Rabbi Jacob J. Hecht, mein Großvater mütterlicherseits, erzählte mir einmal die folgende Geschichte: In den Zeiten als die Juden im Shtetl lebten – bevor die ‚New York Lotterie’ aufkam – gab es einen reisenden Betreiber einer Lotterie, der jede Woche in einem anderen Shtetl halt machte und seine Lose verkaufte. In dieser einen, besonderen Stadt kaufte jeder ein Los. Jeder, mit Ausnahme von Schlamassal. Sie wissen alle was ein Schlamassal ist: also jemand mit zwei linken Händen und zwei linken Füßen – der nichts richtig machen kann. Schlamassal lehnte es ab ein Los zu kaufen. Nach einigen Diskussionen konnten die Einwohner des Shtetls Schlamassal überzeugen ein Los zu kaufen … und er tat es. Damals schrieb jeder seine eigene Nummer auf das Los und dann wurde das Los in einen Hut getan. Als der Gewinner gezogen wurde, war der Gewinner, zur allgemeinen Überraschung, … Schlamassal!
Als er gefragt wurde wie er gewonnen hatte, antwortete er mit neu gefundenem Scharfsinn: „Ah, es war sehr einfach. Jeder weiss, dass man, um eine Lotterie zu gewinnen, zwei Dinge benötigt: Verstand und Masal. Nun sagte mir meine Mutter immer, dass die sieben eine Glückszahl ist. Sieben erinnert uns an den Schabbat, den siebenten und heiligsten Tag der Woche. Sieben erinnert uns an das siebente Jahr, genannt Schemitta, in dem das Land brach liegt; ebenso das Hakhel-Jahr – also das Jahr, wenn das jüdische Volk, Männer, Frauen und Kinder, zu dem heiligen Tempel kamen, um durch den König inspiriert zu werden – dies fand einmal in sieben Jahren statt. So nutzte ich meinen Verstand. Ich sagte, ‚Wenn einmal sieben gut und heilig ist, dann ist siebenmal sieben besser und heiliger.’ So war dies meine Nummer und ich schrieb: 48.“ Die Menschen lachten, „Aber sieben mal sieben ist 49!!!“ Schlamassal sagte, „Ja, und dies ist, wo das Glück hinzukommt. Ich war nie gut in Mathematik.“
Design
Der siebente Buchstabe des Aleph-Beis ist das Sayin. Es besitzt die Form eines Schwertes. Die Spitze des Sayin ist der Griff und der vertikale Strich ist die Klinge. Eine andere Interpretation für die Form des Sayin ist, dass es eine Krone und ein Zepter repräsentiert. Folglich spielt das Sayin auf Macht und Autorität an.
Gematria
Der numerische Buchstabe des Sayin ist sieben. Sieben steht für den siebenten Tag der Woche, der der Schabbat ist. Es ist der Tag, an dem G’tt ruhte. Aber was bedeutet das? Wenn G’tt unbegrenzt ist, warum hatte Er dann zu ruhen? Ein Mensch, ein Sterblicher ist nach einer harten Arbeitswoche erschöpft, so dass er eine Ruhepause benötigt. Aber G’tt, das unsterbliche Wesen?
Die Antwort ist, dass die Ruhe nicht für G’tt ist, sondern für uns. Da wir sechs Tage in der Woche arbeiten und die Herren unseres ‚Schicksals’ zu sein scheinen, können wir leicht dazu kommen daran zu glauben, dass wir diejenigen sind, die über unseren Erfolg entscheiden. Deswegen weist uns G’tt an, am siebenten Tag zu ruhen. Der Schabbat ist der Tag, an dem wir uns besonders auf den Schöpfer fokussieren.
Wir sehen ebenfalls, dass viele der Lebensmittel, welche wir an Schabbat essen, mit der Zahl sieben verbunden sind. Nach der Shul, am Freitagabend und am Schabbattag, wird Kiddusch über Wein gesprochen. Das hebräische Wort für Wein ist Jajn, buchstabiert Jud-Jud-Nun. Wenn man nun die Gematria von zusammenzählt, erhält man 70, oder 7.1 Nach dem Kiddusch erfolgt das Händewaschen und die Rückkehr an den Tisch, um den Segensspruch zu sagen und Challa zu essen. Die Gematria von Challa ist 43 und 4+3=7.2 Nachdem man die Challa gegessen hat, isst man natürlich gefillte Fish. Das Wort „Fisch“, Dag wird Dalet (=4) und Gimmel (=3) buchstabiert und ist somit gleich 7. Nach gefillte Fish wird die Suppe aufgetragen, also Merak: Mem (=40), Reisch (=200), Kuf (=100). Zusammen sind sie 340, und 3 und 4 = 7. Nach der Suppe kommt das Fleisch, (Bassar): Beis (=2), Schin (=300), Reisch (=200), zusammen 502 – also wieder sieben. All die Speisen sind die delikate Erinnerung daran, dass wir am siebenten Tag, dem heiligen Schabbat, teilnehmen.
