Rabbi Josef Ber Soloweitschik, der Rabbiner der Stadt Slutsk, begegnete einmal einem jungen Mann, der einer seiner Studenten in der Jeschiwa von Waloschyn gewesen war. Das Treffen war sehr herzlich, und der Rabbi lud den jungen Mann zu sich zum Essen ein.

„Was tust du in letzter Zeit?“, fragte der Rabbi. „Nun, ich bin Händler geworden und G-tt sei Dank sehr erfolgreich, und ich führe ein gutes Leben“, antwortete der ehemalige Student.

Der Rabbi hörte ihm zu, sah ihn an und fragte: „Und was tust du?“ Das wunderte den jungen Mann. Hatte der Rabbi ihn nicht verstanden? Er wiederholte seine Worte. Doch anstatt darauf einzugehen, fragte der Rabbi erneut: „Aber was tust du zur Zeit?“

Der junge Mann erwiderte: „Bitte verzeiht mir die Frage; aber Ihr habt mich dreimal gefragt, was ich tue, und ich habe geantwortet. Das verstehe ich nicht.“

Nach einem tiefen Seufzer sagte der Rabbi: „Ja, du hast meine Fragen dreimal beantwortet; aber ich hatte mir eine andere Antwort erhofft. Du hast Geld verdient, doch das ist nicht dein Verdienst, denn das Geld gehört G-tt, wie geschrieben steht: ‚Mein ist das Silber und mein ist das Gold.‘ Er gibt dir Reichtum, Gesundheit und sogar dein Leben. Wenn ich dich frage, was du machst, meine ich damit deine guten Taten, die allein dir gehören. Spendest du Geld? Bist du freundlich zu anderen? Studierst du täglich die Tora? Das ist auf dieser Welt dein wahrer Besitz, der Einzige, den du selbst erwirbst, durch eigenes Streben. Ich will wissen, was du tust, nicht, was G-tt für dich tut.“