XX. Diese Sidra berichtet, dass G-tt, nachdem Mosche das jüdische Volk gezählt hatte, zu ihm sagte: „Bringe den Stamm Levi nahe.“1 Der Stamm Levi wurde aus dem gesamten jüdischen Volk ausgewählt, um „nahegebracht“ zu werden und den Dienst im Mischkan und später im Heiligtum zu verrichten. Dies wurde ihre Aufgabe. Sie sollten den G-ttesdienst im Mischkan und Mikdasch leiten, als Stellvertreter für ganz Israel. So erwirkten sie für Israel alle G-ttlichen Segnungen, die durch diesen Dienst ganz Israel zugutekamen.
XXI. Der Midrasch2 bezieht diesen Beweistext auf den Vers: „Der Zaddik (Gerechte) blüht wie eine Palme, er wächst hoch wie eine Zeder auf dem Libanon.“3
In diesem Jahr jährt sich am ersten Tag von Schawuot – dem Tag, an dem uns die Tora4 gegeben wurde, die allen Juden bis zum Ende der Zeit Weisung5 gibt – zum 200. Mal die Hilula6 des Baal Schem Tow.7 Er interpretierte8 diesen Vers wie folgt:
Es gibt zwei Arten von Zaddikim: Der eine wird mit einer Palme verglichen, der andere mit einer Zeder.
Eine Zeder hat viele Eigenschaften: Sie ist stark, hoch und schön.9 Sie trägt jedoch keine Früchte. Eine Palme besitzt nicht alle diese Eigenschaften. Dennoch hat sie den Vorteil – [und das ist ein grundlegender Vorteil] –, dass sie blüht: Sie bringt schöne und süße Früchte10 hervor, die zur Stärke und Gesundheit derer beitragen, die sie essen.11
Genauso verhält es sich mit den Zaddikim – ein Begriff, der auf alle Juden angewandt wird, denn es heißt: „Dein Volk sind alle Zaddikim.“12 Es gibt zwei Arten, G-tt zu dienen:
Eine Art von Zaddik, sagt der Baal Schem Tow, wird mit einer Zeder verglichen. Er bringt keine Früchte hervor. Er studiert die Tora, er befolgt die Mizwot, aber das alles tut er für sich selbst. Er hat keinen Einfluss auf andere. Sicherlich ist er ein Zaddik und wird eine G-ttliche Belohnung erhalten, „er wächst hoch wie eine Zeder“ – stark, groß und schön; aber das ist nicht das von G-tt beabsichtigte Ziel.
G-tt will, dass der Mensch „blüht wie eine Palme“, dass er gute und süße Früchte hervorbringt. Mit anderen Worten, G-tt verlangt, dass man von seiner eigenen Zeit, seinen Fähigkeiten und seiner Energie, die man für persönliche Ziele hätte verwenden können, etwas abgibt. Man soll sie nutzen, um andere zu beeinflussen, so dass sie zu dem werden, was der Allmächtige als gute und süße Früchte ansieht. Derjenige, der andere beeinflusst, wird als Palme bezeichnet, der die Heilige Schrift die Eigenschaft zuschreibt, „zu blühen wie eine Palme.“
XXII. Der Baal Schem Tow gab diese Interpretation an seine Schüler und deren Schüler weiter, einschließlich des Alten Rebben, und weiter an meinen Schwiegervater, den Rebben. Sie lehrt, dass man G-tt auf die erste dieser beiden Arten dienen kann und trotzdem als Zaddik mit allen Eigenschaften von Größe, Stärke und Schönheit angesehen werden kann. Dennoch ist dies nicht das Ziel und der Hauptweg, den G-tt verlangt. Der Allmächtige verlangt, dass man keine Zeit oder Mühe zurückhält, sondern diese mit der innersten Energie der Seele einsetzt, um andere zu beeinflussen, um seine ganze Umgebung zu beeinflussen.
Der Baal Schem Tow selbst ist diesen Weg gegangen, und er hat ihn an die Führer des allgemeinen Chassidismus sowie an die Führer von Chabad und an alle Chassidim weitergegeben: Jeder von ihnen soll diesem Weg folgen. Es ist der erleuchtete Weg, der Weg, der die Dunkelheit in Licht verwandelt.
XXIII. Dies ist auch der besondere Weg und die Aufgabe des Stammes Levi,13 für sich persönlich wie auch in ihrer Funktion als Vertreter und Führer aller Juden.
Gewiss, es gibt „andere Stämme“, Juden, die noch nicht zur Erkenntnis und Überzeugung dieses Prinzips gelangt sind. Wir müssen uns jedoch so verhalten, wie es uns der Baal Schem Tow gezeigt hat. Wir müssen an uns selbst und an anderen arbeiten, um aus uns und anderen solche zu machen, die „blühen wie eine Palme“ mit guten und süßen Früchten. Dies muss mit Seele und Vitalität geschehen, indem wir unsere innersten Energien hervorrufen, um unser gesamtes Umfeld zu beeinflussen. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, diese Welt reiner, erhabener, strahlender und heiliger zu machen.14
(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am 26. Ijar 5720)
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