Reb Mendel Futerfas verbrachte 14 Jahre in harten sowjetischen Arbeitslagern.

Eines Abends waren alle Mitgefangenen deprimiert. Jeder klagte über etwas anderes. Einer war vor seiner Verhaftung Arzt gewesen. Seine Karriere war glanzvoll; aber dann nahm man ihn wegen Schwarzhandels fest. Ein anderer war Funktionär in der kommunistischen Partei. Er hatte die Schlüssel zur Macht in den Händen; aber plötzlich wurde er auf Befehl von oben ins Arbeitslager gesperrt. Ein Dritter war Professor und hatte mit seiner Familie ein ruhiges, friedliches akademisches Leben geführt. Dann wurde einer seiner Artikel für „konterrevolutionär“ erklärt. Jeder hatte eine traurige Geschichte erlebt, die in krassem Gegensatz zu seinem früheren Status stand.

„Und was warst du vor deiner Verhaftung?“, fragten sie Reb Mendel.

„Ich war Chassid. Und heute bin ich immer noch Chassid“, antwortete er. „Das Lager ändert nichts daran. Euer bürgerliches Leben hing von äußeren Kräften ab. Darum tut es euch weh, dass ihr dieses Leben verloren habt. Mein Leben hat sich immer auf das Innere konzentriert, und deshalb bin ich selbst unter diesen harten Bedingungen nicht niedergeschlagen.“