Der große Gelehrte Mosche ben Maimon (Maimonides), auch als Rambam bekannt, war ein guter Arzt und betreute den Sultan von Ägypten und dessen Familie. Er war nicht der einzige Arzt im Palast, aber weil der Sultan ihn den anderen vorzog, wurden diese neidisch und schmiedeten Pläne, um den Rambam beim Sultan anzuschwärzen.

Aber der Herrscher ließ sich nicht beirren. Jedes Mal, wenn ein Komplott fehlschlug, gewann der Rambam beim Sultan an Ansehen. Aber die Feinde des Rambam ruhten nicht.

Schließlich wurde der Sultan wütend. „Ihr Scharlatane gebt wohl nie auf! Wie oft wollt ihr noch mit euren dummen Geschichten und lächerlichen Anschuldigungen gegen ben Maimon zu mir kommen? Diesmal fordere ich euch auf zu beweisen, dass ihr dem jüdischen Arzt überlegen seid!“

Die Ärzte freuten sich, denn sie waren sicher, den verhassten Juden endlich auszustechen. Am nächsten Tag erschienen sie zur vereinbarten Stunde mit einem unbekannten Mann im Palast.

„Dieser Mann, Majestät, ist von Geburt an blind. Aber wir werden ihn vor Euren Augen heilen! Das kann Ben Maimon bestimmt nicht.“

Der Sultan schüttelte den Kopf. „Lügner! Es ist unmöglich, jemanden zu heilen, der blind geboren wurde.“

Daraufhin trat einer der Ärzte vor und rieb die Augen des Mannes mit einer Salbe ein. Alle starrten den Mann an und warteten auf das Ergebnis. Würde der Blinde wirklich wieder sehen?

Plötzlich schrie der Mann: „Ich kann sehen! Ich kann sehen!“

Noch bevor jemand ein Wort sagen konnte, wedelte der Rambam mit einem Schal vor dem Gesicht des Mannes.

„Welche Farbe hat dieser Schal?“, fragte er.

Der Mann antwortete selbstsicher: „Er ist rot!“

„Aha!“, sagte der Ramabam lächelnd. „Damit ist der Betrug entlarvt – wer von Geburt an blind war, kann keine Farbe erkennen, die er niemals gesehen hat!“

Der Sultan erhob sich von seinem Thron, nahm den Rambam bei der Hand und rief: „Ich hätte diesen Leuten keinen Augenblick trauen sollen!“

Rasch verließen die betrügerischen Ärzte den Saal und hofften, der Sultan werde sie trotz seines Zorns nicht bestrafen.