Da der Pharao die Kinder Israel nicht freiließ, warnten Mosche und Aharon ihn noch einmal: G-tt werde ihn und sein Volk bestrafen. Zuerst gingen die beiden Brüder zum Fluss. Dort hob Aharon seinen Stab, schlug damit auf das Wasser und verwandelte es in Blut. Alle Ägypter, auch der Pharao, staunten über dieses Wunder. Sie sahen die Fische sterben, als das Blut das Land überflutete, und sie ekelten sich vor dem Gestank ihres heiligen Flusses. Sie konnten nicht mehr aus dem Nil trinken, dessen Wasser für seinen guten Geschmack berühmt gewesen war. Jetzt mussten sie tiefe Brunnen graben, um Wasser zu finden. Aber nicht nur das Nilwasser, sondern auch alles andere Wasser in Ägypten hatte sich in Blut verwandelt! Die Fische starben in den Flüssen und Seen, und eine Woche lang litten Menschen und Tiere schlimmen Durst. Trotzdem gab der Pharao nicht nach.

Nach einer weiteren Warnung streckte Aharon einen Arm über dem Nil aus, und aus dem Fluss hüpften so viele Frösche, dass sie jeden Fleck des Landes bedeckten und sogar in die Häuser und Schlafzimmer eindrangen. Egal, wohin die Ägypter gingen oder was sie anfassten, überall waren schleimige Frösche, und überall hörte man sie quaken. Nun bekam der Pharao Angst, und er bat Mosche und Aharon, G-tt um ein Ende der Plage zu bitten. Dann werde er die Kinder Israel freilassen. Doch kaum waren die Frösche verschwunden, vergaß der Pharao sein Versprechen.

Darum befahl G-tt dem Aharon, mit seinem Stab in den Staub der Erde zu schlagen. Aharon gehorchte, und schon kroch Ungeziefer aus dem Staub und bedecke bald das ganze Land. Menschen und Tiere litten sehr unter dieser Plage. Obwohl seine Berater der Meinung waren, es handle sich gewiss um eine Strafe G-ttes, blieb der Pharao stur und ließ die Hebräer nicht frei.

Darum schickte ihm G-tt die vierte Plage: eine riesige Herde wilder Tiere, die über das ganze Land herfielen und alles zerstörten, was ihnen im Weg stand. Nur die Provinz Goschen, wo die Kinder Israel lebten, war vor allen Plagen geschützt. Wieder versprach der Pharao, die Hebräer freizulassen, aber nur, wenn sie sich nicht zu weit von Ägypten entfernten. Mosche betete zu G-tt, und die wilden Tiere verschwanden. Kaum waren sie weg, brach der Pharao sein Versprechen erneut, und die Hebräer mussten in Ägypten bleiben.

Dann schickte G-tt eine Krankheit, an der die meisten Tiere der Ägypter starben. Erschrocken sahen sie zu, wie ihre schönen Pferde, der Stolz des Landes, tot umfielen, ebenso die Rinder auf den Feldern und sogar die Tiere, die sie für „göttlich“ hielten. Und obendrein mussten sie erleben, dass die Tiere der Hebräer gesund und munter waren. Aber der Pharao verhärtete sein Herz und ließ die Kinder Israel nicht gehen. Also kam die sechste Plage, so schmerzhaft und abscheulich, dass die Ägypter entsetzt waren. G-tt befahl dem Mosche, Ruß aus einem Ofen zu holen und in die Luft zu werfen. Mosche tat es, und schon bekamen alle Ägypter und ihr Vieh Furunkel.

