Klassenlehrerin Kaplan fragte am Freitagmorgen die Mädchen, welche Parascha an diesem Schabbat gelesen wird.
"Ich weiß es," rief Ricki, "es ist Bamidbar."
"Was für ein Zufall," sagte Dina, "auch letztes Jahr haben wir Paraschat Bamidbar am Schabbat vor Schawuot gelesen. Ich erinnere mich so gut daran, weil mein Bruder an diesem Tag anlässlich seiner Bar Mitzwa zur Tora aufgerufen wurde."
"Eigentlich," wandte Lehrerin Kaplan ein, "ist dies nicht wirklich ein Zufall. Wir lesen nämlich Paraschat Bamidbar stets vor Schawuot. Bamidbar bedeutet doch "in der Wüste." Und es gibt einen bedeutenden Zusammenhang zwischen einer Wüste und der Tora, die an Schawuot gegeben wurde."
"Oh, ich erinnere mich daran, bereits etwas darüber gelernt zu haben," sagte Miriam, "die Wüste ist ein offener Ort und sie gehört niemanden. Und auch die Tora ist nicht der Besitz eines einzelnen Juden, sondern jeder Jude hat denselben Anteil an ihr."
"Sehr gut Miriam," lobte die Lehrerin, "und es gibt noch mehr Dinge, die wir von der Tatsache, dass die Tora in der Wüste gegeben wurde, lernen können. Lasst uns einmal gemeinsam darüber nachdenken, was das Leben in der Wüste ausmacht."
"Es ist heiß."
"Es gibt kein Wasser."
"Und nur wenig Nahrung."
"Nun, wenn dem so ist, waren unsere Vorväter, die die Tora in der Wüste empfingen, wegen all ihrer Bedürfnisse vollkommen auf G-tt angewiesen - wegen Nahrung, Wasser und Kleidung. Aber sie sorgten sich deswegen nicht. Stattdessen empfingen sie voller Bereitwilligkeit, Freude und Vertrauen die Tora."
"Wir sollten hiervon lernen. Jedes Mal wenn wir das Gefühl haben, dass wir etwas brauchen, sollten wir uns deswegen nicht Sorgen machen. Auch sollten wir uns nicht von unseren Bedürfnissen davon ablenken lassen, Tora zu lernen und Mitzwot auszuüben. Wir sollten uns einfach auf G-tt verlassen und Vertrauen in Ihn haben, dass wir stets die Dinge bekommen, die wir wirklich benötigen, so wie es auch unsere Vorfahren in der Wüste taten."
Chani meldete sich, "Frau Kaplan, letzten Sommer besuchte ich meine Cousins in Israel, die in einer kleinen Stadt in der Negev-Wüste leben. Es stimmt schon, dass es dort sehr heiß ist, aber gibt es viel Wasser und sehr schöne Gartenanlagen und Parks."
Die Lehrerin nickte zustimmend, "unsere Weisen berichten uns ebenfalls davon, dass während der vierzigjährigen Wanderschaft unserer Vorfahren durch die Wüste, die Wüste sich gewandelt hat. Bäume begannen zu blühen und Früchte zu tragen."
"Auch manche Menschen sind wie eine Wüste. Sie fühlen sich leer und vertrocknet, wenn es um heilige Dinge geht. Aber auch sie können sich ändern. Die Tora kann diesen Menschen dabei helfen, ihr Gefühl für G-tt zu entwickeln und fruchtbar an guten Taten zu werden."
(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Likutei Sichot, Band 8, S. 237)
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