Lieber Leser,
in der dieswöchigen Sidra Wajeschew bezeichnet die Tora Josef als "schön von Gestalt und schön von Erscheinung". Er pflegte sein Haar zu kämmen, und so fand ihn die Frau seines Meisters Potifar reizvoll. Er kam ins Gefängnis, und selbst dort "liess G-tt gelingen, was er tat".
Die Schilderung dieses Vorfalles besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil handelt von Josef und enthält die oben zitierte Angabe seiner Schönheit, der andere spricht von Potifars Weib. Aus beiden - wie aus allem, das in der Tora steht - kann man gültige Lehren für das tägliche Leben zu allen Zeiten entnehmen.
Bei Josefs Geburt hatte seine Mutter Rachel gesagt: "G-tt gebe mir noch einen anderen Sohn (Ben Acher)". Der dritte Lubawitscher Rebbe, der "Zemach Zedek" s.A., hat hierzu die Erklärung gegeben, dass Josefs Lebensaufgabe sein sollte, dass aus einem "Acher" (einem "anderen" oder "fremden") ein "Ben" (ein wahrer Sohn) würde, das heisst, dass durch ihn Menschen den Weg zu G-tt finden.
Diese Fähigkeit und Stärke Josefs lag in eben der Tatsache begründet, dass er "schön von Gestalt und schön von Erscheinung" war. In allem war Josef vollkommen: in der Einhaltung der positiven ("Gestalt") wie der negativen ("Erscheinung") Vorschriften. Und aus diesem Grunde war er in der Lage, andere zu beeinflussen.
Dies ist eine Lehre für jeden einzelnen: Von jedem wird erwartet, dass er nicht nur ständig an sich selbst "arbeitet" sondern auch an anderen. Um hierbei wirklich erfolgreich zu sein, muss man stets den Grundsatz im Auge behalten: "Erst bring dich selbst in Ordnung, und dann andere". Dies bedeutet allerdings nicht, dass man erst einmal abwarten muss, bis man selbst ganz vollkommen ist, bevor man es unternimmt, anderen zu helfen; das ist falsch. Nein, ungeachtet des eigenen Standortes muss man sich mit anderen abgeben - und zwar sofort, ohne Aufschub.
Schabbat Schalom
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