Ein Chassid widmete sich der heiligen Arbeit Brit Mila (Beschneidung) und nahm dadurch jüdische Kinder in den Bund ihres Vorvaters Awraham auf. Dank seiner Ehrlichkeit und Weisheit wurde der König auf ihn aufmerksam und verpflichtete ihn als Finanzberater. Von nun an war er in die größten Geheimnisse des Königs eingeweiht, und seine Treue war unerschütterlich. Aber ein Minister war neidisch auf ihn, weil der König ihn schätzte. Darum schmiedete er einen schlauen Plan, um seinen Feind zu Fall zu bringen.
Der Chassid hatte einen loyalen Diener, dem er völlig vertraute und dem er sogar den Schlüssel zum Safe des Königs gab. Der heimtückische Minister bestach den Diener mit mehreren hundert Goldstücken. Der Diener nutzte den Schlüssel seines Herrn, stahl immer wieder private Dokumente des Königs und brachte sie dem Minister.
Eines Nachmittags, als der Minister mit dem König sprach, erwähnte er beiläufig etwas, was er nicht wissen durfte. „Woher weißt du das?“, rief der König empört. „Nun, der Jude hat es mir gesagt“, antwortete der böse Minister. Der König wurde wütend – der Jude hatte sein Vertrauen missbraucht, und dafür musste er büßen. Am selben Tag wurde der Jude in den Palast gerufen, und der König überreichte ihm einen Brief. „Diesen Brief muss mein treuster Diener meinem General in der Garnison bringen. Du musst ihm den Brief persönlich überreichen.“ Der Jude gehorchte und machte sich zusammen mit seinem Diener auf die lange Reise. Er wusste nicht, dass in dem Brief stand: „Der Überbringer dieses Briefes muss sofort hingerichtet werden. Höre nicht auf seine Unschuldsbeteuerungen, sondern ergreife und töte ihn sofort.“
Auf halbem Weg wurde es Nacht, und die beiden rasteten in einem kleinen Dorf. Ein Chassid erkannte den berühmten Juden und lief zu seiner Kutsche. „Schalom Aleichem, Herr. G-tt hat Euch heute in unser Dorf geführt, denn dies ist der achte Tag nach der Geburt meines Sohnes und der Tag seiner Brit Mila. Leider ist der Mohel noch nicht da, und er wird wohl nicht mehr kommen. Bitte bleibt so lange hier, bis wir diese edle Mizwa am richtigen Tag erfüllt haben.“
Der Jude stieg aus und ging ins Haus des Mannes, um das Kind zu untersuchen. Die Mutter bat ihn ebenfalls zu bleiben und die Brit vorzunehmen. Er willigte ein, gab seinem Diener den Brief des Königs und befahl ihm, die Befehle des Königs genau auszuführen. Der Diener reiste weiter bis zur Garnison und gab dem General den Brief.
Der Jude blieb bei den jungen Eltern und nahm am Festmahl teil. Dann reiste er weiter zur Garnison. Der General, der wusste, wie sehr der König seinen Berater schätzte, begrüßte ihn herzlich. „Warum habt Ihr Euch die Mühe gemacht, selbst hierher zu reisen? Ich habe den Befehl des Königs befolgt und Euren Diener hinrichten lassen, nachdem ich den Brief gelesen hatte.“ Der Jude war sprachlos und erkannte, dass ein Wunder geschehen war. Der General fuhr fort: „Ich habe interessante Neuigkeiten für Euch. Vor seinem Tod hat Euer Diener seine Verbrechen gestanden. Er hat Euch und den König verraten. Der Minister hat ihn bestochen, und er hat vertrauliche Dokumente gestohlen und ihm gebracht.“
Jetzt verstand der Jude die Ereignisse. Der König hatte ihn für den Verräter gehalten und deshalb zum Tode verurteilt! Der Chassid kehrte in die Hauptstadt zurück und trat vor den überraschten König. „Wieso bist du noch am Leben?“, schrie der König. Der Chassid erklärte ihm die ganze Angelegenheit. Er berichtete von seinem Gespräch mit dem General und enthüllte die Heimtücke des Ministers, der seinen Diener bestochen und sich auf diese Weise die geheimen Dokumente beschafft hatte. Sofort befahl der König seinen Wachen, den Minister in Ketten herbeizuschaffen. Er wurde am gleichen Tag im Hof seines eigenen Hauses hingerichtet.
Der jüdische Berater gewann wieder das Vertrauen des Königs und wurde sogar befördert. Der König und sein Hof priesen G-tt, und der Chassid dankte dem Schöpfer für seine Rettung.
ב"ה
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