Rabbi Jecheskel Landau, der berühmte Autor der Noda B’Jehuda, war von 1754 bis 1793 Rabbiner von Prag. Einmal legte ihm eine Gruppe von Gelehrten, die sein rabbinisches Wissen prüfen wollten, einige Fragen über das Gesetz vor.

Die fiktiven „Fälle“ waren so konstruiert, komplex und irreführend wie möglich, um den Rabbi in logische Fallen zu locken und wegen falscher Urteile zu beschämen. Aber Rabbi Jecheskel beantwortete alle Fragen richtig, bis auf eine. Sofort warfen ihm seine Gegner vor, sein Urteil widerspreche einer bestimmten Vorschrift.

Rabbi Jecheskel erwiderte: „Ihr habt diesen Fall frei erfunden, nur um mich in Verlegenheit zu bringen. Woher ich das weiß? Nun, ich weiß, dass G–ttes Tora wahr ist. Wann immer ein Mensch über ein Gebot der Tora urteilen soll, steht er vor einem Paradox: Wir kann der menschliche Geist den Willen G–ttes erfassen? Die Gesetze der Tora sind die Weisheit und der Wille G-ttes und die grundlegendsten Gesetze der Realität, noch vor den Naturgesetzen. Wie also kann ein endlicher und zu Fehlern neigender Verstand sie auslegen? Aber die Tora sagt selbst, sie befinde sich nicht im Himmel, sondern sei dem Menschen gegeben worden, damit er sie studiere und verstehe. Wenn es also Fragen oder Probleme gibt, welche die Tora betreffen, muss der Mensch sein begrenztes Wissen und Urteil anwenden. Er muss sich selbst vergessen und allein der Tora dienen. Dann garantiert G-tt, dass das Urteil seinem Willen entspricht. Aber diese Garantie gilt nur für wahre Ereignisse, also wenn ein Rabbiner G–ttes Willen unter bestimmten Umständen bestimmen soll. Es darf nicht allein um seine persönliche Ehre gehen. Hättet ihr mir einen echten Fall unterbreitet, hätte ich mich nicht geirrt, weil es mir nur darum gegangen wäre, den Willen G–ttes zu erfüllen. Weil euer Fall jedoch eine hypothetische Frage war, die mich irreführen sollte, war mein Geist so wie jeder andere: groß und klein zugleich, unvollkommen und manipulierbar.“