"Und ihr sollt essen und satt werden. Seid auf der Hut, damit euer Herz nicht wankelmütig wird"

(Deut. 11, 15-16)

Ein frommer Mann beschloss, sich von keinem Menschen helfen zu lassen. Obwohl er arm war, nahm er keine Almosen an. Er besaß nur seine Kleider und eine alte Decke, mit der er sich nachts zudeckte. In seiner Not rief er zu Haschem: „Bitte hilf mir! Rette mich!“

Einmal erschien ihm Elijahu Hanawi in Gestalt eines Arabers. „Ich möchte dir zwei Münzen borgen“, sagte er. „Nimm sie, kaufe ein paar Waren, und verdiene ein wenig Geld.“

Obwohl der Mann gelobt hatte, nie ein Geschenk anzunehmen, brach er sein Versprechen dieses eine Mal, weil er verzweifelt war. Er nahm die Münzen und kaufte einige Artikel, die er mit Gewinn verkaufte. Jetzt konnte er neue Waren kaufen, die er ebenfalls verkaufte, so dass er noch mehr einkaufen konnte.

So ging es weiter. Nach kurzer Zeit war er sehr reich. Doch der Erfolg hatte ihn geizig gemacht, und bald vergaß er ganz, dass er arm gewesen war. Er wurde ein anderer Mensch, er war nicht mehr der Zadik, der sich einst nur auf Haschem verlassen hatte und von niemandem einen Pfennig annehmen wollte.

Haschem war erzürnt über diese Verwandlung. Er rief Elijahu zu sich und beklagte sich: „Früher gab es einen frommen Mann mehr auf der Welt, aber du hast ihn mir genommen!“

Also erschien Elijahu Hanawi erneut in Gestalt eines Arabers vor dem Juden und verlangte sein Geld zurück. Aber der jetzt reiche Jude war so in seine Geschäfte vertieft, dass er kaum aufblickte. Der Araber wiederholte seine Forderung. „Voriges Jahr habe ich dir zwei Münzen geliehen. Die will ich zurückhaben.“ Der Jude fand zwei Münzen, war aber so ungehobelt, dass er sie dem Araber zuwarf.

Nach diesem Vorfall begann der Mann sein Vermögen zu verlieren. Alle seine Pläne scheiterten, und bald war er wieder arm. Er setzte sich hin und weinte. Erneut erschien Elijahu Hanawi und fragte ihn: „Warm weinst du?“

Der Jude seufzte tief. „Wehe dem Manne, dem das Schicksal nicht hold ist.“ Tränen flossen seine Wangen hinab.

„Wenn ich dir die zwei Münzen zurückgebe, würdest du dann wieder der reine, fromme Mensch werden, der du einst warst?“, fragte Elijahu. Der Mann nickte voller Reue.

Elijahu gab ihm die Münzen in die Hand. Er kaufte Waren und handelte mit so großem Erfolg, dass er bald sehr reich war. Doch er hatte seine Lektion gelernt und wurde nicht mehr egoistisch wie früher. Er blieb wahrhaftig und fromm, wie er es ursprünglich gewesen war.

Unsere Weisen belehren uns über die Verlockungen des Reichtums, indem sie einen Vers in Krias Schema zitieren: „Zuerst sagt die Tora: „... und ihr sollt essen und satt werden“, und sofort danach warnt sie uns: „Hischamru lachem ...“ (hütet euch). Wenn ein Mensch wohlhabend ist, wenn er genug zu essen hat und satt ist, dann muss er darauf achten, dass sein Reichtum ihn nicht verdirbt. Reichtum ist eine sehr schwierige Prüfung; nur wenige bestehen sie, aber viele nehmen dabei Schaden.