Lieber Leser,

in den ersten Versen der dieswöchige Sidra Wajera wird geschildert, wie Abraham, der Stammvater der Juden, sich von den Nachwehen seiner Beschneidung erholte - der Beschneidung, die seinen Bund mit G-tt bekundete und die für alle Geschlechter die "besondere Beziehung" von Abrahams Nachkommen mit G-tt zum Ausdruck bringt.

Das jüdische Volk, dessen Volk-Werden in G-ttes Bund mit Abraham seinen Ursprung fand, ist niemals eine "Nation" im landläufigen Sinne dieses Wortes gewesen. Nachdem unserem Volke die elementaren Bedingungen und Faktoren fehlen, die zur Gestaltung einer "Nation" unerlässlich sind, stellen wir ein soziologisches "Rätsel" dar. Im Gegensatz zu den Angehörigen anderer Nationen, die alle zusammen ein Land bewohnen, sind die Juden in der Diaspora über die ganze Welt verstreut, sie leben in sehr unterschiedlichen Verhältnissen und sprechen die verschiedensten Sprachen. Und doch - sie sind alle Juden. Obgleich es gewisse jüdische Charaktermerkmale gibt, die ihnen gemeinsam sind, ist nicht zu verkennen, dass diese Charaktermerkmale allein und für sich noch nicht einen Juden ausmachen. Ungeachtet dessen, dass wir auf totaler Verpflichtung, auf der Einhaltung aller 613 Gebote und Verbote bestehen, ist ein Jude, der unwissend, ein Agnostiker oder gar ein Atheist ist, dennoch und nichtsdestoweniger ein Jude und wird im jüdischen Gesetz als solcher angesehen.

Schabbat Schalom