Nichts Wertvolles im Leben ist leicht, und was leicht ist, stellt sich letztlich als wertlos heraus. Diese Tatsache ist G–ttes größtes Geschenk für uns. Denn diese Eigenart des Menschen macht es möglich, dass wir im Leben etwas leisten und Erfüllung finden können. Chassidim pflegten das mit der folgenden Geschichte zu illustrieren:

Ein reicher Edelmann streifte durch sein Gut und traf einen Bauern, der Heu gabelte. Fasziniert betrachtete der Adlige die fließenden Bewegungen der Arme und Schultern und den eleganten Schwung der Heugabel. Das gefiel ihm so sehr, dass er mit dem Bauern einen Handel abschloss: Für zehn Rubel am Tag sollte der Mann in die Villa kommen und dort seine Gabeltechnik im Wohnzimmer vorführen.

Als der Bauer am nächsten Tag kam, konnte er seine Freude über die neue „Arbeit“ kaum verbergen. Eine Stunde lang schwang er die leere Gabel und nahm zehn Rubel in Empfang — viel mehr, als er normalerweise in einer Woche voll harter Arbeit bekam. Doch am nächsten Tag hatte seine Begeisterung ein wenig nachgelassen. Noch ehe die Woche zu Ende war, kündigte er die Vereinbarung.

„Das verstehe ich nicht“, sagte der Edelmann. „Warum hebst du lieber schwere Lasten in der Winterkälte und in der Sommerhitze, wenn du mit einer leichten Arbeit in meinem bequemen Haus sehr viel mehr verdienen kannst?“

„Herr“, erwiderte der Bauer. „Ich sehe die Arbeit nicht!“