Bei der ersten in der Bibel erzählten Kampagne beschreiben Korach und seine Anhänger Mose als einen korrupten Politiker, der um Macht auszuüben der zeitlosen Verführung unterlag, in einem Akt von Vetternwirtschaft seinen Bruder Aaron als Hohepriester einzusetzen.

In alter Tradition wird die Geschichte über Korach als Geschichte einer Revolte gelesen, die von Machtkampf, Profit- und Status-Gier motiviert war.

Der Lubawitscher Rebbe deutet 19731 in seiner Rede Korach und seine Clique um, indem er auf eine eklatante Absurdität in dieser Story aufmerksam macht.

Als Test, dass Aaron und nicht Korach von G-tt erwählt war und dass Korach und seine Anhänger der Priesterschaft unwürdig waren, rief Mose seine Gegner zu einem öffentlichen Duell der Klassifizierung auf.

Am Morgen wird G-tt es uns wissen lassen, wer sein eigen und heilig ist, und er wird ihn und sich selbst holen ... tut folgendes: Nehmt euch Feuergefäße – Korach und deine ganze Gruppe - und gebt Feuer hinein, und gebt Rauchwerk hinein, vor G-tt, am morgigen Tag. Dann wird der Mann, den G-tt wählen wird, - er wird heilig sein.2

Die Wahl von Feuergefäßen und Rauchwerk hatte abschreckende Wirkung, weil es an den erhabenen Dienst erinnerte, den ausschließlich der Hohepriester an Jom Kippur ausführte. Ebenso wartete auf jeden Fremden, der diesen verbotenen Ritus ausführte, die Todesstrafe.

Und hier beginnt das ganz offensichtliche Fragezeichen in der Geschichte:

Ein einzigartiges Charakteristikum dieses Aufstandes ist seine Anzettelung durch den vornehmsten Stand, und steht ganz im Gegensatz zu den ständigen Trotzreaktionen der Israeliten während ihrer Reise durch die Wüste. Korachs Rebellion ging nicht von Gesindel aus, wie z.B. von den biblischen Aufwieglern Datan und Awiram. Korach war ein Urgroßenkel vom Stamme Levi und wurde von Israels edelsten 250 Prinzen der Gruppe, Männer von hohem Ruhm unterstützt.3

Laut Raschi4 waren sie „weise Männer“, die bestens über die schwere Strafe, die auf ein illegales Rauchopfer stand, Bescheid wussten. Jeder noch bestehende Zweifel über die Schwere dieser Übertretung und seines Urteils war bereits durch den Tod von Aarons Söhnen Nadab und Awihu zerschlagen worden, als diese exakt das Gesetz übertraten.

Daher erschien es wie Selbstmord, diese Herausforderung von Mose nach dem Motto „Tu es oder stirb!“ anzunehmen.

Was könnte diese Männer möglicherweise dazu angetrieben haben, freiwillig ein Ritual auszuführen, das sie ihr Leben kosten konnte?

Geteilte Leidenschaft

Der Midrasch5 bietet uns durch eine Konversation zwischen Mose und den Anhängern von Korach einen Einblick in deren Denkprozesse und Motivationen.

Mose: „Wir haben einen G-tt und einen Hohepriester, und ihr alle würdet liebend gern dieser Hohepriester sein. Ihr solltet wissen, dass auch ich dasselbe will!“

Weit entfernt vom Versuch, als Schlichtungslist eine gemeinsame Grundlage mit diesen Männern herzustellen, meinte Mose, der für sein unzweideutiges Bekenntnis zur Wahrheit bekannt war, diese Worte ernst.

Im Wesentlichen verstand er ihr Bedürfnis, aber nicht dessen Umsetzung. Wie aber kann Mose eine Rolle wollen, die bereits durch g-ttliche Bestimmung besetzt war?

Ein riskantes Geschäft

Eine der traurigsten Epochen in der jüdischen Geschichte fand um die Zeit des zweiten Tempels statt. Eine der unglücklichen Tragödien dieser Zeit war die Art, wie Hohepriester eingesetzt wurden.

Diese herausragende Position, die lange Zeit mit den heiligsten Männern besetzt war, wurde wie ein Stück Eigentum an den Meistbietenden versteigert.

