XIII. Heute ist Schabbat Mewarchim, der Schabbat der Segnung des Monats, der den Tag enthält, an dem unsere Tora gegeben wurde. Dieser Schabbat markiert daher auch den Beginn der Vorbereitung auf das Geben und Empfangen der Tora.

Frieden und Einheit sind die Vorbereitung und das Instrument für die Übergabe der Tora. So erklären unsere Weisen in der Mechilta,1 die im Kommentar von Raschi zitiert wird:2 „‚Israel lagerte dort [vor dem Berg]‘ – wie ein Mann mit einem Herzen.“ In einem anderen Midrasch heißt es: Der Heilige, gesegnet sei Er, wollte den Israeliten die Tora sofort geben, als sie Ägypten verließen, aber sie waren untereinander uneins. Als sie zum Sinai kamen, versöhnten sich alle und wurden zu einer vereinten Schar. Sagte der Heilige, gesegnet sei Er: „Die ganze Tora ist ‚Frieden‘, deshalb werde Ich sie dem Volk geben, das den Frieden liebt.“3

Frieden und Einheit, die als Vorbereitung für die Übergabe der Tora dienen, müssen im Kontext von Tora und Mizwot stehen, wie es heißt: „Israel lagerte dort (im Singular, was auf Einheit hinweist; und sie taten dies) vor dem Berg“4, (mit „Berg“ gemeint ist5 ) die Tora und ihre Geboten.

Mit Hilfe des Friedens kann man die gewünschten Ziele erreichen, so wie es im Zusammenhang mit der Auslegung dieses Verses durch unsere Weisen heißt: „Efraim ist in der Götzenanbetung vereint, lass ihn in Ruhe.“6 7 Ebenso sind sie aufgrund der Tatsache, dass sie „eine Sprache und einheitliche Worte“8 haben, „nicht daran gehindert, etwas zu tun, was sie sich ausgedacht haben.“9 Dennoch hat der Frieden in diesen Zusammenhängen keinen Bestand. Es ist gewiss nicht der Weg, um gleichsam Himmlische Ausströmungen hervorzurufen, geschweige denn die Tora zu begehren, von der der Allmächtige sagte: „Ich Selbst habe sie geschrieben, habe sie gegeben“10 – d. h. den eigentlichen Kern, im Gegensatz zu einem äußeren Aspekt.11 Man kann diese nur hervorrufen, wenn die Seelen in der G-ttlichen Essenz verwurzelt sind, wie im Zusammenhang mit dem Konzept „Wen hat Er befragt? Die Seelen der Gerechten.“12 Die Einheit muss also im Kontext von Tora und Mizwot stehen; der Sinn für Ahawat Jisrael muss sich vor allem in den Bemühungen manifestieren, andere der Tora nahezubringen.

Das oben Gesagte hat einen praktischen Grund:

Schawuot ist die Zeit von Matan Tora für das ganze Jahr (zusätzlich zu dem spezifischen Aspekt von Matan Tora, der sich auf jeden einzelnen Tag bezieht, wie er im Text des Segensspruchs „Der die Tora gibt“ – grammatikalisch im Präsens13 – ausgedrückt wird). Die Tage zwischen jetzt und dem Morgen des Schawuot-Festes müssen daher in vollem Umfang genutzt werden, vor allem an den Schabbatot, an denen die Gemeinde versammelt ist,14 und zwar wie folgt:

Alle, die einen gewissen Einfluss auf jüdische Männer und Frauen haben, müssen sie informieren und ihnen zu verstehen geben, dass es besonders in dieser Zeit ihre Pflicht und ihr Verdienst ist, sich verstärkt um Ahawat Jisrael zu bemühen. (Dies gilt natürlich zusätzlich zu der Pflicht und dem Verdienst, dies jeden Tag zu tun. Es ist bekannt, dass der Alte Rebbe in seinem Siddur, den er für alle verfasst hat und der für alle gleichermaßen gilt, geschrieben hat: „Es ist gut und richtig, vor dem Gebet zu sagen: ‚Ich nehme hiermit das Gebot auf mich:15 Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘“16 )

Man muss das so erklären, dass Ahawat Jisrael eine Vorbereitung auf das Geben und Empfangen der Tora ist.

Man muss den Ausspruch des Alten Rebben17 bekannt machen und erklären: „Das Gebot ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘ ist ein Mittel und ein Werkzeug für das Gebot ‚Liebe Haschem, deinen G-tt‘“18 Die Implikation ist, dass die Liebe zu G-tt, die Liebe zur Tora und die Liebe zu Israel völlig eins sind!19

Man muss die Lehre des Maggid über die Worte der Mischna20 „Wisse, was über dir ist“ verbreiten: „Wisse, dass alles, was von oben kommt, von dir kommt“, d. h., es hängt ganz von jedem Einzelnen ab.21 Unsere Weisen lehrten also, dass der Mensch die Welt als gleichmäßig ausgeglichen [zwischen Verdienst und Schuld] betrachten sollte, und eine einzige Tat kann die Waage zur Seite des Verdienstes neigen oder ...22 Auch in unserem Zusammenhang kann eine einzige Tat die Übergabe der Tora verursachen und bewirken.

Dies gilt insbesondere für Handlungen, die sich auf Frieden und Ahawat Jisrael beziehen, die der Baal Schem Tow als eines der Grundprinzipien der Lehren des Chassidismus festlegte.23 Solche Handlungen verbinden einen mit dem anderen, so dass man nicht mehr nur ein singuläres Wesen ist.

Dies ist die richtige Vorbereitung für den Empfang der Tora. Denn die ganze Tora wurde zu dem Zweck gegeben, Frieden in der Welt24 zu schaffen – sowohl in der Welt im Großen (Makrokosmos) als auch in der „Miniaturwelt“ (Mikrokosmos), d. h. im Menschen25 –, um Frieden zwischen dem Schöpfer und Seiner Schöpfung zu schaffen.26

Jeder sollte das oben Gesagte weitergeben und bekannt machen, insbesondere diejenigen, die in diesen Tagen öffentlich sprechen werden.

So können wir sicher sein, dass wir alle, in ganz Israel, das verdienen werden, was mein Schwiegervater, der Rebbe, in seinem Segensspruch ausgedrückt hat: „die Tora mit Freude und Innerlichkeit zu empfangen.“

(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Behar-Bechukotai 5713)