Lieber Leser,

die in der dieswöchigen Sidra geschilderte Spaltung des Schilfmeeres war eins der größten G-ttlichen Wunder, Vorbereitung für die Verkündigung der Tora wie auch für die endgültige Erlösung. Wie stellten sich die unmittelbar Beteiligten dazu? Uns wird erzählt, dass der noch jugendliche Nachschon ben Aminadav sich aufopferte, indem er vorher in das Meer sprang und dadurch das Wunder der Spaltung möglich machte.

Eigentlich war diese Tat Nachschons zu jener Zeit nicht ganz in Ordnung. In unserer Tradition herrscht die Ansicht vor, dass vor der Offenbarung der Tora die Israeliten als "Noachiden" galten. Unter den Dezisoren gehen die Meinungen auseinander, ob ein solcher zur Selbstaufopferung verpflichtet ist. Wenn man sich der Ansicht anschließt, dass er es nicht ist, dann darf er es auch nicht tun; denn das wäre dann Selbstmord welcher verboten ist. Aber auch nach der gegenteiligen Ansicht, nämlich dass die "Söhne Noachs" zur Selbstaufopferung verpflichtet sind, darf dies nicht in einer Weise geschehen, die zur Übertretung eines Gesetzes führt. Somit hätte Nachschon unter beiden Gesichtspunkten nicht handeln sollen, wie er es tat.

Demgegenüber war aber, ganz offensichtlich, dem Nachschon bekannt, dass der Auszug des Volkes aus Ägypten zum Sinai führen müsse (vgl. Exodus 3, 12). Dann jedoch sind Hindernisse auf diesem Wege nicht mehr von Belang. So wusste Nachschon, dass auch er zum Sinai kommen würde; und wenn ein Meer dazwischen lag, dann musste er eben hineinspringen, um jenem Ziele näher zu kommen.

Schabbat Schalom