Der Alter Rebbe, Rabbi Schneur Salman von Liadi,1 wollte seinem Sohn das Aleph-Beis lernen. Er rief einen seiner Anhänger herein, um mit ihm die Aufgabe zu besprechen. Der Rebbe sagte, „Du hast eine Mitzwa und ich habe eine Mitzwa. Deine Mitzwa ist es, deine eigene Familie zu unterstützen. Meine Mitzwa ist es, meinen Sohn zu lehren. Lass uns die Mitzwot tauschen. Du wirst meinen Sohn lehren, und ich werde dich so bezahlen, dass du deine Familie erhalten kannst.“ Der Alter Rebbe ging dazu über zu erklären, wie dieses umgesetzt werden sollte. „Du wirst mit dem Buchstaben Aleph beginnen. Was ist ein Aleph?“ Der Rebbe führte seine Ausführungen in einem melodischen Jiddisch fort: „A pintele fun oybin, a pintele fun untin, a kav b’emtza – [Das Aleph ist] ein Punkt von oben, ein Punkt von unten, und eine diagonale Linie dazwischen.“2
Design
Was ist ein Aleph?
Wenn es nur eine zufällige Anordnung von Federstrichen wäre, welche entworfen wurde, um den Leser bei dem Laut „Ah“ hilfreich zur Seite zu stehen,3 würde diese Frage irrelevant sein. Jeder Aspekt des Aleph wurde G’ttlich entworfen um uns etwas zu lehren. Vergleichen sie dies mit einem Kind, welches das erste Mal Englisch liest. Ihm wird niemals gelehrt, warum eine großes „A“ einem Indianerzelt gleicht und ein kleines „a“ eher einer Seifenblase gleicht, welche an einer Wand haftet. Aber Hebräisch ist anders. Das Design eines Aleph ist tatsächlich eine Verbindung von drei verschiedenen Buchstaben: Der Buchstabe Jud oder ein Punkt oben; ein Jud oder ein Punkt unten; ein diagonales Waw oder eine unterteilende Linie dazwischen.
Das Jud oben repräsentiert G’tt, welcher über unserem Verstand ist. Im Vergleich zu Seiner wahren Wirklichkeit ist unser Verstand nicht mehr als ein Punkt.
Das Jud unten repräsentiert einen Jid oder Juden – jüdische Menschen, welche auf der Erde wohnen.
Der einzige Weg G’ttes Weisheit zu verstehen – bis zu dem Grad, der einer Person möglich ist – ist, indem man bescheiden ist. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass wir nur ein Punkt sind verglichen zu dem Allm’chtigen G’tt, werden wir zu einem Gefäß um Sein G’ttliches Wissen zu erhalten.
Das diagonale Waw repräsentiert den Glauben eines Juden4 – der ihn mit G’tt vereint.
Da gibt es eine andere Lehre5, die voraussetzt, dass das dazwischen liegende Waw die Tora repräsentiert. Da es die Tora ist, welche einen Juden mit G’tt verbindet, repräsentiert das Aleph diese Einheit zwischen Menschheit und G’tt. Dies ist das Design, oder die Form, des Aleph.
Wir können sehen, dass jeder Strich des Aleph (und jedes anderen Buchstaben) seinen besonderen Zweck hat, und dass das Lernen des Aleph-Beis wesentlich mehr bedeutet, als nur seine Klänge zu beherrschen.
Gematria
Jeder Buchstabe des Aleph-Beis besitzt einen numerischen Wert oder Gematria. Die Gematria des Aleph ist eins, sie repräsentiert den einen (oder die Einheit von) G’tt, wie wir sie in dem berühmten Gebet sagen: „Höre Israel, G’tt ist unser H’rr, G’tt ist Einer(/einzig).“
Auf einer komplexeren Stufe erklären wir, dass die Form des Aleph drei Buchstaben einschließt: zwei Juds und ein Waw. Die Gematria von Jud ist zehn – zwei Juds sind zwanzig. Ein Waw ist sechs; die Summe aller drei zusammen ist sechsundzwanzig. Einer der großen Namen G’ttes ist der Vier-Buchstaben-Name, das Tetragrammaton, oder der Unaussprechliche Name. Die Gematria des Juds (=10), des Heis (=5), des Waws (=6) und des Heis (=5) sind zusammen 26, also gleich dem Jud-Waw-Jud des Aleph. Durch die Verbindung ihrer jeweiligen Gematrios repräsentiert das Aleph G’ttes Unaussprechlichen Name.
Bedeutung
Der Rebbe6 erklärt, dass das Aleph drei unterschiedliche Bedeutungen besitzt. Die erste ist Aluf, was Herrscher oder Anführer bedeutet. Ulfana, eine Schulform7. Das zweite ist Lehrer. Die dritte Bedeutung erlangt man, wenn man die Buchstaben des Wortes rückwärts Pele (betont Peleh) – Wunder.8 – liest.