Die Heiligkeit der sieben ist nicht nur im Mikrokosmos real, sondern auch im Makrokosmos. Mit dem ersten Tag der Schöpfung, steht für die ersten tausend Jahre der Existenz der Welt, der zweite Tag steht für die zweiten tausend Jahre, usw., Schabbat repräsentiert das siebte Jahrtausend, welches „für die Ewigkeit ein Tag der Ruhe“ sein wird.3
Wie wir uns jetzt im Jahre 5763, nach der Schöpfung,4 befinden, sind wir nunmehr auch im sechsten Jahrtausend. Um zu verstehen, in was für einer „Zeit“ wir in diesem Jahrtausend leben, müssen wir einige Berechnungen anstellen: Eintausend Jahre stehen für einen Tag, oder 24 Stunden der Schöpfung. Eintausend geteilt durch 24 ist 41,67 Jahre / Stunde. Wenn wir nun 41,67 in 763 teilen (die Jahre, die übrigbleiben, wenn man die 5000 abzieht – bezüglich des sechsten Jahrtausends) bekommen wir 18,29. So erhalten wir folglich 18,29 Stunden (vergleichbar 18 Stunden und 17 Minuten) nach dem vorhergehenden Sonnenuntergang. Wir leben an der Grenze des sechsten Jahrtausends, dem ewigen Schabbat, der „Tag“ der ewigen Ruhe. Und wann beginnen wir den Schabbat, wie auch die Ankunft des Maschiach vorzubereiten? Ob nach der Uhr oder nach dem Kalender, es ist Freitag, nach dem Mittag (12:00 Uhr / im Jahre 5750)!5 Die Vorbereitung für diese Zeit ist nichts, was wir in der letzten Minute tun können. Sie ist etwas, der wir [nunmehr] mit Freude den Weg bereiten müssen.
Um diese Generation für den Maschiach vorzubereiten, wies der Rebbe unter anderem an, die Konzepte bezüglich des Maschiach zu lernen, insbesondere in der Form, wie sie in den Lehren von Chassidus erleuchtet wurden. Auch wenn der Maschiach im Jahr 6000 kommen wird, sagt uns der Rebbe, dass für sein bevorstehendes Kommen kollektive Teschuwa und gute Taten, welche wir in den vergangenen zweitausend Jahren des Exils getan haben, sehr bedeutsam sind.
Rabbi Chaim Vital6 sagt uns, dass, verglichen mit der Tora des Moschiach, die offenbarte Tora, die wir jetzt lernen, Hevel – nichts – ist. Wie im Kapitel zum Buchstaben Aleph angeführt, ging der Baal Schem Tow einmal in die Kammer des Maschiach im Himmel und fragte, „Maschiach, wann kommst du? Wann kommst du und befreist die Juden aus ihrem furchtbaren, dunklen Exil?“ Maschiach antwortete, „Wenn die Quellen deiner Lehre, [d.h., die Lehre von Chassidus,] sich über die ganze Welt ausbreiten. Die ganze Welt wird beginnen die Geheimnisse der Tora zu lernen. Dann werde ich kommen.“
Der Alter Rebbe erörterte die Lehren des Baal Schem Tow, und andere Schriften, in seiner Tanja ausführlich7 und diese Philosophie wurde den ganzen Weg bis zum Rebbe, dem siebenten Rebbe von Chabad Lubawitsch, übermittelt. Darum obliegt es jedem Juden, der „die Ankunft des Maschiach erwartet“, in diese Schriften einzutauchen.
Jemand muss nicht warten, bis er ein Meister des ganzen Talmuds ist, bevor er beginnt die mystischen Einblicke zu studieren. Wie uns der Schulchan Aruch mitteilt,8 dass es am Freitagabend Brauch ist einen Geschmack von den Früchten des Schabbats zu nehmen, so sollten wir auch in dieser Generation von dem Schabbat-Jahrtausend kosten, wo wir uns nur mit den Geheimnissen der Tora beschäftigen werden. Der Weg dieses Jahrtausend „zu kosten“ erfolgt durch das Studium der Lehren von Chassidus und dem Einbringen der Aura des Maschiach in unsere täglichen Aktivitäten.
