XXIV. Paraschat Bamidbar berichtet über die Zählung des jüdischen Volkes. Bei dieser Zählung wurden alle gleich gezählt, vom Größten bis zum Einfachsten. Der Größte von allen zählte nicht mehr als einer, so wie der Einfachste nicht weniger als einer zählte.

Diese Aufzählung dient auch als Vorbereitung für Matan Tora. So sagten unsere Weisen,1 dass, wenn es einer weniger als 600.000 gewesen wäre, die Tora nicht gegeben worden wäre, nicht einmal an Mosche.

Dieser Gedanke hängt mit dem Konzept der integralen Einfachheit der Seele zusammen, das allen Juden gleichermaßen gemeinsam ist. So sagten der Baal Schem Tow, der Alte Rebbe und alle Rebbes bis zu meinem Schwiegervater, dem Rebben, dass die integrale Einfachheit der höchsten Essenz mit der integralen Einfachheit eines Juden verbunden ist.2 Darin gibt es keine Unterschiede zwischen ihnen.3

So wurden alle gleichermaßen gezählt. Dennoch wurden bei der Zählung des gesamten jüdischen Volkes nur diejenigen gezählt, die zwanzig Jahre und älter waren.4 Die Mitglieder des Stammes Levi hingegen wurden ab dem Alter von einem Monat und darüber gezählt: Säuglinge im Alter von einem Monat wurden gleichwertig mit den Größten gezählt.5 Nach einer Meinung wurde auch Aaron [der Hohepriester] in diese Zählung einbezogen. (Mosche, obwohl aus dem Stamm Levi, wurde nicht mitgezählt; aber in Bezug auf seinen Bruder Aaron gibt es zwei Meinungen.) Daraus folgt, dass ein Säugling im Alter von einem Monat Aaron zahlenmäßig gleichgestellt wurde.

Der Stamm Levi soll, wie es in der Heiligen Schrift heißt, G-tt dienen.6 Rambam erklärt daher, dass „jeder Mensch, dessen Geist ihn bewegt, G-tt zu dienen“, mit dem Stamm Levi verglichen wird.7 G-tt zu dienen bedeutet nicht nur, die Tora zu studieren und zu beten, sondern „Ihn auf all deinen Wegen zu erkennen.“8 Es gibt also keine Unterschiede zwischen denen, die sich dem Dienst an G-tt widmen. Selbst ein einmonatiges Kind hat den gleichen numerischen Wert wie der Allergrößte.

Studenten, die im reinen Geist unserer heiligen Tradition erzogen werden und von einem Sinn für das Dienen durch das „Erkenne Ihn auf all deinen Wegen“ durchdrungen sind, sind wie Mitglieder des Stammes Levi, unter denen es vom Alter von einem Monat an keine Unterschiede gibt.

Von den Leviten heißt es: „Denn gegeben, gegeben sind sie Mir aus der Mitte der Kinder Israels.“9 Der Stamm Levi repräsentiert also ganz Israel und arbeitet für ganz Israel. Die Hinweise auf die „Absonderung“ der Leviten10 bedeuten nicht, dass sie von den Juden losgelöst und entfernt sind. Ihre besondere Awoda betraf alle Juden und wirkte sich auf sie alle aus. Jegliche Trennung wird durch die Manifestation der integralen Einfachheit der Seele, die alle Juden gleichermaßen teilen, zur Seite geschoben.

XXV. Im Zusammenhang mit Matan Tora gibt es das Prinzip „Unsere Kinder werden unsere Bürgen sein.“11 Die Kinder haben die Manifestation von Matan Tora für alle Juden bewirkt.

Dies ist einer der Gründe, warum die Rebbes so viel Wert und Mühe auf Chinuch haKascher (richtige Erziehung) im reinen Sinne unserer heiligen Tradition legen: die Kinder speziell mit der phonetischen Methode – „Komez-Alef o“ – zu unterrichten12 und ihnen die Heiligkeit der Konsonanten und die Heiligkeit der Vokale bewusst zu machen.13 Denn die Erziehung der Kinder betrifft ganz Israel.

Die Tage von Matan Tora rücken näher. Die Vorbereitung auf Matan Tora beginnt mit dem Schabbat, an dem wir den Monat Siwan segnen. Dies gilt umso mehr ab Rosch Chodesch Siwan [wie es geschrieben steht: „An jenem Tag kamen sie in die Wüste Sinai“14, was die Gemara15 (in Analogie zum Begriff „jener Tag“) auf den Tag von Rosch Chodesch bezieht], und es gilt noch mehr in den „drei Tagen der Abgrenzung.“16

Da diese Tage, und insbesondere das Schawuot-Fest selbst, bald vor der Tür stehen, dient das oben Gesagte als Lehre für jeden von uns. Wir müssen den Schüler in uns selbst erwecken, ebenso wie „‚Du sollst sie deinen Kindern fleißig beibringen‘17 – d. h. deinen Schülern“18 im wörtlichen Sinne, um die integrale Einfachheit der Seele in ihnen zu erwecken und zu manifestieren. Dies wird auch eine Manifestation der integralen Einfachheit der Seele in ganz Israel bewirken, die, wie oben erwähnt, keine Unterschiede aufweist. Dies ist eine Vorbereitung auf Matan Tora, von der es heißt: „Israel lagerte“19 – im Singular:20 Alle standen dort zusammen zu einem Zweck und mit einem Herzen, um die eine Tora von dem Einen G-tt zu empfangen.

Dadurch werden wir – in den Worten des Segens meines Schwiegervaters, des Rebben – „die Tora mit Freude und Innerlichkeit empfangen.“

(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Behar-Bechukotai 5721)