Frau Scheindy Schechter aus Kfar Chabad erkrankte schwer an einem Virus. Binnen kurzer Zeit wurde ihre Lage sehr ernst. Sie wandte sich für umfangreiche Untersuchungen ans Spital. Zu Beginn meinten die Ärzte, dass es sich um eine Entzündung der Gehirnmembrane handelte. Frau Schechter wurde stationär im Krankenhaus aufgenommen. Dort musste sie sich verschiedenen neurologischen Untersuchungen, sowie speziellen Blutkontrollen unterziehen. Doch es hatte sich kein außergewöhnlicher Befund ergeben. Deshalb sahen die Ärzte keinen Grund, sie weiterhin im Spital zu behalten.
Scheindy kehrte nach Hause zurück. Sie führte ihren Alltag wie gewohnt fort und wartete ab, bis sich ihre gesundheitliche Lage wieder verbesserte. Plötzlich - von einem Moment zum anderen - geschah das Schreckliche: Scheindy spürte, wie ihre Sehkraft abnahm! Die Sehreichweite verringerte sich drastisch, und binnen weniger Minuten hatte Frau Schechter beinahe die gesamte Sehkraft verloren. Sie war nur noch imstande, Schattenumrisse zu erkennen. Scheindy eilte sofort ins Spital. Dort verbrachte sie eine lange, ermüdende Nacht mit zahlreichen Untersuchungen. Schließlich kamen die Ärzte zum Entschluss, dass sie Scheindy nicht mehr weiterhelfen konnten. „Anscheinend handelt es sich um ein Virus, das den Sehnerv angriff; und wir haben keinerlei Mittel gegen diesen anzukämpfen“, versuchten die Ärzte der Frau mitfühlend zu erklären.
Scheindy schrieb sofort einen Brief an den Lubawitscher Rebben und legte ihn in eines der Bänder der Igrot Kodesch, eine Buchserie, die tausende Antwortbriefe des Rebben beinhalten. Da heutzutage der Rebbe nicht direkt befragt werden kann, pflegen viele Chassidim den Rebben um Rat und Segen mittels der Igrot Kodesch zu bitten. Den verfassten Brief legt man zwischen zwei zufällig aufgeschlagenen Seiten. Auf der Seite, welche Scheindy aufschlug, stand ein Brief, der mit den Worten „Und G-tt möge Ihnen die Augen erleuchten“ endete. Man hatte ihr den Brief vorgelesen. Sie steckte ihr ganzes Vertrauen in diese Antwort und sah darin ein deutliches Zeichen vom Rebben, dass sie sehr bald ihr Augenlicht wieder bekäme.
Scheindy begann sich allmählich an die neuen Umstände in ihrem Leben zu gewöhnen. Sie betete auswendig, lernte mit Nähe und Ferne in ihrer Wohnung umzugehen; sowie verschiedene Tätigkeiten im Haus ohne zu sehen zu verrichten. Sie war fest davon überzeugt, dass ihre Lage nur zeitweilig war; daher weigerte sie sich auch Blindenschrift zu lernen.
Ihre Freundinnen versuchten Scheindy zu helfen, indem sie Psalmen für ihre Genesung lasen. Eine von ihnen schrieb auch einen Brief an den Lubawitscher Rebben, um Segen für ihre Heilung zu erbeten. Als sie zufällig einen der Bänder der Igrot Kodesch aufschlug, um den Brief hineinzustecken, fand sie einen Brief vor, in dem der Rebbe am Ende ein Augenproblem erwähnt. Der Rebbe segnete die betroffene Person mit Genesung; welche schließlich ein Thorastudium mit größerem Eifer mit sich bringen würde. Der Rebbe erläuterte weiter die spirituelle Bedeutung der Sehkraft. Er riet, sich mehr mit der Lehre der Chassidut zu beschäftigen, welche als das „Licht“ der Thora bezeichnet wird; und dies würde zur Besserung der Sehkraft verhelfen. Aufgrund dieses Briefes führte Frau Schechters Gatte einen neuen, regelmäßigen Shiur in der Lehre der Chassidut in der Synagoge ein.
Scheindy ließ sich weiterhin von Experten untersuchen. Sie unterzog sich umfangreichen Tests. „Die Augen funktionieren tadellos“, erklärten alle Ärzte. „Das eigentliche Problem liegt nicht im Auge, sondern im Gehirn; und dorthin haben wir leider keinen Zugang.“ Doch Scheindy blieb voller Hoffnung und steckte ihr Vertrauen in G-tt.
Eines Tages klopfte es an der Haustür der Schechters. Eine Dame kam, um sich mit Scheindy zu unterhalten. Jene Frau besaß einen Dollar, welchen sie vom Lubawitscher Rebben erhalten hatte; und diesen wollte sie Frau Schechter überreichen. Scheindy besuchte mehrere Male den Lubawitscher Rebben und erhielt selbst einige Dollarscheine vom Rebben. Sie sah keinen Grund den Dollar jener Frau anzunehmen. Sie lehnte das Geschenk ab; doch die Dame ließ nicht locker. Sie erzählte Scheindy, dass sie diesen Dollar vom Lubawitscher Rebben erhalten hatte, als sie schwer krank war. Die Ärzte meinten damals, dass es keine Hoffnung mehr für ihr Leben gäbe. Einer ihrer Bekannten bat zu jener Zeit Segen für ihre Genesung vom Rebben. Daraufhin reichte ihm der Rebbe den Dollar und sagte: „Möge er eine Wunderheilung bewirken!“ Und so war es tatsächlich. Binnen weniger Tage wurde die Dame auf wunderbare Weise vollkommen gesund. „Seitdem gab ich diesen Dollar an mehrere Personen weiter, deren gesundheitliche Lage sehr kritisch war, und auch sie wurden durch diesen Dollar geheilt!“
Die Geschichte überzeugte Frau Schechter, und sie nahm den Dollar an. Sie stellte sich vor, als würde sie in diesem Moment beim Rebben vorbeigehen und den Dollar von ihm persönlich erhalten. Scheindy kräftigte ihren Glauben und ihr Vertrauen, dass sich sehr bald der Segen des Rebben verwirklichen würde.
Es vergingen einige Tage. Scheindy deckte vorsichtig den Schabbattisch. Plötzlich verspürte sie ein Zittern im Auge. Plötzlich nahm sie einen gewaltigen Lichtstoß wahr. Auf einmal sah sie die Wanduhr; das Buch, das auf dem Tisch lag. Sie konnte die Zeilen in ihm ohne Schwierigkeiten lesen. Da sah sie ihr kleines Baby zum ersten Mal, wie es schon gehen konnte. Vor drei Monaten krabbelte es noch. Ihr Glück war unbeschreiblich. Von diesem großen Wunder erfuhr ganz Kfar Chabad. Dutzende Bekannte strömten in Scheindys Haus, und beteiligten sich an ihrer großen Freude. Nach Schabbatausgang verbreitete sich diese faszinierte Geschichte weit über die Grenzen von Kfar Chabad. Einige Tage später trat die Besitzerin des Dollars mit Familie Schechter in Kontakt, um ihn zurückzubekommen. Die Identität jener Frau ist bis zum heutigen Tage nicht bekannt.
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