Die jüdische Tradition mahnt uns, den Tod einer geliebten Person anständig zu betrauern und gibt die Praktiken und Rituale vor, die unsere Gefühle über den Verlust und den Kummer ermöglichen und zum Ausdruck bringen. Zur selben Zeit errichtet sie eine Folge von Zeitfenstern, in denen die Intensität unseres Trauerns fortschreitend abschwächt – von der stärksten Trauer direkt nach dem Tode zu der siebentägigen Schiwa, die der Beerdigung folgt zu der 30-tägigen Schloschim-Periode usw.

Trauer ist Ausdruck des Respekts dem Verstorbenen sowie seiner Stellung in unserem Leben gegenüber In anderen Worten: wir müssen trauern, aber wir müssen unserer Trauer auch Grenzen setzen. Überhaupt nicht zu trauern oder sich in den Abgrund des Kummers zu stürzen und dort gefangen zu bleiben –diese beiden Extreme sind schädlich für die Seele des Lebenden und des Verstorbenen. Die Trauer ist ein Ausdruck des Respekts gegenüber dem Verstorbenen sowie seiner Stellung in unserem Leben, so wie eine entscheidende Phase der Heilung für diejenigen, die den Verlust erlitten. Allerdings wünscht sich die Seele des Verstorbenen nicht, dass die Hinterbliebenen vor Kummer gelähmt sind. Im Gegenteil, den größten Nutzen hat die Seele wenn seine Geliebten zum aktiven, fröhlichen Leben zurückkehren, in dem ihre Gefühle der Liebe und Verehrung sich in Taten verwandeln, die die vergangene Seele ehren und seinen kontinuierliche Einfluss in unserer Welt bestätigen.

Fünf Phasen der Trauer, die den fünf Phasen des Heraufsteigens der Seele entsprechen

Diese (fünf) Phasen der Trauer entsprechen ebenfalls mit den Phasen des Heraufsteigens der Seele, wie sie sich allmählich von der materiellen Welt löst und eine weniger greifbare – jedoch nicht weniger reale – Gegenwart in unseren Leben einnimmt.


Die Welt wurde im Hinblick auf den Menschen erschaffen. Dies dauerte einen vollen Zeitzyklus – sieben Tage. Wenn die Schöpfung rückgängig gemacht wird und die menschliche Seele zu seinem Ursprung zurückkehrt, wird dies ebenfalls mit einem Wochenzyklus markiert: die Schiwa, sieben Tage, die die nächsten Angehörigen nur der Trauer über das Verlassen der Seele widmen und die restlichen Familienmitglieder, Freunde und die Gemeinde trösten sie mit ihrer Anwesenheit, ihrem Einfühlungsvermögen und mit Worten des Beileids.

Wir müssen trauern, aber wir müssen unserer Trauer auch Grenzen setzen Die traditionellen Worte, die dem Trauernden während der Schiwa gesagt werden sind: „Möge G-tt dich mit allen Trauernden Zions und Jerusalems trösten.“ In einem Brief an einem Vater, der sein junges Kind verlor, schrieb der Lubawitscher Rebbe:

„Auf den ersten Blick erscheint die Verbindung zwischen dem Trauernden, an dem diese Worte gerichtet sind und den Trauernden der Zerstörung Jerusalems verwirrend. In Wahrheit jedoch sind sie verbunden, da der Haupttrost, der diesem Spruche innewohnt, in seinem Inhalt liegt. Genauer gesagt, ist der Kummer über Zion und Jerusalem, allen Söhnen und Töchtern unseres Volkes, Israel, wo auch immer sie sein mögen, bekannt ... so wird die Trauer einer einzelnen Person oder Familie vom ganzen Volke geteilt. Denn unsere Weisen sel. A. haben gelehrt, dass alle Juden Bestandteil eines großen Organismus sind ....“

„Ein zweiter Punkt: ... So wie G-tt gewiss die Ruinen von Zion und Jerusalem wieder aufbauen und die entwurzelten Juden von allen Enden der Erde mit Hilfe unseres gerechten Moschiach zusammenbringen wird, so wird Er, ohne jeden Zweifel, den Kummer eines jeden beseitigen, das Versprechen in dem Vers 'Erwachte und singt, ihr, die ihr in der Erde ruht' erfüllen. Groß wird die Freude sein, die wahre Freude, wenn alle sich am Tage der Wiederauferstehung der Toten wiedervereinen ....“