Lieber Leser,

der erste Vers der dieswöchigen Sidra lautet (Genesis 37, 1): Wajeschew Ja'akow Jakob verweilte – B'erez M'gurej Awiw – im Lande des Aufenthaltes seines Vaters – B'erez K'na'an – im Lande Kanaan. Der Meseritscher Maggid pflegte diesen Vers wie folgt zu erklären:

Wajeschew Ja'akow: Jakob hatte sich etabliert. B'erez: in irdischen Angelegenheiten. Zu welchem Zwecke? M'gurej (ein Ausdruck für Einsammeln): um die Heiligkeit zu gewinnen und zu sammeln, die dem Materiellen innewohnt, und sie emporzuheben zu – Awiw – seinem Vater im Himmel.

Obwohl es an sich zuerst einmal einen (geistigen) Niedergang bedeutet, wenn man sich zu sehr mit materiellen Dingen einlässt, so ist dies doch nur ein vorübergehender Zustand; in Wahrheit liegt darin die einzige Möglichkeit, um eine Besserung zu erzielen. Aus diesem Grunde – so geht die Erklärung weiter – fügt die Tora hinzu: B'erez K'na'an (K'na'an als ein Ausdruck für Handel und Geschäft); im Geschäft investiert man zuerst Kapital, um dann später einen Gewinn zu sehen.

Die hierin enthaltene Anweisung ist diese: Ein Jude soll sich nicht zu sehr für "große" Dinge interessieren, sondern seine Aufgabe besteht eher in der Wahl und im Einsammeln der Funken von Heiligkeit, die den kleinen weltlichen Angelegenheiten des Alltags innewohnen. Zu welchem Zweck? Für Awiw – seinen Vater im Himmel. Der Midrasch vergleicht die Juden mit den Bienen. So wie alles, das die Biene einsammelt, ihrem Besitzer gehört und ihm zugute kommt, so ist alles, was der Jude tut, für seinen Himmlischen Vater und nicht für seines persönlichen Profit bestimmt.

Schabbat Schalom