Bevor mein Großvater, Rabbi Jacob J. Hecht, meine Großmutter, Rebbetzin Chava Hecht, heiratete, sagte er ihr, „Ich bin ein ‚Yanki’, ein altmodischer amerikanischer Junge, und werde dich nur unter der folgenden Bedingung heiraten: Ich muss der Herr (/Kopf) im Haus sein.“ Meine Großmutter entgegnete, „Du kannst der Kopf sein, aber ich werde der Hals sein, und immer wenn sich der Hals dreht, hat der Kopf zu folgen.“
Design
Der achte Buchstabe des Aleph-Beis ist das Ches. Das Ches ist, entsprechend dem AriSal,1 eine Verbindung von zwei Buchstaben: dem Waw und dem Sayin. An der Spitze des Waw und des Sayin gibt es eine Wölbung,2 eine Brücke, die die beiden miteinander verbindet.3 In seinem Wesen repräsentiert das Waw das männliche Element, den Ehemann. Sayin repräsentiert das weibliche Element, die Frau.4 Die Brücke, die die beiden miteinander verbindet, ist G’tt. Der Maggid von Mesritsch erhellt5 den Vers, „Die tüchtige Frau ist die Krone ihres Ehemannes“6, wie folgt: das Sayin, die Krone, verdeutlicht die Stellung der tüchtigen Frau, als Schutz ihres Mannes.
Die Form des Ches steht für eine andere Art einer Brücke. Wenn die Beziehung zwischen Waw (Mann) und Sayin (Frau) bedeutet zu vervollständigen, sind die beiden unter einer Chuppa vereint. Die Form des Ches gleicht einer Chuppa. Das Wort Chuppa beginnt auch mit einem Ches, so bedeutet Chuppa Ches Po – Ches (G’tt, Mann und Frau) ist Po (hier). Ches ist das Herz der Ehe. Mann und Frau sind nur wirklich vereinigt, wenn sie sich unter der Chuppa, mit einem dritten Partner, der G’tt ist, vereinigen.
Der Talmud7 sagt uns, dass, wenn Mann und Frau, Isch w’Ischa, verdienstvoll sind, die Schechina zwischen ihnen ruhen wird. Das Wort Isch, Mann, wird Aleph, Jud, Schin buchstabiert. Ischa wird Aleph, Schin, Hei buchstabiert. Sowohl in Isch, als auch in Ischa finden wir die Buchstaben Aleph und Schin. Aleph und Schin bilden Esch, das hebräische Wort für Feuer. Das Feuer, das zwischen Mann und Frau existiert, sorgt für eine leidenschaftliche Beziehung. Aber wenn diese Flamme die Ehe entzünden würde, könnte das Feuer der Leidenschaft nur all zu leicht in ein Feuer der Zerstörung umgewandelt werden. G’tt muss ebenfalls in der Ehe sein, und glücklicherweise ist Er es: das Jud von Isch, Mann, verbunden mit dem Hei von Ischa, Frau, bildet einen wesentlichen Teil des Tetragrammaton.8
Der Vergleich der Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau mit dem Feuer erklärt das Geheimnis einer „gesunden“ Ehe. Wenn zwei Menschen entscheiden zu heiraten, gibt es gewöhnlicherweise „Feuer“ und Leidenschaft. Aus verschiedenen Gründen ist dieser Zustand zwei oder drei Jahre später vergangen. Kein „Feuer.“ Wohin ist die Leidenschaft verschwunden?
Wenn eine Beziehung beginnt, ist es wie ein riesiges Lagerfeuer, und wer kümmert sich um ein riesiges Lagerfeuer? Man glaubt, dass es für immer brennen wird. Aber in Wahrheit muss die Flamme geschürt werden. Zum Beispiel kann ein Ehemann seine Frau mit Blumen für den Schabbat überraschen. Eine Ehefrau kann ihrem Mann ein Geschenk kaufen. Sie können zusammen eine Klasse besuchen oder eine Zeit vereinbaren, um jede Woche einen Abschnitt der Tora zu lernen. Sie können lange, romantische Spaziergänge unternehmen.
Zusätzlich, ein Feuer kann nur erhalten werden, wenn ein Ehepaar zusammenarbeitet. Die Zusammenarbeit in unterschiedlichen Projekten kann dabei helfen Ehemann und Ehefrau einander näherzukommen. Zum Beispiel ist das Planen eines Schabbat-Mahles mit vielen Gästen ein großartiger Weg für das Steigern der Verbindung. Wichtig ist, dass man nicht erwarten soll, dass eine Ehe sich durch sich selbst erhält. Unglücklicherweise werden heutzutage in den Vereinigten Staaten mehr als fünfzig Prozent der Ehen geschieden. Der Schlüssel das Feuer in der Ehe zu erhalten ist es, die Kommunikation und den Zweck der Ehe immer wieder mit Leben zu erfüllen. Die beiden Ehepartner müssen zusammenarbeiten die Chatoteres, die Brücken, zu stärken, welche sie beiden mit G’tt vereinigen und verbinden.
