Ein großes Unternehmen entsendet einen seiner Vertreter auf eine wichtige Mission in ein neues Land. Er soll die Möglichkeit einer großen Investition des Unternehmens in jenem Gebiet überprüfen. Der Vertreter macht sich unverzüglich auf den Weg. Er erforscht den Zielort gründlich und stellt schließlich fest, dass seines Erachtens eine Investition seines Unternehmens an jenem Ort keinen Erfolg haben würde. Wie reagiert sein Chef? – Er feuert ihn für seinen unproduktiven Bericht.

Objektive Berichterstattung?

Das ist ein widriges Verhalten, doch von einem solchen „Arbeitsverhältnis“ zwischen G-tt und den Hebräern erfahren wir in unserem Wochenabschnitt! Mose entsendet Kundschafter um über das Heilige Land strategische Informationen zu sammeln. Als diese von ihrer Mission zurückkehren, überbringen sie schlechte Neuigkeiten. Sie schildern ihre Eindrücke von dem Land: Die Bevölkerung im Land ist stark, ihre Städte gleichen Festungen, und auch die Söhne der Riesen sahen wir dort.

Die Kundschafter wurden für ihren negativen Bericht hart bestraft, und die Thora bezeichnet sie als die „Lästerer des Heiligen Landes“. Was aber hatten die Kundschafter verbrochen? Sie erfüllten doch nur ihre Aufgabe. War es denn ihre Schuld, dass in dem Land eine starke Bevölkerung hauste und seine Städte Festungen ähnelten? Hätten sie etwa diese Tatsachen ignorieren und das Volk täuschen sollen?

Der Fehler der Kundschafter bestand sicher nicht in ihrem realitätstreuen Bericht. Sie scheiterten an einer einzigen Sache: Sie fügten dem Report ihre persönliche Meinung hinzu, wie groß ihre Chancen seien das Land zu erobern. Denn ihre Aufgabe lag nur darin dem jüdischen Volk über die strategische Lage des Landes zu berichten, damit die Hebräer die Eroberung am geschicktesten durchführen könnten. Die Kundschafter aber machten voreilige Schlussfolgerungen, welche die Hebräer einschüchterten und das Vertrauen in G-tt, ihnen das verheißene Land zu geben, in Frage stellten. Wir können nicht in das Land aufsteigen, denn seine Bevölkerung ist stärker als wir, schlossen sie. Darin lag ihre Sünde.

Vertrauen zu G-tt bedeutet ...

Die Sünde der Kundschafter ist eine wohlbekannte, aktuelle Geschichte, die jedermann treffen kann. Ihr Fehler entsprang einem Mangel an Vertrauen zu G-tt. Denn wenn G-tt dir einen Auftrag in die Hände gibt, musst du dir sicher sein ihn durchführen zu können. Selbst ein Mensch würde, solange er einen gesunden Menschenverstand besitzt, niemals seinem Nächsten eine Aufgabe stellen, die undurchführbar ist. Wie also könnte G-tt seinen Geschöpfen Aufgaben stellen, die diese nicht durchführen können? Der Talmud schreibt ausführlich: „G-tt fordert von dem Menschen nicht mehr, als in seiner Kraft liegt!“1 Wenn G-tt dem Menschen einen Auftrag erteilt, besteht kein Zweifel, dass er durchgeführt werden kann (ansonsten hätte man ihn damit überhaupt nicht konfrontiert)!

Oft geraten wir in eine Situation, in welcher die Erfüllung des g-ttlichen Willens unmöglich erscheint. Man will eine Mitzwa erfüllen, doch ihre Umsetzung scheint nicht machbar. Eine solche Schlussfolgerung hatten auch die Kundschafter, doch sie zeugt von einer Kleingläubigkeit.

Verlass dich nicht auf Wunder

Zugleich mit dem Vertrauen den g-ttlichen Willen erfüllen zu können, darf aber der Mensch sein Gelingen nicht in die Hände G-ttes (Wunder) legen.2 Deshalb muss er den bestmöglichen, natürlichen Weg finden seine Aufgabe zu erfüllen.

Aus diesem Grund entsandte Mose Kundschafter, damit ihre Information über das Land seine Eroberung auf natürlichem Wege erleichtern sollte. Doch niemals darf man bei der Umsetzung der Mitzwot den natürlichen Weg (mit all seinen vermeintlichen Hürden) in den Vordergrund stellen und Jenen vergessen, Der die Mitzwot auftrug und von dem Menschen nicht mehr fordert, als in seiner Kraft liegt!

(Likutej Sichot, Band 13, Seite 39)