Fünf Jahre waren vergangen seitdem Ester Arieli ihr erstes Kind geboren hatte. Obwohl sie und ihr Mann sich nach einem zweiten Kind sehnten, wurde ihnen dieses Glück nicht zuteil. Sie gingen zu erfahrenen Ärzten, unternahmen zahlreiche Untersuchungen, doch ohne Erfolg. Durch eine Bekannte aus Chabad-Kreisen, erfuhr Ester über den Lubawitscher Rebben. Sie schrieb dem Rebben einen Brief und bat ihn um seinen Segen. Sie erwähnte auch ihre Bereitschaft, fortan die Regeln der Familienreinheit zu beachten, um den Segen, wie ihr erklärt wurde, empfangen zu können.

Zwar erhielt Ester keine schriftliche Antwort vom Rebben, doch den Segen erhielt sie bestimmt. Innerhalb eines Jahres gebar sie eine gesunde Tochter. Nach einiger Zeit bekam die Familie weiteren Zuwachs, noch eine Tochter. Die Eltern waren überglücklich, doch sie wollten noch einen zweiten Sohn. Deshalb war ihre Freude enorm, als Ester wieder schwanger wurde, doch die Befürchtungen der Ärzte verdrängten sehr bald das Glück des Paares. Die Entwicklung des Embryos war fehlerhaft. Die Ärzte empfohlen Ester die Abtreibung. Doch sie wollte unbedingt dieses Kind.

Nach weiteren Untersuchungen machten die Ärzte Ester die traurige Diagnose klar. Ihr Kind könnte schwerstbehindert zur Welt kommen. Sie muss es abtreiben! Doch die Mutter wollte davon nichts mehr hören, jedoch ließ die unerträgliche Angst vor dem Ungewissen dem Paar keine Ruhe mehr.

Mit den Wochen verstärkten die Ärzte ihren Druck auf Ester, bis sie schließlich ihren Widerstand brachen. Man legte ihr einen Termin für die Abtreibung fest, und das Paar unterschrieb die Einwilligung. Schweren Herzens verließ Ester die Klinik. Sie konnte sich mit ihrer Entscheidung nicht abfinden.

Schließlich gedachte sie dem Lubawitscher Rebben und wandte sich an ihn. In ihrem Brief berichtete sie ausführlich über ihre Lage und den dunklen Aussichten der Ärzte. Sie bat den Rebben, dass er sie doch segnen möge, sich von den Ärzten nicht einschüchtern zu lassen, obwohl sie bereits zur Abtreibung einwilligte. Ester nahm auf sich, die Regeln der Familienreinheit noch achtsamer einzuhalten. Doch auch nach dem Absenden des Briefes, sah sie keinen Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage. Mit jedem Tag, der verging, bohrte sich die Hoffnungslosigkeit und Bitternis in ihr Herz.

Der Tag für die geplante Durchführung der Abtreibung war gekommen. Nach einer unruhigen Nacht erwachte Ester in den frühen Morgenstunden. Sie begann mit Tränen in den Augen aus dem Psalmen-Buch zu lesen. An all den Tagen eilte Sara zum Briefkasten, doch ein Brief des Rebben war nie dabei. An jenem Tag aber, nur vier Stunden vor dem geplanten Eingriff, fand Esters Mann in der Post einen Brief aus New York! Aufgeregt wollte er ihn öffnen, doch dann zögerte er auf einmal. Er wusste nicht, ob er ihn öffnen sollte. Er hatte sich mit dem Entschluss der Ärzte bereits abgefunden, und er nahm an, dass der Rebbe von der Abtreibung abraten würde. Seiner Frau wollte er es auch nicht noch schwerer machen. Und so entschied er, Ester von dem Brief nichts zu erzählen...

Jedenfalls hatte er mit seiner Annahme recht. So lautete die Antwort des Rebben:

„Sehr geehrte Frau Ester, Schalom! Bezüglich des Schreibens über Ihre Lage - möge G-tt Sie mit einer gesunden Schwangerschaft segnen und einer zeitlichen, leichten Geburt. Ihre Bitte um Segen werde ich bei dem Grab des Rebben, meines Schwiegervaters (Rabbi Jossef Itzchak Schneerson) erwähnen... P.S. Es wäre gut die Mesusot und Tefilin im Haus zu prüfen“.

Der Mann überlegte und überlegte. Schließlich fuhr er in die Arbeit. Doch sein Gewissen plagte ihn. In der Arbeit traf er einen religiösen Kollegen, der in engem Kontakt mit Chabad-Chassidim stand. Er entschied, sich mit ihm zu beraten. Als dieser den Brief sah, sagte er dem Mann, dass er die Worte des Rebben nicht ignorieren solle. „Das bringt nichts Gutes!“

Der Mann kehrte völlig verwirrt nach Hause zurück. In nur noch einer Stunde sollte die Abtreibung durchgeführt werden. Er übergab seiner Frau den Brief, welche völlig außer sich vor Freude war. Sie packte den Brief, während Freudentränen über ihre Wangen rannen. Nun wusste Ester, dass ihr Kind und sie in bester Obhut waren.

Noch am selbigen Tag brachte das Paar die Mesusot ihres Hauses und die Tefilin des Mannes zur Kontrolle. Einige Mesusot waren untauglich und wurden noch am selben Tag ausgetauscht. Seitdem trug Ester den Brief des Rebben ständig bei sich — bis zur Geburt. Ständig hielt sie sich vor Augen, was geschehen würde, wenn der Brief des Rebben wenige Stunden später eingelangt wäre...

Vor der Geburt ergaben sich mehrere Komplikationen. Dreimal versuchten die Ärzte zu intervenieren und die Geburt zu beschleunigen, aber ohne Erfolg. Ester hielt die ganze Zeit den Brief des Rebben in der Hand und versuchte sich zu beruhigen, dass letzten Endes alles gut sein würde, wie der Rebbe es versprach.

Während der Geburt bemerkte Ester, wie einer der Ärzte richtig schauderte. Es stellte sich heraus, dass das Kind in Lebensgefahr schwebte und im letzten Moment gerettet wurde. „Sie haben einen kerngesunden Sohn bekommen“, sagte ihr der Arzt und vermerkte in der Patientenakte, dass die Geburt ein medizinisches Wunder war. Der Neugeborene wurde Natan genannt, was „der Geschenkte“ bedeutet. Er ist heute bereits dreizehn Jahre alt. Seinen Freunden erzählt er stolz über die große Besonderheit, das „Kind des Rebben“ zu sein.