Lieber Leser,
wir feiern Purim, weil G-tt die Juden durch ein Wunder von dem damaligen Edikt der völligen Ausrottung gerettet hat. Nach dem natürlichen Stand der Dinge war jene persische Ära eine der sorgenlosesten in der jüdischen Diaspora-Geschichte. Die Juden spielten eine wichtige Rolle im Regierungswesen. Esther war die Gemahlin des Königs. In unserer ganzen Geschichte gibt es keinen Fall außer diesem, da eine Jüdin die Gattin eines Monarchen war, der über ganze damals zivilisierte Welt herrschte. Folglich duften sich die Juden damals zuversichtlicher in Sicherheit wähnen, als es je in unserem langen Exil möglich war.
Was sich aber in Wirklichkeit abspielte, war das genaue Gegenteil: Gerade in jener Epoche vermeintlicher Sicherheit wurde das Dekret erlassen, alle Juden zu vernichten und niederzumetzeln, "jung und alt, Kinder und Frauen, alle an einem Tage" (Esther 3, 13). In der ganzen Geschichte ist dies der schlimmste Erlass, der je gegen Juden ergangen ist. Zu anderen Zeiten waren sie über verschiedene Länder verstreut.
Sogar unter Pharao, als es völlig aussichtslos war, aus Ägypten zu entkommen, erstreckte sich der Erlass nicht auf alle Juden, sondern allein auf die männlichen – was schlimm genug war.
Wie war es möglich, dass sich die Dinge in einer Epoche scheinbarer jüdischer Sicherheit so furchtbar zuspitzen konnten? Die Antwort darauf gibt der Talmud (Megilla 12a): Weil sie an den – jeder jüdischer Sitte und Sittlichkeit abholden – Festlichkeiten des Achaschwerosch teilnahmen.
Hieraus sollte klar hervorgehen, dass das Geschick der Juden auf der einen Seite und eine "naturgemäße" Entwicklung auf der anderen zwei grundverschiedene Dinge sind. G-ttliche Vorsehung, für die Juden, unterliegt nicht den Gesetzmäßigkeiten der Natur. Vielmehr hängt ihr Schicksal allein davon ab, ob sie die Tora und ihre Gebote erfüllen.
Purim Sameach und Schabbat Schalom