Gematria
Der Zahlenwert von Ches ist acht. Ein Junge hat am achten Tag nach seiner Geburt eine Bris. Was hat nun eine Bris mit der Ehe zu tun? Gut, man kann sagen, dass es nach der Hochzeit (hoffentlich) Kinder geben wird, und darum eine Bris. Aber im Wesentlichen repräsentiert die acht Transzendenz – eine Stufe jenseits des Intellekts. Alles dreht sich in der Welt der Zeit um die Nummer sieben: die sieben Tage der Woche; das siebente Jahr ist das Schmitta-Jahr; das Einhalten des Hakhel-Jahres, alle sieben Jahre. Acht repräsentiert Transzendenz, eine Ebene oberhalb der natürlichen Ordnung.
Um dies zu erklären, sagt der Midrasch9 zu uns, dass es eine Debatte zwischen Isaak und Jischmael, den beiden Söhnen von Awraham, gab. Jischmael sagte, „Ich bin besser als du. Warum? Weil ich meine Brit hatte, als ich dreizehn Jahre alt war. Darum ging ich es rational an. Ich dachte darüber nach, traf meine Wahl und tat es. Und ich erinnere mich bis zu diesem Tag daran. Und du Isaak, demgegenüber, erinnerst dich an nichts; du hattest niemals eine Wahl. Du hattest nicht die Möglichkeit dem zuzustimmen. Es wurde dir oktroyiert, ohne dein Einverständnis.“ Isaak sah Jischmael an und sagte, „Nein, im Gegenteil. Ich bin besser, weil ich meine Bris am achten Tag hatte, und nicht erst mit dreizehn Jahren.“
Was meinte Isaak?10 Das Wort Bris bedeutet “Bund”, ein Bund zwischen zwei Seiten. Wenn zwei Personen gemeinsame Sache machen, sagen sie, „Jetzt verstehen wir uns gut, wir sind Freunde. Aber was wird in der Zukunft sein? Lass uns eine Vereinbarung darüber schließen, dass wir für immer Freunde sein werden. Für immer bedeutet, dass, auch wenn eine Zeit kommen mag, in der wir uns trennen sollten – vielleicht verstehen wir uns nicht oder der eine fügt dem anderen Schmerzen zu - uns diese Vereinbarung weiter verbinden wird.“
Diese Bris ist die Vereinbarung, die ein Jude am achten Tage seines Lebens mit G’tt schließt. Jemand kann zu G’tt sagen, „Ich bin nicht vollkommen und folge den Gesetzen Deiner Tora nicht. Aber du bist mein G’tt. Darum wirst Du mich beschützen, mich ernähren und auf mich Acht geben.“ Demgegenüber, auch wenn sich G’tt uns gegenüber nicht in der Art verhält, wie wir meinen, dass Er uns behandeln müsste, auch wenn Er uns noch einen weiteren Augenblick in der Golus hält, wovor uns G’tt beschützen möge, werden wir Ihn nicht zurückweisen. Wir werden Ihn nicht verlassen, weil wir einen Bund mit ihm haben – einen Bund, der über den Intellekt hinausgeht – der es erfordert, dass wir zusammenstehen.
So können wir verstehen, welchen Vorteil ein Bund, der am achten Tag geschlossen wird, gegenüber einem Bund besitzt, der im Alter von dreizehn Jahren geschlossen wird. Obwohl eine Person im letzteren Fall einen freien Willen besitzt, wird seine Entscheidung auf einer rationalen Ebene getroffen. Demgegenüber repräsentiert eine Bris, die am achten Tag ausgeführt wird, den Bund mit G’tt, der allen Ebenen des Intellekts und der natürlichen Ordnung zuwiderläuft. In der gleichen Weise ist auch die „Ehe“ des jüdischen Volkes mit G’tt eine Beziehung, die die Logik übersteigt. Es ist ein übernatürlicher Bund, der beide Partner für ewig miteinander verbindet.
Bedeutung
Die Bedeutung des Wortes Ches ist Chayos, was „Leben“ bedeutet. Das Leben kann nur als wahr angesehen werden, wenn G’ttlichkeit eingebracht wird, weil der Körper selber nur zeitlich begrenzt ist, und alles begrenzte kann nicht wahrhaft sein. Wahres Leben ist unsterblich und ewig. Man erlangt ewiges Leben durch die Verbindung mit G’tt, indem man Tora studiert und Mitzwos erfüllt.