Dann verkündete Mosche dem Pharao, ein Hagelsturm, wie es ihn nie zuvor gegeben habe, werde das Land verwüsten. Kein Mensch, kein Tier, kein Baum und kein Kraut werde verschont bleiben. Schutz werde es nur in den Häusern und Scheunen geben. Einige Ägypter nahmen sich diesen Rat zu Herzen, andere bleiben stur und ließen das Vieh und die Hirten auf den Feldern. Als Mosche seinen Stab ausstreckte, prasselte der Hagel aufs Land, ohrenbetäubender Donner grollte, und Blitze zerrissen den Himmel und zuckten wie Feuer über die Erde. Die Hagelkörner erschlugen alle Menschen und Tiere, die im Freien geblieben waren, und sie zerfetzten die Pflanzen auf den Feldern. Die Bäume lagen zerschmettert auf dem Boden. Nur das Land Goschem blieb vom Sturm verschont und blühte wie ein Garten mitten in der Verwüstung. Der Pharao ließ Mosche rufen und sagte voller Reue: „Der H-rr hat recht. Mein Volk und ich waren böse. Bitte den H-rrn, Donner und Hagel von uns zu nehmen, denn wir haben schon zu viel erduldet. Dann werde ich euch gehen lassen.“ Mosche erwiderte: „Wenn ich die Stadt verlassen habe, werde ich die Hände ausbreiten. Dann werden der Donner und der Hagel aufhören, damit du weißt, dass die Erde dem H-rrn gehört.“ Es geschah, wie Mosche gesagt hatte, und der Sturm legte sich. Aber das Herz des Pharaos blieb wieder hart.

Als Mosche und Aharon den Pharao erneut aufsuchten, schien er ein wenig nachgiebiger zu sein. Er fragte sie, wer von den Hebräern in die Wüste ziehen wolle. Als sie ihm sagten, das ganze Volk wolle Ägypten verlassen – Männer und Frauen, Junge und Alte und sogar ihre Tiere -, schlug der Pharao vor, nur die Männer gehen zu lassen. Frauen, Kinder und Tiere sollten im Land bleiben. Weil Mosche und Aharon dieses Angebot ablehnten, wurde der Pharao zornig und schickte sie hinaus. Bevor sie gingen, warnte Mosche ihn vor einer neuen, noch schlimmeren Plage. Doch der Pharao blieb hart, obwohl seine Berater gerne nachgegeben hätten. Kaum hatte Mosche den Palast verlassen, hob er die Arme zum Himmel, und ein Ostwind brachte riesige Heuschreckenschwärme ins Land. Sie deckten die Sonne zu und fraßen alle Pflanzen, die den vorigen Plagen entkommen waren. In der Geschichte der Menschheit hatte es noch nie eine so gewaltige Heuschreckenplage gegeben. Sie ruinierte das ganze Land Ägypten, das unter den anderen Plagen bereits schwer gelitten hatte. Wieder ließ der Pharao Mosche und Aharon rufen und bat sie, G-tt um ein Ende der Plage zu bitten. Mosche willigte ein, und G-tt schickte einen starken Westwind, der die Heuschrecken aufs Meer trieb. Kaum waren die Heuschrecken fort, kehrte die Sturheit des Pharao zurück, und er weigerte sich, die Kinder Israel gehen zu lassen.

Deshalb schickte G-tt die neunte Plage. Mehrere Tage lang herrschte in ganz Ägypten eine undurchdringliche Finsternis, die alle angezündeten Lichter auslöschte. Die Ägypter waren starr vor Angst und wagten sich nicht mehr vom Fleck. Nur in Goschen, wo die Kinder Israel lebten, gab es Licht. Aber nicht alle Hebräer blieben von dieser Plage verschont. Ein paar von ihnen wollten lieber Ägypter sein und nicht mehr zu den Hebräern gehören. Sie benahmen sich ganz wie Ägypter und wollten das Land nicht verlassen. Diese Leute starben während der Dunkelheit.

Wieder versuchte der Pharao, mit Mosche und Aharon zu feilschen. Diesmal wollte er alle Hebräer gehen lassen, aber ohne ihr Vieh und ihre anderen Tiere. Aber Mosche und Aharon forderten die vollständige Freiheit für Männer, Frauen, Kinder und ihren gesamten Besitz. Nun wurde der Pharao zornig und befahl den beiden, den Palast zu verlassen und nie mehr zurückzukehren, andernfalls werde er sie töten lassen. Mosche erwiderte, ein weiterer Besuch sei unnötig, weil G-tt eine letzte Plage über Ägypten senden werde, und danach werde der Pharao die Kinder Israel freilassen. Genau um Mitternacht werde G-tt durch Ägypten gehen und alle erstgeborenen Kinder und Tiere töten. Nur von den Hebräern werde niemand sterben. Man werde laute Schreie in Ägypten hören, und die Ägypter würden Todesangst ausstehen. Der Pharao selbst werde die Hebräer bitten, Ägypten sofort zu verlassen. Dann ließen Mosche und Aharon den wütenden Pharao allein.