilung die Größe der Stämme bedenken: Den Vielen gibst du viel Eigentum, den Wenigen gibst du wenig Eigentum.1 Dies ist Landteilung anhand des Anteils jedes einen.
Der zweite Weg ist die Verlosung der Landteile: Doch nach dem Los werde das Land verteilt.2
Der dritte Weg ist das Erbe: Und ich gab euch das Land als Erbe.3
Diese drei Wege der Landverteilung stehen für drei Stufen der Verbundenheit zwischen dem Volk Israel und dem Land Israel.
Der „Anteil“ drückt die Verbundenheit zu dem Land auf der Ebene des Verstandes aus, wie auch die Landverteilung auf diesem Weg auf dem Verstand beruhte: Je nach Größe des Stammes die Größe des Landteils.
Das „Los“ drückt eine Bindung, die über den Verstand geht, aus, wie auch die Landteilung durch das Los nicht auf logische Überlegungen beruhte.
Das „Erbe“ steht für eine innerliche, seelische Verbundenheit, wie auch der Erbe seine Eltern beerbt, weil sie ein Teil sind.
Das Volk und sein Land
Die Vererbung des Landes Israel an das Volk Israel ist nicht bloß der Erhalt eines Stücks Erde an irgendein Volk. Es besteht ein tiefes Verhältnis zwischen ihnen. Das Land Israel gilt als das „Erbe G-ttes“4 und auch das Volk Israel gilt als das „Erbe G-ttes“.5 Der Midrasch erzählt, dass G-tt das Land Israel und das Volk Israel zusammengeführt hat, weil er beide sehr lieb hat.6
Es handelt sich hier also um ein Dreieck der Verbundenheit zwischen G-tt, dem Volk Israel und dem Land Israel.
Tatsächlich finden wir die drei Stufen der Verbundenheit zwischen dem Volk Israel und dem Land Israel (Anteil, Los, Erbe) auch zwischen G-tt und dem Volk Israel. Dies drücken wir auch im Morgengebet aus: „Wie glücklich sind wir doch mit unserem Anteil, wie angenehm ist doch unser Los und wie schön ist doch unser Erbe.“7
Unsere Taten und G-ttes Wahl
Die Verbundenheit namens „Anteil“ ist die Bindung des Juden zu G-tt anhand seines G-ttesdienstes. Diese Art von Bindung entsteht erst, sobald man die Mitzwot erfüllt und ihre Stärke hängt von dem Maße der Mitzwot ab. Deshalb ist sie bedingt und begrenzt.
Die Verbundenheit namens „Los“ ist eine Bindung, die nicht von den Taten des Juden abhängt. G-tt selbst rief sie hervor, als „Er uns aus allen Völkern erwählte“.8 Diese Wahl G-ttes steht über jeder Überlegung. Denn bekanntlich bedeutet echte, freie Wahl, wenn sie von keinem Faktor, nicht einmal von Überlegungen zwischen gut und schlecht, beeinflusst wird. Deshalb geht diese Art von Bindung viel tiefer, denn sie hängt nicht von den Taten des Juden ab.
Doch wie tief diese Bindung auch gehen mag, bleiben schlussendlich G-tt und der Jude zwei Individuen. Sie verbinden sich zwar, doch bleiben an sich zwei.
Aber bei der Verbundenheit namens „Erbe“ gibt es nicht mehr den Juden als eigenes Individuum, sondern er und G-tt werden eins, wie der Erbe an der Stelle der Eltern tritt, weil sie eigentlich ein Wesen sind. Dies ist der höchste Grad an Verbundenheit.
Drei Epochen
Diese drei Arten der Verbundenheit zwischen G-tt und dem Volk Israel kommen allgemein in drei Epochen zum Ausdruck.
Die Bindung vor dem Thoraerhalt war auf der Stufe „Anteil“. Beim Thoraerhalt erwählte G-tt das Volk Israel; es entstand eine übernatürliche Bindung namens „Los“. Die tiefste Bindung jedoch, in der G-tt und das Volk Israels eins sind, wird sich zur vollkommenen Erlösung zeigen.
(Likutej Sichot, Band 28, Seite 174)
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