In ganz Ismir (Türkei) waren alle mit den letzten Vorbereitungen für den Schabbat beschäftigt. Das Judenviertel wimmelte von Menschen, die nach Hause eilten. Aber einer lief woanders hin, nämlich ins Stadtzentrum. Es war Rabbi Avraham Schlomo HaKohen, der Vater des berühmten Rabbi Elijahu HaKohen von Ismir, dem Autor von Me’il Zedaka. Seine Tasche wölbte sich, weil ein Beutel mit Münzen darin war. Er war unterwegs zum Gefängnis.

Jeden Feitag hinterlegte er eine große Summe als Kaution, damit die Gefängniswächter die jüdischen Gefangenen über den Schabbat freiließen.

Das war nicht ungefährlich. Wenn ein Gefangener die Süße der Freiheit schmeckte und nicht zurückkehrte, war die Kaution verloren. Das war schon ein paar Mal vorgekommen — und wer konnte den armen Kerlen einen Vorwurf machen? Wer wollte schon in eine kalte, feuchte Zelle voller Schaben und Ratten zurückkehren?

Obwohl er manchmal die Kaution verlor, ließ Rabbi Avraham Schlomo die Gefangenen nie im Stich. Jede Woche kam er und übergab das Geld. Einmal gelang es ihm jedoch nicht, die erforderliche Summe für alle Gefangenen aufzubringen. Also bot er sich selbst als Geisel an und ließ sich einsperren, damit alle Gefangenen am Schabbat nach Hause gehen durften.