Der Midrasch9 teilt uns mit, dass, als G’tt zuerst die Welt erschuf, Er in ihr jeden Tag, des physischen Lebens, manifest war. Sieben schwerwiegende Sünden bewirkten, dass G’tt sich sieben Stufen von dieser Welt zurückzog. Die erste Sünde war die von Adam im Garten Eden. Nach Adam war die Sünde von Kain, der seinen Bruder ermordete. Dann war die Sünde von Enosch, der begann Götzen zu dienen … und so weiter bis zur siebenten Sünde, die G’ttes Rückzug in den entferntesten Himmel abschloss. Dann kam Abraham, der den Trend umkehrte. Indem er seine Generation über den einen G’tt belehrte, brachte er G’tt vom siebenten Himmel zum sechsten. Die rechtschaffenen Taten seines Sohnes Isaak brachten G’tt eine weitere Stufe näher, auf die fünfte. Jakob brachte G’tt noch eine Stufe näher … bis schließlich Moses (der siebente Führer von Israel) G’tt zurück auf die Erde brachte, in unsere Mitte – am Berg Sinai. Nachdem das jüdische Volk die zehn Gebote erhalten hat, sündigte es mit dem ‚goldenen Kalb.’ G’tt zog daraufhin seine Gegenwart von dieser Welt zurück, in den ersten Himmel. Der Zyklus des auf und ab, Mitzwot gegen Sünden, Heiligkeit gegen das Böse, hat sich die ganze Geschichte hindurch wiederholt. In unserem gegenwärtigen Zyklus begann G’ttes Rückkehr zu dieser Welt mit dem Alter Rebbe. Der Alter Rebbe brachte G’tt von der siebenten auf die sechste Stufe zurück. Der Fortschritt hat sich bis zu dieser Generation fortgesetzt, die bereitsteht für die Offenbarung des Maschiach. Der Rebbe hat uns wiederholt gesagt, dass unsere Generation die siebente Generation seit dem Alter Rebbe ist,10 und folglich die Generation der Erlösung ist. Wie es Moses Generation war (die siebente), die Ägypten verließ, so wird unsere Generation das Exil verlassen.
Jemand mag nun fragen, warum sind wir diejenigen, die dies verdienen? Warum ist unsere Generation diejenige, die es verdient aus dem Exil geführt zu werden? Die Antwort ist: Schabbat, der heiligste Tag der Woche, ist der siebente Tag. Der Siebente wird durch G’tt geliebt.11 Es sind nicht notwendigerweise unsere individuellen Qualitäten, sondern die bloße Tatsache, dass wir uns in diesem Zeitalter finden, dass uns zur letzten Generation des Exils macht und die erste Generation der Erlösung.
Am Freitagnachmittag, dem Vorabend des Schabbat, beginnen wir diese Aura zu fühlen, dieses besondere Licht und die Inspiration der Zeit des Maschiach.
Bedeutung
Der Wort Sayin bedeutet “Krone.” Es gibt tatsächlich Kronen, genannt Sayenin,12 auf vielen der Buchstaben des Aleph-Beis.
Das Wort Sayin bedeutet ebenfalls „Waffen“ – wie in K’lei Sayin13 (und wie bereits erwähnte, sieht das Sayin wie ein Schwert aus). Zudem bedeutet Sayin San, „zu ernähren.“ Diese drei Bedeutungen stehen in Beziehung zueinander. Schabbat, die Krone der Schöpfung, ist der Tag, der die folgende Woche segnet und darum ernährt. Indem man den Schabbat einhält, erwirbt man diesen Segen, der uns dann die Mittel, die Waffen, gibt, um alles Negative, insbesondere die Jetzer HaRa, zu überwinden.
Wie zuvor erwähnt, etwas, was uns während der Arbeitswoche in Versuchung führt, ist unser Glauben, dass es allein in unseren Händen und Fähigkeiten liegt, unser ‚Schicksal’ zu kontrollieren und zu gestalten. Dieser Glaube öffnet der Jetzer HaRa, in all ihren Facetten, die Tür. Die Krone und das Schwert des Schabbat erinnern uns, dass G’tt, und nur G’tt, der Herrscher über unser Schicksal ist, und dieser Glaube gibt uns die Fähigkeit alle negativen Kräfte zu bezwingen. Tatsächlich sind die Segnungen unsere wirklichen und zuverlässigsten Waffen.
Die Bedeutungen des Sayin entsprechen ebenfalls dem siebenten Jahrtausend. Als G’tt die Welt erschuf, wollte er keine Welt des Krieges und der Zerstörung, des Hasses und des Neides, der Krankheit und des Todes. Er hätte einfach eine perfekte Welt erschaffen können, aber er wollte, dass der Mensch sich Verdienste erwirbt, indem er die Welt in einen bestimmten Stand erhebt. Wissend darum, dass uns dies die Kraft gibt, uns zu ernähren und unseren Glauben, während der letzten Momente des Exils, zu unterstützen, sowie die Dunkelheit und die Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstehen, zu überwinden.
Wenn der Maschiach kommt, wird es das Böse nicht mehr auf der Erde geben – wie es heißt: „… und der Geist der Unreinheit wird von der Erde entfernt werden.“14 Der Glaube an den Maschiach hilft uns diese Transformation voranzubringen und zu dem Zustand zu kommen, den der Prophet Jeschajahu beschreibt: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Rebmessern. Ein Volk wird nicht gegen das andere das Schwert erheben, wie sie auch nicht mehr den Krieg lernen werden.“15 All dies ist im Buchstaben Sayin enthalten.
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