Was ist Tod? Dies wird am Besten mit einer anderen Frage beantwortet: was ist Leben?
Leben ist die Integration von Seele und Körper – das Selbst und sein körperliches Gefährt – in einer einzigen Einheit. Der Tod ist die Trennung von Körper und Seele in zwei separate Einheiten – eine Trennung des spirituellen Selbst von was einst das Gefährt desselbigen war.
Das Selbst ist die Seele, nicht der Körper. Der Körper wird zwangsläufig versagen, die Seele ist ewig und löst sich, sie ist ewig und unzerstörbar. Die Zeit, in der die Seele im Körper ruht und durch diesen handelt, ist lediglich eine Phase – obgleich die wichtigste – ihrer Existenz; eine Existenz, die vor dem körperlichen Leben beginnt und darüber hinaus anhält. Die Seele eines bekannten und geliebten körperlichen Wesens dieser Erde existiert auch nach dem Tode, sie bemerkt weiterhin alles, was in unserem Leben passiert und ist auch weiterhin der Empfänger unserer Liebe und unserer positiven Taten, die wir in ihrem/seinem Namen vollbringen.
Aber auch für den Körper ist der Tod nicht das Ende. Ein grundlegendes Prinzip des Judentums ist der Glaube an Techiat hametim, ("Auferstehung der Toten"), dass in der zukünftigen, g-ttlich perfekten Welt die Seele in einem wieder erschaffenen und wieder belebten Körper hergestellt wird, sodass die Seele einer bekannten und geliebten Person … weiterhin alles bemerkt, was in unserem Leben passiert und auch weiterhin der Empfänger unserer Liebe und unserer positiven Taten, die wir in ihrem/seinem Namen vollbringen ist … dass Körper und Seele wieder zu einem Lebewesen zusammengefügt wurden und die Früchte dessen genießen, was sie im heutigen Leben gemeinsam mit Mühe und drangsaliert erreicht haben.
Obwohl die Seele die höhere, geistliche Inkarnation des Selbst darstellt, so muss auch der Körper mit ultimativem Respekt und Unverletzlichkeit behandelt werden, wie sie der Träger der Seele verdient.
Dieses Verständnis vom Tod unterstreicht die jüdischen Sichtweise von Tod und Trauer. Alle Gesetze, Bräuche und mystischen Motive, die in Zusammenhang mit dem Tod stehen – vorher/nachher, Umgang mit dem Verstorbenen, Umgang mit Trauernden und die Arten des Gedenkens werden von einer Reihe von Gegensätzen getrieben. Das heißt:
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Wir tun alles in unserer Macht stehende, um Leben zu erhalten und den Tod zu vermeiden, da jeder Moment des Lebens heilig ist – es beherbergt die Gegenwart der Seele in unserer Welt und stellt einen integralen Bestandteil der g-ttlich bestimmten Mission des Lebens dar. Auf der anderen Seite wird der Moment des Todes als Willen des Wahrhaftigen Richters akzeptiert; er allein weiß, wann die Mission der Seele in der körperlichen Welt erfüllt worden ist.
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Wir betrauern das tragische Verschwinden des Verstorbenen aus unserem Leben und doch bejahen wir den weitergehenden Ablauf ihres/seines eigenen Lebens.
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Wir zeigen grundlegenden Respekt dem Körper gegenüber, dem nötigen und unverzichtbaren Behälter, der die Errungenschaften der Seele während des Lebens erst ermöglicht – und würden uns niemals vorstellen, nur den Körper zu betrauern.
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Wir streben nach lang anhaltender Erinnerung an den Verstorbenen – dennoch üben wir Praktiken aus, die den Glauben ausdrücken, der Verstorbene sei wahrhaftig unter uns.
Von diesen Gegensätzen leiten sich die fundamentalen Glaubenssätze des Judentums in Bezug auf Tod und Trauer ab:
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Bestimmung des Todeseintritts. Tod ist man, wenn die Seele den Körper nicht mehr animiert, nicht wenn der Körper die Seele nicht mehr ausdrücken kann. (Siehe Ende des Lebens)
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Was man mit dem Körper tut und was nicht. Der Körper muss wie ein heiliges Objekt behandelt werden – auf eine Art, die die Partnerschaft bei der ewigen Reise der Seele demonstriert. Zur selben Zeit darf er nicht behandelt werden als wäre er die Gesamtheit oder der primäre Aspekt der Person. (Siehe Trauerzeremonie und Begräbnis).
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Die Tiefen und Grenzen der Trauer. Man muss trauern, aber darf nicht verzweifeln aufgrund des Verlustes des Individuums. (Siehe Schiwa und Trauer)
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Gedenken und Verbindung. Wir üben geistliche Aktivitäten aus, die unsere fortgehende Beziehung zum Toten sowie seines weitergehenden Lebenswegs zum Ausdruck bringen. (Siehe Kaddisch und Gedenken)
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Nicht das Ende. Wir glauben, dass der Tod nur ein temporärer und rückgängig zu machender Zustand ist, ein Zustand des Lebens, nicht jedoch das Ziel.
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