Rabbi Josef Weinberg arbeitete mehr als vierzig Jahre eng mit dem Lubawitscher Rebbe zusammen, der Chabad Lubawitsch seit 1951 leitete. Der Rebbe verbrachte jede Woche viele Stunden damit, die Tanja-Lektionen zu lesen und zu kommentieren, die Rabbi Weinberg im Rundfunk abhielt. Außerdem beriet er Rabbi Weinberg bei seinen zahlreichen Aktivitäten für die Lubawitscher Jeschiwa und andere Arbeiten für die Gemeinde.

Rabbi Weinberg erzählte von einem Vorfall, der ihm zeigte, wie grenzenlos die Hingabe des Rebbe war, wenn es um das Wohl seines Volkes ging: “Einmal musste ich den Rebbe über eine äußerst wichtige Angelegenheit informieren. Aber es war spät am Abend, und das Sekretariat war bereits geschlossen. Ich bemerkte, dass im Zimmer des Rebbe noch Licht brannte. Also tat ich etwas, was ich mir niemals erlaubt hätte, wenn die Sache nicht so eilig gewesen wäre: Ich schob einen Brief unter der Tür durch.

Erst einige Minuten später wurde mir klar, was ich getan hatte. Der Rebbe musste sich bücken, um meinen Brief vom Boden aufzuheben! Wie konnte ich nur so etwas tun! Aber es war geschehen, und ich konnte die Folgen nicht mehr verhindern.

Als der Rebbe mich bei nächster Gelegenheit in jechidut (Privataudienz) empfing, erklärte ich ihm, ich hätte etwas getan, was mir sehr leid tue, und ich hoffe, der Rebbe werde mir verzeihen. Dann entschuldigte ich mich wortreich dafür, dass ich den Rebbe gezwungen hatte, sich zu bücken, um den Brief aufzuheben.

Als ich fertig war, sah mich der Rebbe an und sagte: “Aber es ist doch meine Aufgabe, mich zu beugen, um einen anderen Juden aufzurichten!”