Die Bedeutung von Aluf ist „Herrscher.“ Dies lässt die Welt wissen, dass dort ein Schöpfer ist, dass G’tt der Herrscher des Universums ist, und dass es dort ein Auge gibt, welches sieht, und ein Ohr das hört. Das Universum entstand nicht einfach durch sich selbst; dort gibt es seine allmächtige Kraft, welche tatsächlich die Firmamente ex nihilo erschuf, also aus dem nichts etwas zu erschaffen. Folglich ist G’tt der Aluf, der Herrscher des Universums.
Ulfana bedeutet „Schule“ oder „Lehrer.“ Wir stellen G’tt nicht nur als Schöpfer des Universums vor, sondern ebenfalls als Lehrer der ganzen Menschheit. G’ttes Rolle als Lehrer ist mit Seiner Einführung der Thora für das jüdische Volk offenbar geworden. Die Tora, mit ihren 613 Mitzwot und Gesetzen, lehrt und was wir tun sollten, und was wir nicht tun sollten. Durch die G’ttliche Weisheit Seines Buches führte G’tt sich selbst auf dem Level des ultimativen Lehrers.
Schließlich haben wir die dritte Bedeutung von Aleph: Peleh, „Wunder.“ Peleh repräsentiert die esoterische oder mystische Stufe der Tora – Kabbala und die Lehren des chassidischen Denkens. Bekannt als die „Lehren des Moschiach“, diese Gehemnisse der Tora umfassen ihre größten Level.
Der Baal Schem Tow trat einmal in die himmlische Kammer der Moschiach9 und fragte, „Moschiach, wann kommst du?“ Der Moschiach antwortete, „Wenn die Quellen deiner Lehren (d.h., der Lehren von Chassidus) sich über die ganze Welt ergießen.“ Folglich, nur wenn die Stufe von Peleh die Welt durchdringt, wird die Ankunft des Moschiach kurz bevorstehen.
Dies kann ebenfalls mit einem grundlegenden Konzept des Talmuds verbunden werden. Der Talmud sagt uns10, dass G’tt die Welt für eine 6000jährige Existenz erschuf.11 Die ersten zweitausend Jahre werden Tohu, Chaos, genannt. Dies ist gefolgt von zweitausend Jahren Tora. Und die letzten zweitausend Jahre sind die Jahre des Moschiach.
Was bedeutet dies? Raschi erklärt, dass die ersten zweitausend Jahre mit dem ersten Menschen, Adam, begannen. Dies steht im Einklang mit der ersten Bedeutung des Buchstaben: Aluf – „Herrscher“ – dafür legt der Midrasch dar, dass Adam bewirkte, dass sich die Tiere vor G’tt verbeugen, auf diese Weise erkannten sie Ihn als Herrscher und Schöpfer des Universums an. Diese Ära wurde als Chaos charakterisiert, da die Tora noch nicht offenbart war.
Die zweiten zweitausend Jahre, führt Raschi fort, begannen mit Abraham. Abraham führte die Tora ein. Wie der Talmud darlegt,12 Abraham lernte und erfüllte die ganze Tora lange bevor sie dem jüdischen Volk physisch am Berg Sinai gegeben wurde. Sein Umgang mit den Worten G’ttes leitete die Ära der Tora ein – und folglich die zweite Bedeutung des Wortes Aleph – Ulfana, oder Lehre.
Die Periode der letzten zweitausend Jahre wird als die Zeit / Tage des Moschiach angesehen; das Konzept von Peleh. Diese wundervolle Ära hat das Potential Frieden und Ruhe über die ganze Welt zu bringen. Hier, auf dieser letzten Stufe des Aleph, erläutert eine Lehre des Baal Schem Tow einen interessanten Punkt. Der Alter Rebbe deutet an, - dass der Unterschied zwischen den Worten Ge’ulah (Erlösung), die Gola (Exil) und Anwesenheit des Aleph ist.13 Wenn jemand ein Gola / Exil) einfügt, wird) Aleph in das Wort Ge’ula / Erlösung)) das Exil in transformiert. Folglich werden die letzten zweitausend Jahre der Schöpfung, das Zeitalter des Moschiach, durch ein Aleph repräsentiert. Durch die Gabe des Aleph ist das jüdische Volk befähigt vom Exil zur Erlösung zu gelangen. Die „stages“ von G’tt, als Herrscher des Universums und als Lehrer entwickeln sich und führen zu den Tagen des Moschiach, wenn G’tt auf einem wundersamen Level offenbar sein wird. All ies ist im Buchstaben Aleph enthalten.
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