Zusätzlich sagt uns der Sohar,11 dass, bevor ein Mensch heiratet, er nur ein „halber Mensch“ ist. Erst wenn er sich mit seinem Baschert (Seelenverwandten) in der Ehe vereinigt, wird aus dem „halben ein ganzer Mensch.“ Da es die Ehe dem Menschen ermöglicht sich mit G’tt in der ultimativen Art und Weise zu verbinden, wird die Verbindung mit dem Seelenverwandten als „wahres Leben“ betrachtet.
Darüber hinaus erläutert der AriSal diese Idee der Vollständigkeit bezüglich der spezifischen Mitzwot, zu denen eine Frau nicht verpflichtet ist, ausführlich,12 dass sie den Verdienst der Mitzwa erhält, wenn diese durch ihren Seelenverwandten durchgeführt wird.13 Seelenverwandte sind in dieser Hinsicht Partner; auch vor ihrer Heirat.
Weil bestimmte Mitzwot nur im Kontext der Ehe erfüllt werden können, kann dieser Prozess des geteilten Verdienstes nicht als vollständig angesehen werden, bis sich die beiden Hälften der Seele unter der Chuppa vereinigt haben. G’ttes Teilnahme an der Ehe ist die Chatoteres, die Brücke, welche die Einheit verwirklicht und ewiges Chayos erschafft.
Der Talmud legt dar:14 „Für G’tt ist das Arrangieren einer Heirat zwischen zwei Menschen genauso schwierig, wie das Spalten des Roten Meeres.“ Offensichtlich ergeben sich aus dieser Aussage einige Fragen. Was hat das Rote Meer mit der Heirat zu tun? Und wie können wir etwas, dass G’tt vollbringt, als „schwierig“ bezeichnen? G’tt ist allmächtig und nicht durch Grenzen gebunden. Wir sagen, dass Sein Wirken bei einer Heirat so schwierig ist, wie das Spalten des Roten Meeres! Wenn jemand über etwas Schwieriges sprechen wollte, warum wählt man dann das Rote Meer? Warum erwähnt man nicht etwas, was mehr Furcht einflößt – wie die Schöpfung des Universums?
Die Antwort darauf ist, als G’tt die Welt geschaffen hat, formte er sie ex nihilo – aus nichts wurde etwas erschaffen. Wenn ein Bauunternehmer damit beauftragt wird ein Haus von Grund auf zu errichten, so ist es relativ einfach. Es sind noch keine Mauern oder anderen Gegenstände vorhanden, die ihn in seiner Planung behindern oder begrenzen. Er besitzt alle Möglichkeiten das perfekte Haus zu errichten. Aber was passiert, wenn jemand in ein Haus bezieht, das baufällig ist? Was ist, wenn die Wände krumm und schief sind, so dass man sie begradigen muss? Dann ist es viel schwieriger aus diesem Gebäude das perfekte Haus umzuwandeln. Wir finden eine Parallele in dem Spalten des Roten Meeres. Es ist das Wesen des Wassers, dass es fließt. Aber was hat G’tt mit dem Meer getan? Er transformierte das fließende Wasser in einen festen Felsen.15 Er musste die zugrunde liegende Struktur des Wassers verändern. Das Gleiche trifft auf die Heirat zu. Es gibt zwei unterschiedliche Menschen, die aus unterschiedlichen Familien kommen. Es ist nicht nur so, dass der eine Partner ein Mann ist und der andere eine Frau. Er mag es, dass das Fenster geöffnet ist; sie mag es, dass das Fenster geschlossen ist. Er mag das Land. Sie mag die Stadt. Seine Mutter machte gefillte Fisch auf diese Art. Ihre Mutter machte gefillte Fisch auf jene Art. So kommen nun diese beiden Gegensätze zusammen und versuchen miteinander zu verschmelzen. Damit nun die Ehe zu einem Erfolg wird, muss sich der eine auf den anderen einstellen.
Nun können wir verstehen, warum für G’tt eine Heirat so schwer ist, wie das Spalten des Roten Meeres, weil jeder der beiden Partner sein Verhalten ändern muss. Damit die Ehe erfolgreich ist, bedarf es eines dritten Elements, eines dritten Partners, G’tt, der die beiden Menschen miteinander vereinigt.
Während des Spaltens des Roten Meeres ließ G’tt die ganze Nacht einen Wind wehen, der das Wasser still stehen ließ. Warum? Weil, wenn wir das Wesen von etwas verändern wollen, müssen wir ständig neues Leben, neue Luft und Kraft einbringen. Darum muss der Geist G’ttes kontinuierlich in eine Ehe – die einen beständigen Wandel der beiden Personen erfordert, die die Ehe eingehen – eingebracht werden. Dies ist das wahre Ches, wahre Chayos: Mann, Frau und G’tt vereinigen sich im Bund der Ehe.
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