Rabbi Schneur Salman von Liadi, der erste Rebbe von Chabad Lubawitsch, erwartete Sparsamkeit von allen Mitgliedern seines Haushalts. „Da die Gemeinden uns unterstützen und unsere Weisen lehren, dass die Tora verbietet, jüdisches Geld zu vergeuden, ziemt es sich für uns, bescheiden zu leben“, erklärte er.
Einmal sah er, dass einer seiner Enkel einen teuren Gürtel trug, und er fragte ihn: „Bist du so reich, dass du einen derart teuren Gürtel brauchst?“ Der Enkel schwieg, und Reb Schneur Salman befragte ihn weiter. „Sag mir, wie viel Geld hast du als Mitgift bekommen?“ „Zweitausend Rubel“, antwortete der Enkel. „Was hast du damit vor?“ „Ich will es einem erfolgreichen Händler geben und etwas dabei verdienen.“ „Aber was ist“, fragte der Rebbe, „wenn er dir weder das Geld zurückzahlt noch die Zinsen?“ „Das ist unmöglich“, versicherte der Enkel. „Er ist sehr reich und zuverlässig.“ Der Rebbe widersprach: „Jetzt mag er reich sein, aber das Glücksrad dreht sich. Er kann schnell arm werden.“ „Was ratet Ihr mir dann?“, fragte der Enkel zögernd. „Leg das ganze Geld in diese Büchse“, sagte der Rebbe mit großem Ernst. Und dabei zeigte er auf die Spendenbüchse. Der Enkel glaubte an einen Scherz. Zweitausend Rubel waren eine enorme Summe. Eigentlich machte sein Großvater solche Scherze nicht, aber ...
„Ich meine, was ich sage. Spende das ganze Geld für gute Zwecke. Dann bleiben das Kapital und die Zinsen erhalten. Wenn du es dem reichen Händler gibst, fürchte ich, du verlierst beides.“ Der Enkel hörte die Worte des Rebbe, aber er beschloss dennoch, sein Geld dem Kaufmann anzuvertrauen, der nicht nur vertrauenswürdig und reich, sondern auch gelehrt war. Einige Monate danach vernichtete ein Feuer alles, was der Händler besaß, und er war mittellos. Später, als der Rebbe fragte, was aus der Investition geworden sei, berichtete sein Enkel von der Katastrophe, die den Händler heimgesucht hatte. „Warum hast du nicht auf mich gehört und das Geld in diese Spendenbüchse gelegt?“, schalt ihn der Rebbe. „Dann wären das Kapital und die Zinsen noch da. Warum vertrauen meine Chassidim nicht dem Rat ihres Rebbe? Ich will dir eine Geschichte über den schlichten Glauben der Menschen von Wolhynien erzählen.“
Mitten in einem bitter kalten Winter ging ich nach einem Besuch bei meinem Rebbe, dem Maggid von Mesritsch, nach Hause. Als ich eine jüdische Herberge erreichte, war ich halb erfroren. ‚Wie lange lebst du schon hier?‘, fragte ich den alten Wirt. ‚Seit fast fünfzig Jahren‘, antwortete er. ‚Gibt es noch andere Juden in der Nähe? Habt ihr einen Minjan zum Beten, Leute, mit denen ihr die Feiertage begehen könnt?‘ ‚Ich gehe nur an den Hohen Feiertagen ins nächste Dorf, um mit der Gemeinde zu beten.‘ Ich fragte: ‚Warum ziehst du nicht in dieses Dorf, damit du unter Juden sein kannst?‘ ‚Wovon soll ich dort leben?‘, fragte er. ‚Wenn G-tt hundert Familien den Lebensunterhalt gibt, glaubst du nicht, dass er das Gleiche auch für dich tun kann?“, wollte ich wissen. Außerdem erwähnte ich, dass ich ein Schüler des Maggid von Mesritsch sei. Sofort verließ er den Raum. Eine halbe Stunde später sah ich vor dem Lokal einige Wagen stehen, beladen mit Haushaltsgegenständen und Möbeln. Ich ging zum Wirt, der daneben stand, und erkundigte mich, was geschehen sei. ‚Ich ziehe in dieses Dorf, wie Ihr mir geraten habt‘, sagte der Mann.
Siehst du, wie sehr dieser Mann meinem Rebbe vertraute? Ich brauchte nur zu erwähnen, dass ich ein Schüler des Maggid sei, und schon ließ der Wirt alles stehen und liegen, sogar das Haus mit der Herberge, von der er fünfzig Jahre gelebt hatte. Er war nicht einmal Chassid. Dir habe ich zweimal geraten, dein Geld in diese Büchse zu legen, aber du hast nicht auf mich gehört!“
ב"ה
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