Am ersten Tag seiner Amtszeit als Rabbi von Brodi wurde Rabbi Schlomo Kluger eingeladen, der Sandak bei einem Brit Mila zu sein.
Als er das Haus betrat, erfuhr er, dass der Vater des kleinen Kindes sehr krank war und dass seine Stunden auf Erden gezählt waren. In Brodi war es Brauch, den Bris in solchen Fällen auf den letzten möglichen Augenblick zu verschieben, damit man dem Kind den Namen des Vaters geben konnte, falls dieser starb.
Doch der neue Rabbi brach die Tradition und begann sofort mit der Zeremonie. Niemand widersprach ihm; aber die Leute rümpften die Nase. Dann geschah ein Wunder — der Vater erholte sich und fühlte sich viel besser, und ein paar Tage später war er gesund!
Alle Leute sprachen von dem Wunder und waren stolz auf ihren neuen Rabbi. Doch Rabbi Schlomo Kluge wehrte das Lob ab und gab eine einfache Erklärung.
“Ich habe nur befolgt, was Raschi lehrt. Er fragt, warum Haschem einen Engel schickte, um zwei Aufgaben zu erfüllen: Abraham zu heilen und Lot zu retten. Gibt es nicht genug Engel im Himmel, um jedem einen bestimmten Auftrag zu geben?
Die Antwort lautet: Lots Verdienste waren nicht groß genug, um einen Engel zu ihm allein zu senden. Aber da Haschem einen Engel gesandt hatte, um Abraham zu heilen, konnte dieser Engel ,nebenbei’ auch Lot retten.”
Der Rabbi hielt inne und fuhr dann fort: “Daraus habe ich meine Schlüsse gezogen. Als ich hörte, dass der Vater schwer krank war, verstand ich, dass der Himmel ihn gewogen und für zu leicht befunden hatte. Er hatte nicht genügend Verdienste erworben, um Elijahu Hanawi zu schicken, damit er ihn heilte. Darum beschloss ich, das Brit Mila sofort zu feiern und es nicht bis zur letzten Minute aufzuschieben. Als Elijahu zum Brit Mila kam — denn er nimmt an jedem Brit Mila teil —, konnte er bei dieser Gelegenheit den Vater heilen. Und wie ihr seht, hat er es, baruch Haschem, getan!”
ב"ה
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