Das Geschäft, den sich den „Hohepriester“ zu kaufen, war extrem riskant und vielfach fatal. Gemäß Talmud6 überlebten Hunderte dieser verkommenen Karrieristen nicht mal das erste Jahr ihrer Amtszeit. Denn nachdem sie am Heiligsten Tag, dem Jom Kippur, solch einen heiligen Raum wie das Allerheiligste ohne jegliche Spiritualität oder einen Verdienst betreten hatten, war es ihnen unmöglich, diese Prüfung zu bestehen. Hatten sie am Ende des Tages den Rang ihres verdorbenen Vorgängers erreicht, wurden sie leblos aus dem heiligen Raum getragen, der einst die Heilige Lade beherbergt hatte.

Auch hier verstehen wir den Denkprozess dieser steinreichen Juden nicht, die mit absoluter Gewissheit und aufgrund harter Fakten wussten, dass ein unwürdiger Hohepriester nicht bestehen konnte. Dennoch waren sie nicht nur bereit, zu sterben, sondern sogar eine Unsumme zu bezahlen, nur um dieses schreckliche Ende zu erleben!

Spiritueller Selbstmord

Hast du je das Bedürfnis verspürt eine Erfahrung, eine Person oder eine Wahrheit bis zu deinem extremsten Opfers zu verfolgen? Warst du je so berührt oder inspiriert von einer Idee, dass du dein gegenwärtiges Leben gegen ein anderes eingetauscht hättest, nur um diese Eingebung zu realisieren? Wolltest du schon jemals etwas so stark, dass du für seine Verwirklichung deine gesamte Karriere, deine Partnerschaft oder sogar dein Leben gefährdet hättest?

Doch genau das war die rücksichtslose Hingabe, die beide damals getrieben hat, - die Rebellen von Korach zu ihrer Zeit und die Hohepriester zu deren Zeiten. Es war die Gelegenheit, der G-ttlichkeit auf die tiefgründigste Art nahezukommen, die ein Mensch sich nur vorstellen kann. Der heiligste Raum, der heiligste Zeitpunkt und das heiligste Lebewesen, die sich an Jom Kippur durch die Opferung des Räucherwerks näherkommen, sollten eine Verbundenheit zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung herstellen, die einzigartig war. Stell dir für einen kurzen Moment vor, du hättest die Gabe, G-tt in Wirklichkeit zu sehen und zu erleben.

Genau dieses unwiderstehliche Bestreben war es, dass unsere biblischen Männer genauso wie die der Tempelzeit antrieb. Es war gewissermaßen das, was uns nur einmal im Leben passieren würde, das Erlebnis „Once in a lifetime“.

Diese heiligen Männer sahen eine Chance auf g-ttliche Nähe und rannten diesem Ziel ohne Rücksicht auf Verluste hinterher.

Was wie eine Story mit dem üblichen politischen Beigeschmack beginnt, entwickelt sich anschließend zu einer Geschichte religiöser Leidenschaft.

Was ist für mich drin?

Ich glaube, dass die Vermarktung der Jüdischkeit für ungebundene Juden das Streben nach Wahrheit und Integrität aktivieren sollte, in Ergänzung zur üblichen Werbung seiner Annehmlichkeiten von Zugehörigkeit und Gemeinschaft und den Errungenschaften von Werten und Kultur.

Worte wie „Vertrag“, „Verbundenheit“ und „Ruf“ sollten ihren richtigen Platz im modernen jüdischen Diskurs einnehmen, anstatt hinabzusteigen in antike Texte.

Als die Religion zu einem angenehmen Bereich im Gegensatz zum Höhenflug für wahre Suche nach Spiritualität gemacht wurde, haben ihre Führer und Lehrer etwas Wesentliches verpasst.

Das Judentum verkauft sich unter seinem Wert, wenn es lediglich als ein menschliches Programm oder ethischer Code - und die Tora als ein Selbsthilfebuch - darstellt wird.

Das Judentum ist in erster Linie ein spiritueller Pfad zu G-tt, ein Studienplan zur Selbstveredelung für den Menschen und eine Hilfe für die Erhebung des Geistes über die Materie in der Welt.

Aber etwas Positives können wir auch von den Männern um Korach lernen, – vor allem wenn wir entdecken, dass im Judentum der Ausdruck der Leidenschaft von G-ttes Gesetzen begleitet werden muss. Denn das war der Punkt, woran diese Männer scheiterten, die Wahrheit so sehr zu suchen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen der Angemessenheit und dem Komfort des materiellen Lebens.

Um es mit einem Sprichwort auszudrücken: „Der, der nichts hat, für das es sich lohnt zu sterben, hat auch nichts, für das es sich zu leben lohnt.“