Der kürzeste Weg ins Gelobte Land hätte durch das Land der Philister geführt. Aber G-tt wollte dem neugeborenen jüdischen Volk die Gelegenheit geben, jeden ägyptischen Einfluss abzulegen und ein neues, heiliges Leben zu führen – nach den Geboten der g-ttlichen Tora, die das Volk am Berg Sinai empfangen sollte. Außerdem hätte das Volk Israel gegen die Philister Krieg führen müssen, und dafür war es nach jahrhunderte langer Knechtschaft in Ägypten nicht stark genug.

Vielleicht wäre es aus Furcht vor einem blutigen Krieg sogar nach Ägypten zurückgekehrt. Darum schickte G-tt die Juden auf einen Umweg, der sie durch die Wüste zum Roten Meer führte.

Nach drei Tagen erfuhr der Pharao, wo die Kinder Israel waren. Da sie eine unerwartete Richtung eingeschlagen hatten, glaubte der Pharao, sie hätten sich in der Wüste verirrt. Jetzt tat es ihm leid, dass er sie freigelassen hatte, und darum verfolgte er sie an der Spitze seiner besten berittenen Soldaten mit ihren Kriegswagen. Am Ufer des Roten Meeres holte er sie ein und drängte sie immer näher ans Wasser, um ihnen den Fluchtweg abzuschneiden.

Manche Juden waren bereit, gegen die Ägypter zu kämpfen, andere wollten lieber im Meer ertrinken, als eine Niederlage zu riskieren und wieder Knechte in Ägypten zu werden. Eine dritte Gruppe war schwach und furchtsam und beklagte sich über Mosche – er habe sie aus Ägypten gelockt, damit sie in der Wüste sterben mussten, behaupteten sie. „Hast du uns deshalb in die Wildnis geführt, weil es in Ägypten keine Gräber gibt? Warum hast du uns das angetan? Haben wir dir nicht in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, damit wir den Ägyptern dienen können! Denn das ist besser für uns, als in der Wüste zu sterben.“ Aber Mosche blieb in einem der schwierigsten Augenblicke seines Lebens ruhig und standhaft. Er sagte: „Fürchtet euch nicht. Bleibt stehen und schaut, wie der H-rr euch heute retten wird. Denn so wie ihr heute die Ägypter gesehen habt, sollt ihr sie nie wieder sehen. Der H-rr wird für euch kämpfen, und ihr sollt euch ruhig verhalten.“

Mosche führte die Juden bis an das Ufer des Roten Meeres. Die Wolkensäule änderte jetzt ihre Position und schob sich zwischen die Juden und die Ägypter.

Dann sagte G-tt zu Mosche: „Hebe deinen Stab und strecke den Arm über dem Meer aus und teile es, damit die Kinder Israel mitten im Meer auf trockenem Boden gehen können.“ Mosche tat, was G-tt im befohlen hatte. Da erhob sich ein starker Ostwind und blies die ganze Nacht. Der Sturm teilte das Wasser des Roten Meeres, so dass sich in der Mitte ein trockener Weg bildete. Rechts und links stand das Wasser wie eine Mauer. Sofort betraten die Juden diesen trockenen Weg, der durch das ganze Rote Meer reichte, und gelangten sicher ans andere Ufer.

Die Ägypter verfolgten sie, ohne zu zögern. Aber die Räder ihrer Kriegswagen blieben im Meeresgrund stecken, so dass sie nicht weiterkamen. Jetzt merkten sie, dass sie wieder einen vergeblichen Kampf gegen G-tt führten. Sie wollten sich umwenden und fliehen; aber es war zu spät. Auf G-ttes Befehl streckte Mosche seinen Stab aus, und das Wasser des Meeres fiel in sich zusammen und begrub die Ägypter samt ihren Pferden und Wagen unter sich. „Nicht einmal einer von ihnen blieb übrig.“

So rettete G-tt die Kinder Israel an jenem Tag vor den Ägyptern. Sie hatten seine große Macht erlebt, und darum erkannten sie ihn als G-tt an und glaubten an ihn und an seinen Diener Mosche.